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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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herumstehen. Die Zeit drängt. Ich werde dir oben im Schloß alles erklären.«
    Zamorra war durch das Gespräch so gefesselt gewesen, daß er der Ruine oben auf der Bergkuppe keine Beachtung mehr geschenkt hatte.
    Sie war keine Ruine mehr.
    Zamorra konnte sich nicht erinnern, daß ihn ein Bauwerk jemals so beeindruckt hätte.
    Ayscha hatte von einem Schloß gesprochen. Es war mehr als das. Es war ein Palast…
    »Bill!« rief Zamorra, als er sich erinnerte, daß sein Freund ja auch noch da war.
    Aber Bill lag am Boden.
    Jetzt war er ohnmächtig geworden.
    Der letzte Rest des Bourbons kam dahin, wo Bill Fleming ihn von Anfang an hatte haben wollen.
    In seinen Magen.
    Bill wachte auf.
    ***
    »Omannomann…«, stöhnte Bill, als Zamorra ihn über die neuen Sachverhalte aufgeklärt hatte, und er musterte Nicole mit düsterem Blick. Er tat sich schwerer damit, Dinge zu glauben, die nicht in sein von den Naturwissenschaften getragenes Denkgebäude paßten. Doch andererseits hatten ihm die Jahre mit dem Freund auch bewiesen, daß man den Okkultismus mit der Mathematik auf eine Stufe stellen mußte. Auch die Dämonologie war ihren eigenen Gesetzen unterworfen, wenngleich sie weitaus bunter und schillernder und in den allermeisten Fällen auch gefährlicher war als die an den Fakultäten der Universitäten gelehrten Fächer.
    Doch das mit der Gefährlichkeit war relativ, hatte Zamorra ihm einmal gesagt.
    Waren es nicht die herkömmlichen Wissenschaften gewesen, die so schreckliche Dinge wie eine Wasserstoffbombe hervorgebracht hatten?
    Bill brauchte einige Zeit, bis er Zamorras Eröffnungen verdaut hatte.
    Doch dann stand er wieder seinen Mann. Und er stand ihn an Zamorras Seite.
    »Nicole« winkte hinauf zum Eingang des Palastes. Urplötzlich darauf wurde das Tor geöffnet. Irgendwelche Wesen waren nicht zu sehen. Doch eine Art Plattform mit Füßen darunter kam heraus. Die winzigen Füße trippelten den Berg herunter. Ein wenig sahen sie aus wie Saugnäpfe, doch sie hatten sichtbare Gelenke, die sie flink bewegten. Kurz darauf hielt das seltsame Fortbewegungsmittel vor den dreien an.
    »Setzt euch«, sagte Ayscha-Nicole. »Wir brauchen nicht zu laufen.«
    Zögernd nahm zuerst Bill Platz und dann Zamorra. Die »Königin der Toten« stellte sich zwischen sie und sagte etwas in einer zischelnden, kehligen Sprache ohne jeden Vokal. Für menschliche Zungen war diese Sprache ungeeignet. Genausowenig, wie ein Mensch mit Schaltkreisen eines Computers in direkten Kontakt treten konnte.
    Das »Gefährt« setzte sich in Bewegung. Keine Erschütterungen unter ihnen. Es schwebte wie auf Luftpolstern.
    Im Inneren des Palastes hielt es an. Mit der Passierung des Tors waren sie in einer anderen Welt gelandet. Nichts, aber auch gar nichts erinnerte an menschliche Architektur.
    Zamorra hatte den Eindruck eines gewaltigen »Baus« im Sinne einer Behausung von Tieren. Und doch war dieser Vergleich wiederum in keiner Weise zutreffend. In einem von fremdartigen Gewächsen bestandenen Hof stiegen sie von der Plattform. Von den ihn umgebenden Wänden strahlte irisierendes Licht ab. In den Wänden waren Löcher, symmetrisch wie die Waben eines Bienenstocks, doch sie waren achteckig.
    Was Zamorra jedoch am nachhaltigsten auffiel, war diese ungeheuere Stille, die Ermangelung eines jeden Geräusches. So mußte ein Mensch sich fühlen, der, in einen Raumanzug eingehüllt, von allen Kontakten zum Raumschiff abgeschnitten allein im Weltall schwebte.
    Der Palast war tot, und Zamorra wurde es klar, daß er nur die Illusion eines Palastes sah.
    »Es stimmt«, sagte die melodische Altstimme. »Alles, was ihr seht, ist nur Illusion. Es existiert nur in euren Gedanken. Ich wollte euch nur zeigen, wie es vor vielen, vielen tausend Jahren einmal hier ausgesehen hat. So lebte unsere Rasse, als wir noch unsere Körper hatten. Später brauchten wir keine Burgen und Paläste mehr.«
    Die Umgebung veränderte sich und nahm bekanntere Formen an. Zamorra und Bill wurden in eine der Fluchtburgen versetzt, wie man sie heute noch im südlichen Anti-Atlas als Touristenattraktion antreffen konnte. Der Platz, auf dem sie standen, zersplitterte in zahlreiche Innenhöfe, die Gewächse verschwanden und machten gelbem Lehmboden Platz. Zedernholztüren verschlossen die langen Felsentunnel, die die Innenhöfe miteinander verbanden. Die Höfe waren zugleich Treppenhäuser ohne Dach: Schieferplatten, in den Wänden verankert, ragten ins Innere der Höfe - Trittsteine, über die man
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