Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
Vom Netzwerk:
antworte sie. »Damals, als die schreckliche Sache passierte, schickte meine Mutter mich sofort zu Onkel Alf nach Sidney. Sie wollte alles von mir femhalten. Sie hätte das nicht tun sollen, und damit wir uns gleich darüber klar sind, Mr. Cotton und Mr. Decker. Ich bin nicht das harmlose, kleine Mädchen, für das man mich hält. Ich weiß, was ich will, und ich bin gewohnt, durchzusetzen, was ich will. Man lernt das in Australien.«
    Ich nickte nur. Das Mädchen war eine Überraschung. Mit ihr würde man vernünftig reden können.
    »Ja«, sagte ich nur, und dann sprach sie weiter.
    »Ich weiß nur, dass mein Vater wegen eines Ölschwindels, den er nicht begangen hatte, und bei dem man ihn als Sündenbock vorschob, verurteilt wurde. Während ich drüben war, starb meine Mutter aus Kummer, und weil sie trotz aller Bemühungen nichts erreichen konnte. Ich wollte damals schon zurück, aber mein Onkel gab das nicht zu. Vor vier Wochen wurde ich 21 Jahre alt, und da übergab er mir einen Brief meiner Mutter, der mich veranlasste, so schnell wie möglich hierher zurückzukommen. Um es übrigens vorwegzunehmen ich habe genügend Geld. Meine Mutter besaß ein eigenes Vermögen von 60 000 Dollar, über das ich verfügen kann. Sie brauchen keine Kosten zu scheuen.«
    »Die Kosten übernimmt das FBI oder besser Uncle Sam«, sagte ich lächelnd. »Wir lassen uns nicht bezahlen.«
    »Verzeihung«, bat Sie leise, und dann zog sie ein paar eng beschriebene Bögen, denen man ansah, dass sie oft gelesen worden waren, aus der Handtasche. Es war der Brief der Frau Mary Masters an ihre Tochter Evelyn.
    Wir beugten uns beide darüber und lasen das erschütternde Dokument gemeinsam. Die Schrift war unsicher und zeigte, dass die Frau damals nicht weit von ihrem Ende entfernt gewesen war. Leider gab es nur wenige Tatsachen, die uns hätten helfen können. Es war von dem Anwalt Humphrey die Rede, an den Evelyn sich wenden solle, und der auch die Unterlagen für die Hinterlassenschaft der Mrs. Masters in Besitz hatte. Außerdem war mehrere Male von einem gewissen Jonny die Rede, den Evelyn suchen und ausfragen solle. Wer dieser Jonny war oder wie er mit Nachnamen hieß, blieb offen.
    Natürlich fragte ich.
    »Ich erinnere mich noch an ihn«, sagte Evelyn. »Er war so eine Art Faktotum bei meinem Vater, Bürohilfe, Laufjunge und so weiter. Er muss damals ungefähr siebzehn Jahre alt gewesen sein, also genau so alt wie ich, hatte brandrotes Haar und das ganze Gesicht voller Sommersprossen. Ich habe niemals wieder etwas von ihm gehört.«
    »Haben Sie schon mit Mr. Humphrey gesprochen?«
    »Ja, vor einer Woche, als ich ankam. Er hat mir Rechenschaft über das Vermögen meiner Mutter gegeben und mir sämtliche Unterlagen ausgehändigt. Das Geld und die Aktien liegen bei der First National auf meinen Namen. Es ist alles in Ordnung.«
    »Und was sagte er über den Fall Ihres Vaters?«
    »Sehr wenig. Er sprach sein Bedauern und tiefstes Mitgefühl über die, wie er sich ausdrückte, unglückselige Angelegenheit aus und meinte im Übrigen, es sei daran nichts mehr zu ändern und ich werde gut daran tun, schlafende Hunde nicht zu wecken. Es könnten nur Unannehmlichkeiten daraus entstehen.«
    »Sie haben aber doch nichts dagegen, wenn wir uns mit dem Herrn in Verbindung setzen?«, sagte ich. »Uns gegenüber wird er vielleicht mitteilsamer sein. Wahrscheinlich wollte er Sie nur schonen.«
    »Das glaube ich auch. Mr. Humphrey ist ein reizender, alter Herr, aber übervorsichtig und ängstlich. Wenigstens machte er auf mich diesen Eindruck. Er wollte wohl keine falschen Hoffnungen in mir erwecken.«
    Das war auch meine Ansicht. Ich bat Miss Evelyn um ihre Adresse - sie wohnte im Claridge Hotel - und versprach ihr, wir würden von uns hören lassen, sobald wir ein Resultat erzielt hätten.
    »Sie können gar nicht ermessen, wie dankbar ich Ihnen bin«, sagte sie und streckte Phil und mir ihre kleine Hand hin.
    Ich war erstaunt, wie fest dieser Händedruck war. Man kann den Charakter der Menschen im Allgemeinen danach beurteilen, wie sie einem die Hand geben.
    »Denken Sie daran, niemanden von Ihrem Besuch hier zu erzählen«, mahnte ich. »Wenn man Ihren Vater wirklich hineingelegt hat, - und da er sofort nach seiner Entlassung ermordet wurde, sieht es fast so aus -, so brauchen die Verbrecher nichts davon zu merken, dass man ihnen auf die Spur kommen könnte. Das wäre unter Umständen gefährlich für Sie.«
    »Verlassen Sie sich auf mich.«
    Als sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher