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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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die Menschen und ließ es zu, daß sie sich bewaffneten. Ihre Bewaffnung war unzureichend, doch die körperlose Zauberin vertraute auf die Macht ihrer weißen Magie.
    Und unterschätzte sie. Sie konnte nur einen Teilerfolg verbuchen. Ihr eigentliches Ziel - Saakuul für immer zu vernichten - erreichte sie nicht ganz.
    Menschenmassen sammelten sich zu einer Heerschar vor der Burg. Sie bestiegen die seltsamen Plattformen, die Zamorra und Bill bereits kennengelernt hatten, nur waren diese Plattformen weitaus größer. Um die hundert Mann fanden jeweils darauf Platz. Sie hatten die Order, Saakuuls Burg zu nehmen.
    Die »Gefährte« schossen in südwestlicher Richtung davon. Ungefähr dorthin, wo heute Tarhjit liegt, aber Tarhjit gab es damals noch nicht. Dafür gab es südlich davon eine Burg, deren letzten Rest Professor Dr. Harri van Straaten entdeckt hatte.
    Ayschas Untertanen warfen sich den himmelstürmenden Mauern aufopferungsvoll und mit dem Mut der Verzweifelten entgegen. Sie rannten in einen Pfeilhagel; trotzdem gelang es ihnen, die Mauern zu erklimmen. Auf den Zinnen spielten sich wütende Zweikämpfe ab. Auch die andere Seite mußte Verluste einstecken, doch schon bald stand fest, wer am Ende siegen würde.
    Die Truppen Ayschas würden es nicht sein. Zwar waren sie den Männern Saakuuls an Mut und Ehrgeiz überlegen, doch sie konnten nichts gegen die säbelschwingenden Skelette ausrichten, die plötzlich wie die Kellerasseln aus ihren Verstecken krochen.
    Ein Schreien und Wehklagen hub an. Bald waren die Angreifer auf ein winziges Häuflein zusammengeschmolzen, das mit dem Rücken zur Wand gegen eine hoffnungslos große Übermacht kämpfte.
    Sie starben bis zum letzten Mann obwohl zehn Gegner auf einen von ihnen gingen. Die Skelette versetzten ihnen schließlich den Rest.
    Dann erst kehrte Ruhe ein.
    Doch plötzlich war ein Heulen wie von einem Sturm in der Luft. Die Sonne wurde von einem riesigen, mit Flügeln bewehrten Reptil verdunkelt. Ayscha hatte Gestalt angenommen.
    Endlich und zu spät hatte sie eingesehen, daß sie ihrem Bruder mit den Mächten der schwarzen Magie gegenübertreten mußte, und das tat sie jetzt, Mit der heißen Inbrunst der Verzweiflung.
    Sie verschonte die Menschen, doch um so erbarmungsloser attackierte sie die Gerippe.
    Zamorra hatte jetzt Verständnis dafür, daß Ayscha sich ihm vorher nicht in ihrer wahren Gestalt hatte zeigen wollen. Für Menschenaugen war sie ein abstoßend häßliches Geschöpf. Aber Zamorra sah sie jetzt nicht mehr mit den Augen eines Menschen. Er war sensibel genug, ihre tiefe Verzweiflung, ja, ihren Haß auf Saakuul nachzuempfinden.
    Der riesigen Flugechse wurde kaum Widerstand entgegengesetzt. Zu überraschend war es zum Durchbruch ihres Hasses gekommen, zur Umkehrung ihrer Gutmütigkeit und ihrer Sanftmut, die sie vorher an den Tag gelegt hatte.
    Als Saakuul reagierte, war es schon fast zu spät, seine Armee von Skeletten war aufgerieben. Die Menschen, die noch verblieben waren, flüchteten überhastet und panikartig.
    Die Echse ließ sich in die Burg hinab, faltete die Flügel und stand inmitten der toten Menschen. Der Anblick riß die letzten Bastionen ihrer Zurückhaltung nieder.
    »Saakuul!« gellte sie fordernd und sperrte den Rachen mit den Dreierreihen spitzer Zähne weit auf. »Saakuul! Stelle dich!«
    Doch Saakuul dachte nicht daran.
    Bestürzt über die Entwicklung der Ereignisse, suchte er sein Heil in der Flucht. Er wagte es nicht, sich dieser Furie entgegenzustellen, die sich nun seiner eigenen Mittel bediente, um ihn zu zerstören. Als hätte er es geahnt, daß sie sich am Ende als die Stärkere erweisen würde, nachdem sie ihre einzige Schwäche, die Güte, abgelegt hatte und zuschlug wie die Fluten eines niedergerissenen Dammes. Hemmungslos alles vernichtend, was ihr in die Bahn geriet.
    Als Saakuul sich nicht zeigte, da wußte sie, daß sie bereits einen halben Sieg errungen hatte. Doch um welchen Preis! Die Menschen, die sich in ihren Schutz begeben hatten, die ihr vertraut hatten, es gab sie nicht mehr, und das machte Ayscha bitter und böse. Nicht jedoch ungerecht.
    Ihr Bruder sollte bezahlen!
    Nicht mit dem Tode, denn er war nicht sterblich. Aber es gab eine noch schlimmere Strafe für ihn.
    Die Verbannung. Seine Vertreibung aus der Welt der Lebenden.
    Ayscha verwandelte sich in eine Schlange. Mit ihrem starken Körper durchbrach sie die Verriegelungen zu den Tunnels und Gängen, die hinunter in die Verliese und Keller der Burg
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