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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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schön hier«, meinte er und nippte an einem vom Wasser milchigweiß gewordenen Glas Pernod. Zamorras Freund sah dabei Nicole an, die nicht nur Professor Zamorras Sekretärin war. Manchmal ein Grund für den Historiker und Allround-Wissenschaftler aus den Staaten, auf den Herrn von Schloß Montagne neidisch zu werden. Besonders in leicht depressiven Situationen wie dieser.
    Deprimiert war Bill, weil er wieder abreisen mußte, nachdem er einen Kurzurlaub im herbstlich werdenden Loire-Tal verbracht hatte. Die Hektik des New Yorker Alltags wartete auf ihn. In vier Stunden würde seine Maschine von Paris aus zu ihrem Nonstopflug starten.
    Zamorra grinste jungenhaft. Dem durchtrainierten, athletisch gebauten Mann in den besten Jahren und mit den grau werdenden Schläfen sah man den Wissenschaftler nicht an, und trotzdem war er einer der bedeutendsten Parapsychologen und Okkultisten des gesamten Erdballs. Was ihn jedoch noch mehr über seine Kollegen hinaushob, war der Besitz eines zauberkräftigen Amuletts. Freude und Bürde zugleich.
    Freude war ihm das magische Medaillon deshalb, weil es die bösen Kräfte aus den Reichen der Finsternis vernichten half - und Zamorra haßte alles Böse und eine Bürde war ihm das Amulett, weil ihm aus dessen Besitz und seiner Einstellung zu den Dingen dieser Welt eine Verantwortung erwuchs, der sich Professor Zamorra nicht entziehen wollte.
    Manche bezeichneten ihn respektlos als »Dämonenjäger«, doch der hochgewachsene Mann sah darin keine Beleidigung, wie ihn überhaupt nur sehr wenig betroffen machte. Er war eine in sich gefestigte Persönlichkeit und finanziell unabhängig obendrein.
    Zusammen mit Nicole hätte er das Paradies auf Erden gehabt.
    Doch er hatte auch sein Amulett…
    In den letzten Tagen jedoch hatte das silberne Wunderding aus der Schmiede Merlins keine Rolle gespielt. Zamorra, Nicole und Bill hatten die Tage genossen, kleine Ausflüge gemacht, sich kulinarisch verwöhnen lassen und einigen edlen Tropfen hervorragendster Provenienzen heftig zugesprochen. Alle drei hatten eine rundherum schöne Zeit verbracht, und so wurde Bill Flemings Zustand verständlich.
    Zamorra las in Bills Gedanken wie in einem offenen Buch, und er brauchte dazu nicht einmal seine nur übersinnlich zu nennenden Kräfte in Anspruch zu nehmen. Was Bill in diesen Minuten dachte, war ihm ins Gesicht geschrieben. Am liebsten hätte er seinen Lehrstuhl Lehrstuhl sein lassen und wäre auf Château de Montagne geblieben.
    Nicole erhob sich graziös von ihrer Liege, ging zur fahrbaren Bar aus Korbgeflecht und angelte sich vom Tablett einen verheißungsvoll in den Strahlen der schrägstehenden Sonne schimmernden Cuba Libre.
    »Nimm’s nicht so tragisch, Bill«, sagte sie. »Wir müssen auch wieder ans Werk. Zamorra ist eben dabei, ein neues Buch anzufangen. Und du kennst ihn ja. Er ist Perfektionist. Jedes Wort muß sitzen.« Sie seufzte und sah traurig ihre grünlackierten Fingernägel an. »Adieu, ihr Lieben. In spätestens drei Tagen seid ihr abgebrochen.«
    Bill grinste. Etwas freudlos, wie es schien. Dann hob er sein Glas.
    »Es ist wirklich verdammt schön hier. Wann sehen wir uns wieder?«
    »Bald«, versprach Zamorra und stand ebenfalls auf. Er ahnte noch nicht, wie schnell dieses Versprechen eingelöst sein würde. »Sollen wir dich wirklich nicht nach Paris begleiten?«
    »Aber nein doch. Aus dem Ammenalter bin ich heraus. Ich werde meinen Flug nicht verpassen. Das verspreche ich euch.«
    »Wie du willst, Bill«, meinte Professor Zamorra. »Ruf an, wenn du gelandet bist.«
    »Okay, Papi. Das tue ich. Laßt es euch gutgehen.«
    Sie prosteten sich zu. Nicole im Super-Mini-Tanga, Professor Zamorra in der Badehose und Bill Fleming im Reiseanzug.
    Nicole und Zamorra schlüpften in Bademäntel, als sie Bill zur Auffahrt zum Château begleiteten. Raffael hatte das Gepäck schon bereitgestellt. Der Chauffeur eines Mietwagens, der Bill nach Orléans brachte, verstaute es gerade im Kofferraum. Von Orléans aus wollte Bill den Schnellzug nehmen.
    Der Abschied fiel herzlich aus. Nicole drückte Bill noch einen feuchten Kuß auf die Wange, um ihn mit seinem Schicksal zu versöhnen. Die Gastgeber sahen der Limousine nach, bis sie zwischen den Alleebäumen verschwunden war.
    »Nun«, meinte Zamorra nachdenklich. »Dann ist unser kleiner Urlaub auch wieder zu Ende, Chérie.«
    Nicole zeigte den hübschesten Schmollmund, den sie aufzubieten hatte. Er war wirklich küssenswert.
    Zamorra handelte
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