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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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wurde Humphrey schweigsam wie eine Auster.
    Als wir gingen, waren wir nicht viel klüger als vorher.
    Auf dem Rückweg aßen wir schnell eine Kleinigkeit und machten, dass wir wieder ins Office kamen. Auf meinem Schreibtisch lagen die MORNING NEWS. Ich überflog die Schlagzeilen und verzichtete darauf den Rest zu lesen. Nur die Inserate sah ich durch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese sehr oft tausendmal interessanter sind als der übrige Text. Die Stellenangebote waren witzlos wie immer. Man suchte Angestellte, möglichst nicht über 25 Jahre, aber mit langjähriger Erfahrung. Ein paar Frauen suchten »auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege« einen »edeldenkenden Herrn«, und so ging es weiter. Unter der Rubrik: Finanzen erregte eine Überschrift meine Aufmerksamkeit.
    WER RISKIERT 100 DOLLAR?
    Ich suche tausend Personen, die je 100 Dollar für die Beteiligung an einer Ölquelle übrig haben. Dies ist das vorteilhafteste und sicherste Angebot, das Ihnen jemals gemacht wurde. Ich garantiere Ihnen nicht nur einen Anteil an der Quelle, wenn sie sich als ergiebig erweist, sondern verpflichte mich außerdem, die investierten hundert Dollar unter allen Umständen nach Ablauf von neun Jahren zurückzuzahlen. Sie gehen nicht das geringste Risiko ein. Sie erhalten Ihr Geld auf alle Fälle zurück.
    So ging es weiter im Text. Wenn das kein Schwindel war, so wollte ich Meyer heißen. Also wieder ein Ölschwindel, und dabei fiel mir ein, dass Betrüger gewöhnlich in ihrem Fach bleiben. Es gibt Schweinehunde, die an gerade Verstorbene Nachnahmepäckchen schicken, in denen ein Artikel enthalten ist, der fünfzig Cent kostet, und dafür drei Dollar erheben, nur weil sie mit Recht davon überzeugt sind, dass die Hinterbliebenen die Sendung einlösen werden. Es gibt Leute, die sich auf Goldminen spezialisieren, auf längst wertlos gewordene Aktien und auf Ölquellen.
    Letzteres war und ist immer noch ein glänzendes Geschäft, solange man sich nicht erwischen lässt. Der Mann, der da also unter Chiffre FDP 387 inserierte, war Spezialist in Öl. Ich war neugierig, wer es wohl sein mochte, und setzte mich mit den NEWS in Verbindung. Der Mann hieß Sam Willets und wohnte in der 129ten Straße West 436. Mein nächster Anruf galt dem Post-Sicherheitsdienst. Die Postdetektive befassen sich stets mit solchen Angeboten, damit diese öffentliche Einrichtung nicht zu Betrugszwecken missbraucht wird.
    Die Lösung des Rätsels war ebenso einfach wie verblüffend. Dieser Willets war ein Schwindler, aber ein Schwindler, der sich strikt an die Gesetzte hielt und der deshalb nicht zu fassen war. Er sandte einem jeden, der ihm das Geld anvertraute, einen Abschnitt der Staatlichen Sparanleihe, der in genau acht Jahren und elf Monaten mit hundert Dollar eingelöst werden würde. Er selbst aber bezahlte dafür nur 75 Dollar. Der Rest ist eine Rechenaufgabe.
    Wenn sich tausend Leute fanden, so hatte er glatte 25 000 Dollar übrig, genug, nach Öl zu bohren oder auch um sie einzustecken.
    Ich forschte weiter, und da erfuhr ich, dass der Mann schon mehrere derartige Geschäfte geschoben und immer gut verdient hatte. Er hatte eine Freundin, einen großen Wagen und ein Hobby, und dieses Hobby war der Boxkampf.
    Das war ein merkwürdiges Zusammentreffen. Robin Masters war Amateurboxer gewesen, und dieser Willets huldigte dem gleichen Sport.
    »Ich bin in einer Stunde wieder da«, sagte ich im Vorbeigehen zu Phil.
    »Was hast du denn vor?«, fragte er.
    »Du wirst lachen, ich gehe Boxen.«
    Big Bob Shaws Boxhalle war in der 30ten Straße. Bob war früher Polizist und Boxmeister des Polizeisportvereins gewesen. Jetzt war er an die fünfzig Jahre alt und begann aus dem Leim zu gehen. Er hatte ein Blumenkohlohr und ein eingeschlagenes Nasenbein. Jedenfalls sah man ihm sein Alter nicht an.
    Verstohlen zeigte ich ihm meinen Ausweis, und ohne weitere Verhandlungen führte er mich in sein Wohnschlafzimmer hinter dem Institut.
    »Well, was ist los?«, fragte er und hüllte sich trotz der Hitze in einen Bademantel.
    »Es handelt sich in erster Linie um Robin Masters.« Ich sah, wie er die Ohren spitzte. »Sie kannten ihn doch?«
    »Und ob ich Robin kannte. Trotz seines Alters war er noch gewaltig auf Draht. Wir fochten manche Runde zusammen aus. Schade um ihn. Er tut mir leid.«
    »Damit ist nichts getan«, sagte ich. »Jemand behauptet, Masters sei unschuldig verurteilt worden. Außerdem wurde er ermordet.«
    »Mag sein, aber was kann ich daran
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