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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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gegangen war, setzten wir uns zusammen. Die Akten kamen an, aber wir ließen diese vorläufig liegen.
    »Ich wäre dafür, den Fall inoffiziell zu bearbeiten«, schlug Phil vor. »Es braucht niemand zu wissen, was wir sind. Wir tun so, als ob wir einfach neugierig seien.«
    »Das wird wohl das Beste sein, wenigstens vorläufig. Ich möchte die Lumpen, die die Hand dabei im Spiel haben, nicht vorzeitig warnen. Wenn sie Wind davon bekommen, dass das FBI sich mit ihnen beschäftigt, so gehen sie einfach in Deckung, tauchen unter, und wir haben das Nachsehen.«
    »Nur dem Anwalt werden wir reinen Wein einschenken müssen«, überlegte Phil. »Andernfalls gibt er uns keine Auskunft.«
    Dann machten wir uns an das Aktenstudium. Es gab eigentlich nichts zu studieren. Masters war damals fünfzig Jahre alt gewesen. Er hatte als Makler an der Börse und als Berater neu zu gründender Gesellschaften gearbeitet und sehr gut verdient. Sein Vermögen wurde auf annähernd hunderttausend Dollar beziffert. Warum dieser Mann es nötig gehabt haben sollte, sich auf ein Schwindelu nternehmen einzulassen, war jedenfalls schleierhaft, aber die Tatsache sprach gegen ihn. Er hatte angeblich im Namen und für andere Leute Aktien einer dunklem Ölgesellschaft angeboten und verkauft, und es erwies sich hinterher, dass diese Aktien keinen Cent wert waren und die Ölquelle blauer Dunst. Die geprellten Kunden verlangten ihr Geld zurück und er weigerte sich mit der Behauptung, er habe diese bereits an seine Auftraggeber abgeführt. Diese Auftraggeber waren nicht zu finden. Sie existierten scheinbar gar nicht, und so war die gahze Geschichte an ihm hängen geblieben.
    Das Gericht glaubte ihm kein Wort. Er wurde verurteilt und sein Vermögen als Schadenersatz für die Betrogenen eingezogen. Vergeblich suchte ich nach einer Erwähnung des geheimnisvollen Jonny, den Mrs. Masters genannt hatte. Sein Name tauchte nirgends auf.
    Masters hatte immer wieder seine Unschuld beteuert. Sein Anwalt, Mr. Humphrey, hatte sein Bestes getan, aber es war umsonst gewesen. Masters wurde verurteilt und sofort verhaftet.
    »Es gibt nur einen einzigen Menschen, den wir fragen können, und das ist der Anwalt«, sagte Phil, und so war es auch.
    Das Büro von Humphrey und Sohn lag in der Madison Avenue. Im Vorzimmer saß das übliche Mädchen an der Schreibmaschine. Sie hätte recht hübsch sein können, wenn sie sich nicht so unmöglich herausgeputzt hätte. Sie trug eine randlose Brille, den verkehrten Lippenstift und hatte soviel Wimperntusche aufgetragen, dass es aussah, als hätte sie sich überdimensionale Fliegenbeine angeklebt. Trotzdem schien sie sich selbst für eine Schönheit zu halten.
    Ich schrieb nur unsere Namen auf den Anmeldeblock und in die Rubrik »Zweck des Besuches« das Wort »persönlich«.
    Sie schnüffelte verachtungsvoll und verschwand hinter der Polstertür.
    Mr. Humphrey ließ uns zehn Minuten warten. Er war ein kleiner Herr mit einem runden Bäuchlein, spitzer, langer Nase, und die wenigen Haare, die wie Oasen in der Wüste auf seinem kahlen Schädel ein kümmerliches Dasein fristeten, waren schmutziggrau. Erst nachdem das Mädchen beide Polstertüren von außen geschlossen hatte, legte ich ihm unsere Ausweise auf den Tisch. Er runzelte die Stirn, räusperte sich und fragte, was er für uns tun könne.
    »Es handelt sich um denn Fall Robin Masters«, begann ich. »Das FBI hat sich entschlossen, diesen wieder aufzurollen. Da Sie Masters vertreten und beraten haben, hoffen wir, dass Sie uns zweckdienliche Angaben machen können.«
    Der Anwalt hielt die Hand vor den Mund und hüstelte.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen da helfen kann. Wenn ich dazu imstande gewesen wäre, so hätte ich es vor vier Jahren getan. Ich nehme an, es war seine Tochter, die Sie auf den Plan gerufen hat.«
    »Wer es war, ist Nebensache«, entgegnete ich. »Das FBI interessiert sich auch im höchsten Maße für die Leute, die eine Ursache hätten haben können, den gerade Entlassenen zum Schweigen zu bringen. Bei alledem jedoch verlangt das FBI die Mitwirkung.«
    Ich war absichtlich sehr offiziell geworden. Ich hatte den Eindruck, der alte Her sei nur darauf aus, seine Ruhe zu haben.
    Wieder hüstelte er und fuhr sich mit der kleinen, fetten Hand über die Glatze.
    »Tja, was soll ich da sagen? Robin Masters war mein Klient, aber er wurde rechtskräftig verurteilt, und seine Revision verworfen. Robin Masters ist tot. Daran kann niemand etwas tun. Die City Police hat
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