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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen
Autoren: Franc Helgath
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Justin Malder und dachte mit Schrecken daran, daß er nun wieder in diese modrige Gruft hinunter mußte, denn bisher war keiner der Arbeiter dazu zu überreden gewesen, den Wissenschaftlern in das Loch zu folgen. Sie hatten ihre Fackeln selbst tragen müssen.
    Jareff stellte die Akkulampe ab und wischte sich die schweißigen Hände an seinem Kaftan trocken.
    »Was soll das?« fragte Justin Malder mit gerunzelter Stirn. »Sie sollten die Leuchte dem Professor bringen.«
    Hassan al Jareff schüttelte entschieden den Kopf, grinste jedoch weiter.
    »Ich bin kein Handlanger, Monsieur. Eben fragte ich mich schon, warum ich die Lampe schon so weit geschleppt habe.«
    Wieder die alte Tour, dachte Malder und griff in seine Hemdtasche, wo er immer einige kleinere Scheine und Münzen stecken hatte. Doch zu seinem Erstaunen wehrte der Marokkaner ab. Zum ersten Mal, seit er ihn kannte.
    »Non, Monsieur. Sie haben mich mißverstanden. Ich will nicht dort hinunter. Niemand von uns will das.«
    Justin Malder wollte auch nicht, aber das konnte er dem Mann schlecht sagen.
    Deshalb schluckte er die ärgerliche Bemerkung, die sich ihm auf die Zunge gedrängt hatte, hinunter und bückte sich nach der Batterieleuchte. Es war sinnlos, sich mit Jareff in Diskussionen einzulassen. Der junge Archäologe kam mit diesem Menschenschlag nicht zurecht. Er verstand die Leute ebensowenig wie ihre Sprache.
    »Wann wird bezahlt?« fragte der Dolmetscher. »Die Sonne geht bald unter.«
    »Der Professor macht das. Wie immer.«
    »Ich glaube nicht, daß der Professor noch nach oben kommt, bevor die Akkumulatoren leer sind«, meinte der Marokkaner. »Er ist ein - wie sagt man doch gleich in Ihrer Sprache? - ach ja - er ist ein ›Eiferer‹. Ein Mann, der nicht von seinem Ziel abläßt, bis er es erreicht hat.«
    Damit hatte Hassan al Jareff den dickköpfigen Flamen zwar treffend charakterisiert, doch Justin Malder kam es vor, als wollte der Dolmetscher seinen Worten einen Doppelsinn geben.
    Aber der wissenschaftliche Assistent van Straatens hatte nicht mehr die Zeit, groß darüber nachzugrübeln. Sein Boß war tatsächlich sehr unleidlich geworden. Ob wirklich nur der »Schliemann-Koller« dahintersteckte?
    Justin Malder begann, daran zu zweifeln.
    Aber er beantwortete die Frage des Arabers: »Der Professor wird schon kommen.«
    Hassan al Jareff verbeugte sich spöttisch. Dabei rutschte ihm ein winziger Talisman aus dem Ausschnitt seines Kaftans. Die Miniatur einer Truhe mit eigenartig geformtem Deckel. Entfernt erinnerte er an das Dach einer Pagode. Der Araber bemerkte nichts davon, und Justin Malder machte sich endgültig auf den Weg zurück.
    Er war ein junger Mann, der rationales Denken praktisch mit der Muttermilch eingesogen hatte. Schon sein Urgroßvater war Wissenschaftler gewesen und den nachfolgenden Generationen waren keine anderen Berufe eingefallen.
    Trotzdem beschlich ihn sofort wieder dieses beklemmende Gefühl der Angst, als er sich dem Grotteneingang näherte. In Gedanken schimpfte er sich einen einfältigen Narren, dessen Nerven unter der Knute van Straatens gelitten hatten. Dabei hätte er sich doch freuen sollen. Es schien tatsächlich, als ob sein Chef einen archäologischen Jahrhundertwurf gelandet hätte.
    »Wo bleiben Sie denn, Malder?« kam es ihm aus dem Dunkel entgegen. »Habt ihr euch denn alle mit der Schlafkrankheit infiziert?«
    Justin ersparte sich eine Antwort. Er stellte den schweren Akku dort ab, wo der Lichteinfall endete.
    Mit ein paar geschickten Handgriffen stöpselte er die Kontakte, die den Quarzbrenner zum Leuchten brachten. Für Augenblicke schloß er geblendet die Augen.
    Dann machte er van Straaten aus, der schützend die eine Hand vors Gesicht hielt.
    Wie hatte dieser Mann sich innerhalb kürzester Zeit verändert!
    Justin Malder kam er älter vor. Greisenhafter. Kam das davon, daß jede Farbe aus seinem Gesicht gewichen war? Oder war nur das Licht zu hart? jedenfalls schimmerte das Haar silbrigweiß, und die vormals rosigen Wangen waren eingefallen. Noch vor einer Stunde hätte man meinen können, Professor Dr. Harri van Straaten wäre ohne Wangenknochen zur Welt gekommen. Jetzt stachen sie spitz aus dem scheinbar schmaler gewordenen Gesicht.
    Der junge Archäologe zuckte zusammen. Und schon war diese unerklärliche Angst wieder in ihm und um ihn hemm, ein naßkalter Schleier panischen Entsetzens, das ihn aus jedem Winkel dieser Grotte anspringen wollte.
    Er hörte gar nicht zu, wie van Straaten etwas zu
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