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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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umgehen sollte als mit dem eigenen Augenlicht.
    Und nun schwang derselbe Wissenschaftler die Spitzhacke hoch über seinen runden Schädel und die breiten Schultern. Entweder die sengende Hitze hatte ihn verrückt gemacht oder die tatsächlich kurz bevorstehende Entdeckung.
    Es stimmte - nach mühseliger Kleinarbeit hatten sie den Eingang zu einem Gewölbe freigelegt. Die Art, wie die Steinquader aneinandergefügt worden waren, erinnerte entfernt an die Bauweise der Vorratsburgen wie Id Aissa oder Ait Aodallah und war doch wieder ganz anders. Irgendwie anmutiger und nicht so archaisch.
    Justin Malders Nackenmuskulatur kontraktierte schmerzhaft, als Stahl auf Stein traf. Funken sprühten. Der Professor legte sich ins Zeug wie ein Steinbrucharbeiter.
    Die Veränderung war dem Assistenten schon vor etwa drei Tagen aufgefallen, als sie den schräg abwärts führenden Gang entdeckt hatten. Von da an war van Straaten plötzlich nervös geworden. Und ungerecht und noch härter. Diese Veränderung in van Straatens Verhalten kam Justin Malder beinahe unheimlich vor, denn der Professor warf nun alles über Bord, was er während seiner Seminare an der Universität von Antwerpen gelehrt hatte. Dort, wo man mit Borstenpinsel oder Spachtel hätte arbeiten müssen, setzte ér nun die Brechstange an. Oder einen Pickel, so wie jetzt.
    Aber Justin Malder hatte Ähnliches schon gehört. Im Fachjargon nannte man van Straatens Reaktion den »Schliemann-Koller«. Auch der Entdecker Trojas hatte in seinem Übereifer ziemlich viel kaputtgemacht, was später nicht mehr zu retten gewesen war.
    Die Schläge hallten laut im konisch nach unten verlaufenden Gang, den sie freigelegt hatten und der vor einer schmalen Steinpforte endete.
    Der Abschluß des Gangs war wie aus einem Stück, doch Malder hatte links in Hüfthöhe eine Fläche ausgemacht - nicht größer als eine Männerhand die etwas aus dem Verschlußstein herausragte und von einer Erdkruste verdeckt war.
    »Nicht!« schrie er noch, doch er kam mit seiner Warnung zu spät. Unter dem nächsten Schlag der Spitzhacke splitterte die Kruste ab.
    Ganz kurz nur wurde ein Relief sichtbar. Es zeigte einen Reptilienkopf. Darüber die Abdrücke von Fingerkuppen einer zierlichen Hand und darunter ein Symbol, wie Justin Malder noch nie eines zu Gesicht bekommen hatte. Doch der wissenschaftliche Assistent fing noch den flüchtigen Eindruck auf, es könne sich dabei um eine Art Siegel gehandelt haben.
    Dann krachte der zweite Pickelschlag auf dieses Relief, und dieser zweite Schlag zerstörte es. Gleichzeitig rutschte der Stein in den Raum hinter der Pforte. Ein pechschwarzes Loch blieb.
    Urplötzlich darauf ein irrsinnig lautes Kreischen, das dem jungen Archäologen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Kreischen, als hätte die Hölle selbst ihre Pforten geöffnet, und die Schreie der Verdammten gellten nun herauf auf die Erde.
    Der Professor schwang seine Spitzhacke nicht mehr. Er stand da wie versteinert. Mit steigendem Unglauben nahm er wahr, wie die Schweißperlen auf seiner Stirn zu winzigen Eiskristallen gefroren. Und das bei vierzig Grad im Schatten!
    Zwei, drei Sekunden dauerte dieser Spuk an, dann blieb die Gluthitze Sieger, sog den Eishauch aus der Gruft auf und neutralisierte ihn.
    Die Blässe auf van Straatens Gesicht konnte sie nicht neutralisieren.
    Ebenso wie sein Assistent und einige herumstehende Arbeiter in zerschlissenen Hosen wurde er Zeuge, wie die Steintür wie von Geisterhand geschoben zur Seite schwang und rechts neben der Pforte im gewachsenen Fels verschwand. Fast wie die Gleittüren eines Aufzugs.
    Nur gab diese Steintür nicht den Weg in eine Liftkabine frei, sondern in einen Hort des Grauens…
    ***
    Raffael Bois servierte eisgekühlte Getränke am Swimmingpool in der Anlage des Château de Montagne. Die Septembersonne begann das Laub an den Bäumen zu vergolden. Es war ein Bilderbuchnachmittag.
    Schöner als jedes Bild jedoch war Nicole Duval, die sich auf einer Liege räkelte und dem noch warmen Gestirn jeden nur erdenklichen Quadratzentimeter ihres makellosen Körpers preisgab. Von drei Winzigkeiten abgesehen, die von einigen Fetzchen Stoff verdeckt waren, die man nur ihrer knallroten Farbe wégen nicht übersehen konnte.
    »Danke, Raffael«, sagte Professor Zamorra. »Wir brauchen Sie jetzt nicht mehr.«
    Das grauhaarige Faktotum des Schlosses deutete eine knappe Verbeugung an und zog sich zurück.
    Bill Fleming bediente sich vom Tablett.
    »Du hast es verdammt
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