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0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton
Autoren: Heinz Werner Höber
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er verhörte:
    »Tischen Sie uns doch keine Märchen auf, Mann! Glauben Sie denn, Sie haben eine Sammlung von Holzköpfen vor sich? Hier ist das FBI, Mann! Sagt Ihnen das nichts?«
    Der Gangster hatte sich den Kragen seines Hemdes aufgerissen. Seine Augen waren gerötet von den Nachwirkungen des Tränengases. Gesicht, Hals und Brust waren über und über naß von Schweiß.
    »Ich bin es nicht gewesen«, krächzte er mit heiserer Stimme. »Das war Fred.«
    »Welchen Fred? Mann, stellen Sie sich bloß nicht so faul an, sonst lernen Sie mich aber kennen! Glauben Sie, wir haben unsere Zeit gestohlen?« schrie unser Vernehmungsbeamter.
    »Fred Ackermann«, sagte der Gangster schnell.
    »Gehört er zu eurem Verein?«
    »Ja und nein. Er spielte doppelt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er machte bei uns mit. Aber er muß noch ein anderes Eisen im Feuer gehabt haben. Er hatte viel mehr Geld, als er von unserem Boß bekam.«
    »Sie meinen, daß er auch noch für eine andere Bande arbeitete?«
    »Ja. Genau wie Bill Rightword. Den ihr vor ein paar Wochen aus dem East River gefischt habt. Zuerst war unser Boß wütend, weil man einen Mann seiner Gang umgelegt hatte. Aber dann sagte er: Recht so. Wer bei uns abspringt, muß umgelegt werden. Um so besser, wenn es die anderen selber besorgen. Dann brauchen wir uns damit nicht die Finger dreckig zu machen.«
    »Nahm Bill nicht drei Koffer voll Blüten bei euch mit, als er von euch wegging?«
    »Blüten? Wir haben mit Blüten nichts zu tun. No, Falschgeld ist nicht bei uns. Wir haben uns nur mit Marihuana beschäftigt.«
    »Woher soll denn Rightword dann die drei Koffer Falschgeld gehabt haben, die man im Kofferraum seines Wagens fand, als man seine Leiche dort hineinpacken wollte?«
    »Die Blüten muß er von Mister Rieh haben.«
    »Mister Rieh? Wer ist das?«
    »Ach, so haben wir den Kerl getauft, der Ackermann und Rightword von uns wegholte. Weil er die beiden mit Geld geradezu fütterte. Deswegen sagen wir immer nur Mister Rieh zu ihm. Weil er eben so reich war.«
    »Und Sie glauben, daß Ackermann in dessem Auftrag Cotton ermordete?«
    »Das weiß ich genau.«
    »Woher?«
    »Von Ackermann selbst. Er bekam einen Anruf, als wir zusammen in unserer Stammkneipe saßen. Als er wiederkam, grinste er und sagte zu mir: ›Joe, ich weiß, daß du ein feiner Kerl bist. Deshalb will ich dir’s sagen: Ich haue ab von euch.' Ich habe gerade einen Auftrag erhalten, der mir fünfzehntausend Bucks einbringt. Damit setze ich mich ab. Ich brauche nur einmal mein Messer spielen zu lassen -schon gehört das Geld mir!‹ Ich fragte ihn, wen er umlegen sollte, da lachte er und sagte: Einen berühmten Mann. Den FBI-Schnüffler Cotton, noch nie gehört? Ich wollte ihm klarmachen, daß das viel zu gefährlich wäre, aber er ließ sich nicht überzeugen. Er sagte nur: ›Quatsch, die sind genauso sterblich wie wir alle. Ich werde es ihm schon besorgen. Danach fahre ich seinen Schlitten zu einer bestimmten Stelle, und dort wird mir der Boß den Lohn auszahlen. Dann setze ich mich ab!‹ Das sagte er, Sir, und dann ging er. Es muß ja wohl geklappt haben, denn bis heute habe ich Fred nicht wiedergesehen.«
    Einen Augenblick herrschte Totenstille. Dann sagte ich leise:
    »Diesen Fred wird niemand Wiedersehen. Er wurde an der Stelle, wo er den Wagen unseres ermordeten Kollegen hinfahren sollte, mit mehreren Kugeln ermordet und in den Hudson geworfen. Als wir ihn fanden, war nicht mehr viel von ihm übrig…«
    Dann ging ich schnell hinaus.
    ***
    »Ich muß nach Washington fliegen und den Fall an höchster Stelle vortragen«, sagte Mister High am nächsten Morgen. »Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich muß zugeben, daß wir völlig versagt haben. Wir haben einen Mann gesucht, der falsche Ein-Dollar-Noten herstellen und auf den Markt bringen ließ. Wir haben bei dieser Suche mehrere Banden und Einzelverbrecher gestellt, aber immer waren es die falschen. Wir haben durch den Auftrag dieses Unbekannten unseren fähigsten Kameraden verloren, und noch immer sitzt der wirkliche Mörder unbekannt im Dunkeln. Ich werde…«
    Mister High machte eine lange Pause. Sein Gesicht war blaß und wirkte wie eine marmorne Maske. Er wandte sich ab und ging zur Wand, wo die Tafel mit den Namen der gefallenen New Yorker FBI-Kameraden hing.
    »Hier wird noch der Name Jerry Cotton eingraviert werden müssen«, sagte er leise, so daß man es kaum hören konnte. »Aber diesen Tag möchte ich nicht erleben. Ich werde in Washington
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