Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
Vom Netzwerk:
tun?«
    »Vielleicht sehr viel. Wenn er öfters hierherkam, so muss er doch auch die übrigen Stammkunden gekannt haben, zum Beispiel Sam Willets.«
    Das war ein Versuchsballon. Ich hatte nicht gedacht, er werde ankommen, aber ich hatte Glück, unwahrscheinliches Glück.
    »Natürlich kannten sich die beiden. Sie waren sogar recht gute Freunde.«
    »Was ist dieser Willets für ein Kerl?«
    »Ein feiner Junge, soviel ich ihn kenne. Er ist smart, aber anständig. Der hat bestimmt nichts mit irgendeinem Schwindel oder gar einem Mord zu tun Der ist okay. Übrigens kann ich ihn Ihnen gleich vorstellen, wenn Sie wollen. Er ist gerade da.« Dann überlegte er einen Augenblick. »Soll ich sagen, wer Sie sind?«
    »Um Gottes willen nicht. Nennen Sie meinen Namen und damit Schluss.« Dabei bekam ich eine grandiose Idee. »Können Sie mir ein Paar Sportschuhe und eine kurze Hose leihen? Ich möchte die Gelegenheit benutzen, um zu versuchen was ich noch kann.«
    »Fein. Ich halte mich zur Verfügung«, griente er und klopfte mir mit seiner mächtigen Pranke auf die Schulter.
    Er führte mich hinüber in den Umkleideraum und schloss einen der Schränke auf. Dann kam er mit den Schuhen und der Hose. Nebenan im Duschraum rauschte das Wasser, und dann erschienen zwei Gestalten, die sich nur ein Handtuch um den Bauch gewickelt hatten. Der eine mochte fünfunddreißig sein und war schlank und gewandt. Der zweite hatte bestimmt seine fünfundvierzig auf dem Rücken, besaß einen Anflug von Bauch, viel Fett und eine Menge schwarzer Haare auf dem Körper. Auch sein Gesicht war etwas schwammig und hatte einen Ausdruck von Verschlagenheit, der mir nicht sonderlich gefiel.
    »Hello, ein neuer Kunde?«, fragte er lächelnd und fuhr sich durch das dichte, schwarze Haar.
    »Ja, ein alter Freund, Mr. Cotton. Das sind Lewis Kantor und Fred Gittler.«
    Kantor war der Dicke und Gittler der Schlanke. Wir sagten Hello und dann folgte ich Big Bob in den Trainingsraum. Ein paar Leute standen umher. Einer lockerte die Glieder beim Seilspringen und ein anderer bearbeitete einen Sandsack mit wuchtigen Schlägen.
    »Das ist Willets«, sagte Bob. »Aber zuerst möchte ich es einmal von Ihnen wissen.«
    Mit geübten Bewegungen streifte er mir die Handschuhe über und verschnürte sie. Ich tat dasselbe für ihn.
    Für ein paar Minuten hopsten wir umeinander, und jetzt merkte ich erst, dass ich doch manches vergessen hatte. Die anderen standen herum und sahen zu.
    »Genug«, meinte Bob lächelnd. »Nächstens machen wir weiter. Hello, Willets, darf ich ihnen einen alten Freund vorstellen? Das ist Cotton.«
    Bob hatte Recht. Dieser Willets machte durchaus nicht den Eindruck eines Betrügers, aber zweifellos war er ein smarter Geschäftsmann, der immer haarscharf auf der Grenze des Erlaubten balancierte. Zudem sah er außerordentlich gut aus. Kein Wunder, dass er eine Freundin hatte. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn er ein Dutzend gehabt hätte. Im Nu waren wir in eine lebhafte Unterhaltung verstrickt. Bier gab es nicht, und so nuckelten wir eine Flasche Coca. Ein paar Minuten kamen Kanton und Gittler herüber, hörten zu und machten Randbemerkungen. Sie schienen Willets recht gut zu kennen. Aber dieser gab sich nicht viel mit ihnen ab.
    Es war fast eine Stunde vergangen, als ich mich daran erinnerte, dass ich ja auch mal wieder ins Office musste, aber ich hatte nicht die Absicht, meinen neuen Bekannten aus den Augen zu verlieren. Zu gleicher Zeit duschten wir und zogen uns um. Er hatte sein Spind ausgeräumt und sein Zeug auf den Tisch gelegt, Brieftasche, Schlüsselbund, Taschentuch und was ein Mann mit sich herumträgt. Dazwischen lagen auch ein paar Schweinslederhandschuhe. Als er sich umwandte, steckte ich sie ein und verabschiedete mich eilig.
    Auf der Innenseite waren die Adresse eines vornehmen Ladens in der 5th Avenue und ein eingeprägtes Monogramm SW. Das war es, was ich mir zunutze machen wollte. Offiziell durfte ich ja Willets Adresse nicht wissen. Ich musste also ein Ding drehen. Draußen lief ich Bob in die Finger.
    »Wollen Sie schon gehen?«, fragte er.
    »Ja, aber ich komme wieder.« Plötzlich hatte ich eine Idee. »Hat Masters jemals etwas von einem gewissen Jonny erwähnt, einem Jungen, der bei ihm angestellt war? Er hatte rote Haare und Sommersprossen.«
    »Jonny? Es schwant mir so etwas, aber ich bin nicht sicher. Wenn Sie wollen, horche ich einmal herum. Ich kenne ja eine Menge Leute.«
    »Tun Sie das, Bob, und sollten Sie etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher