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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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Handbreit. Mit erstarrten Gesichtszügen tat er, was sein Instinkt ihm eingab.
    Als auch der letzte Rest der Miniatur zerschmolzen und durch das Silber von magischen Beimischungen gereinigt war, ließ sich der Deckel mit dem Druck eines Fingers beiseite schieben.
    Zamorra blickte hinab auf eine blutrote Schale. In ihrem Inneren brodelten giftiggrüne und bläuliche Nebel. Sie wollten zur Seite weichen, stießen jedoch überall auf Widerstände.
    Mit zeitlupenhafter Langsamkeit ließ der Dämonenjäger sein Amulett in den Sarg hinunterpendeln. Das Amulett vollführte zuckende Kreise, durchbrach alle Schranken, die sein tieferes Eindringen verhindern sollten.
    Das Medaillon durchdrang auch die sich windenden Nebelschwaden, erreichte den Grund der Schale, die den Fortbestand Saakuuls überhaupt erst ermöglicht hatte.
    Ein klirrendes Bersten, ein bestialisch lauter Schrei, als Amulett und Schale sich berührten. Ein Fauchen wie aus tausend Höllen. Pestatem wirbelte durch die Luft, aber Zamorra harrte aus. Er wich keinen Millimeter, denn er sah, welchen guten Schaden die Kräfte seines Amuletts anrichteten. Inmitten dieses Infernos tat er seine Pflicht.
    Der obere Rand der Schale bröckelte ab, Facetten zerbröselten, das Eigenstrahlen ließ nach, bis die wenigen Bruchstücke des magischen Behälters stumpf und leberrot geworden waren, bis auch sie zu Staub zerfielen. Am Schluß war nur mehr eine schmutzigbraune Kruste zu sehen, aber auch sie war nicht von Bestand, als sie mit dem Amulett in Berührung kam.
    Nach diesem bestialischen Lärm trat Totenstille in der Grotte ein.
    Justin Malder hatte seine Angst überwunden. Er kam die Schräge heruntergestürmt.
    »Was ist los?« brüllte er.
    »Es ist vorbei«, antwortete Zamorra leise.
    ***
    Sie brachen noch in derselben Nacht nach Bou-Izakarn auf, von wo aus sie nach Rabat und von dort nach Paris und New York weiterfliegen konnten. Auf Bill warteten die Vorlesungen, auf Zamorra die Studien. Justin Malder konnte sie nicht halten.
    Doch zum Abschied erbat sich Zamorra den Siegelstein als Andenken.
    Justin Malder zögerte eine Weile.
    »Eigentlich müßte dieser Stein in ein Museum.«
    »Für ein Museum ist er nicht von Wert«, meinte Zamorra. »Viel wichtiger ist es jetzt, daß Sie das Alter dieses Freskos datieren, bevor es zerfällt. Konservieren Sie es, denn es liefert den endgültigen Beweis, daß die Wüste während der letzten Eiszeit fruchtbar war, daß Menschen in ihr lebten.«
    »Hm. Ich bin Ihnen dieses Ding wohl schuldig«, meinte Justin Malder. »Behalten Sie es. Sie werden das wohl nicht an die große Glocke hängen.«
    »Nein, nein. Ganz bestimmt nicht. Für mich ist der Stein lediglich von ideellem Wert.«
    Als Zamorra den Landrover nordwärts lenkte, dachte er an Ayscha, an die Letzte eines ausgestorbenen Geschlechts.
    Ob sie mit Saakuul, ihrem dämonischen Bruder, fortgegangen war?
    Zamorra lauschte in den Fahrtwind, während die vergitterten Scheinwerfer des Landrovers Lichtkegel aus der Dunkelheit schnitten. Er hätte tausend Eide geschworen, plötzlich das sphärische Klirren einer Glasharfe zu hören…
    ENDE
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