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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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das Ende meiner Zeit kommen. Mein Einflußbereich reicht nicht mehr weit. Er ist örtlich begrenzt. In Tarhjit kann ich nicht mehr eingreifen. Du mußt das für mich tun, Zamorra. Sonst beginnen die Schrecken aufs neue. Saakuul kann wiedererstarken, wenn er in Freiheit gesetzt wird. Er muß nur jemanden finden, der die Schale mit Blut füllt. Dann wird er wie ein alles zerstörender Taifun über die Erde hinwegfegen. Ihr müßt das verhindern.«
    »Wir werden es versuchen«, antwortete Zamorra knapp. »Aber wie?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Ayscha. »Saakuul ist bereits stärker geworden. Der Bergrutsch, der euch um ein Haar begraben hätte, war sein Werk. Ich kann ihn wieder rückgängig machen, doch das ist das Letzte, was ich für euch tun kann. Ich werde dann vergehen. Helft euch, indem ihr Saakuul für immer zerstört.«
    Ayschas Stimme verwehte in den fernen Klängen einer Glasharfe. Zamorra schlug die Augen auf.
    Es war heller Tag. Unten vor der Burg stand der Landrover auf der zwar holprigen, aber befahrbaren Route 7086.
    ***
    Als sie wieder im Wagen saßen, herrschte betretenes Schweigen. Sie hatten Blicke in eine Vergangenheit getan, die anderen Sterblichen bisher verwehrt geblieben waren. Zamorra saß wieder am Steuer. Obwohl er mit seinen Gedanken immer noch den Erlebnissen - waren es Erlebnisse? - der vergangenen Nacht nachhing, mußte er sich zwingen, auf die Straße zu achten.
    Sah die sandige Stelle vor der Motorhaube des Landrover nicht aus, als sei dort eine Mine eingegraben? Waren die Steine ein paar Meter weiter nur aufgeschichtet, um eine tiefe, ausgewaschene Querrinne zu überbrücken oder um einen Sprengkörper zu verbergen?
    Die Angst vor den Minen wich schon bald der Angst um den Landrover. Erst brach die Auspuffhalterung, dann einer der vorderen Stoßdämpfer. Schließlich zeigten die flatternden Vorderräder an, daß auch die Lenkung nicht mehr lange mitmachte.
    Ein Paß gab die Aussicht auf ein Stück flache Wüste frei. Das Schollengebirge war bis auf wenige Reste abgetragen. Sie lagen verstreut in der ozeanischen Weite einer mit Verwitterungsschutt aufgefüllten Ebene, gigantischen Wracks einer im Orkan gestrandeten Flotte gleich, halb versunken. Gekentert. Geschwungene Gesteinsschichten rannten wie erstarrte, steinerne Brecher gegen sie an.
    Der Landrover kam wieder besser voran. Das Tempo ließ sich steigern. Am späten Nachmittag erreichten sie den Canyon von Amtouti, und dahinter lag bereits Tarhjit.
    Sie hatten es geschafft.
    Mit dem Einbruch der Dunkelheit erreichten sie die Ausgrabungsstelle. Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, wuchs Zamorras Erregung an, denn die Gegend kam ihm vertraut vor. Er hatte sie bereits einmal gesehen. Ayscha hatte sie ihnen gezeigt. Hier war Saakuuls Burg gestanden. Hier waren Ayschas Männer verblutet.
    Ein Europäer rannte ihnen entgegen. Er hatte sich seit jener Nacht in einem Café in Antwerpen nicht sehr verändert, und Zamorras Personengedächtnis war vorzüglich.
    Er stieg auf die Bremse und kletterte steifbeinig und mit knurrendem Magen aus dem Landrover. Auch Justin Malder erkannte sie sofort wieder. Nur zog er sich Nicoles Mißbilligung zu, als er sie mit »Monsieur« anredete. Unter der dicken Staubschicht war sie nicht mehr als Frau erkennbar.
    Justin Malder überfiel sie mit einem wahren Wortschwall. Er war so wenig zu bremsen wie ein Wasserfall. Zamorra hätte dem jungen, eifrig dahinplaudernden jungen Mann eine Menge mehr zu erzählen gehabt, aber er hielt sich zurück.
    Immerhin erging sich Justin Malder nicht in Ausschweifungen. Er erzählte seine Geschichte so präzise, als würde er einen wissenschaftlichen Bericht verfassen. Zamorra hatte nicht den Eindruck, daß Justin Malder auch nur mit einem Wort übertrieb. Was als Quintessenz seiner Erzählung übrigblieb, war aufrüttelnd genug.
    »Sie können etwas mit dieser konfusen Geschichte anfangen, Professor Zamorra?« fragte er, und ihm war anzusehen, daß er nach einem »Ja« förmlich gierte.
    »Sie war äußerst informativ«, gab er zu. »Kann ich mal diesen Anhänger sehen?«
    Justin Malders Hand fuhr in die Tasche. Er überreichte ihm die Miniatur des Sarkophags mit einer Abscheu, als hätte er nicht ein Stück Gold, sondern eine dicke, fette Made auf der Hand.
    Zamorra wog prüfend den Talisman. Nur zwei Gramm Gold höchstens. Doch wieviel Unheil konnte es anrichten, wenn es in die falschen Hände geriet!
    Der Dämonenjäger musterte Justin Malder aus zu Schlitzen
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