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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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Court of the last Resort bezeichnet und es sich zur Aufgabe gemachthat, die Unschuld von Menschen, die zu Unrecht verurteilt wurden, ans Licht zu bringen. Ihre Mitglieder waren ein Schriftsteller, ein Rechtsanwalt, der Direktor des Zuchthauses von Wallah Wallah, ein Spezialist für Anwendung des Lügendetektors und ein Psychologe. Und dieser Psychologe war Mr. Le-Moine Snyder.
    Wenn diese Leute sich mit einem Fall befassten, und sich sogar an das FBI wandten, so musste etwas daran sein.
    »Es handelte sich um einen Fall Robin Masters, der wegen Ölschwindels zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und nach seiner Entlassung vor fast genau drei Monaten ermordet wurde. Seine Tochter, Evelyn Masters, hat sich an Mr. Le-Moine Snyder gewandt, und dieser kam zu mir, weil Stadtpolizei und Staatsanwalt es ablehnen, sich erneut mit dem Fall zu befassen. Miss Masters behauptete, ihr Vater sei unschuldig verurteilt und von den wahren Verbrechern ermordet worden, weil diese fürchteten, er könne sie jetzt bloßstellen.«
    »Warum kommt sie dann erst jetzt?«, fragte ich.
    »Sie war damals 17 Jahre alt, und ihre Mutter schickte sie nach dem Prozess, der ungeheuren Staub aufwirbelte, zu Verwandten nach Australien, weil sie ihr die Demütigung ersparen wollte, als Tochter eines Zuchthäuslers schief angesehen zu werden. Masters wurde wegen guter Führung schon nach vier Jahren entlassen. Seine Frau ist in zwischen gestorben, und ungefähr zu gleicher Zeit wurde Evelyn großjährig und erhielt an ihrem 21. Geburtstag von ihrem Onkel einen Brief, den ihre Mutter kurz vor ihrem Tode geschrieben hatte. Sie beschwört ihre Tochter darin, an die Unschuld ihres Vaters zu glauben, aber damit ist das Mädel nicht zufrieden. Sie will ihn rehabilitieren und dafür sorgen, dass seine Mörder gefasst werden.« Mr. High stützte das Kinn in seine schmale gepflegte Gelehrtenhand und blickte nachdenklich vor sich nieder. »Evelyn Masters selbst wird in ungefähr zwei Stunden hierherkommen. Ich habe Le-Moine Snyder versprochen, nachprüfen zu lassen, was vielleicht getan werden könnte. Ich habe daran gedacht, Ihnen beiden den Fall zu übertragen. Was denken Sie darüber?«
    Ich muss offen sagen, dass ich nicht außerordentlich begeistert war, und ich sah es Phils Gesichtsausdruck an, dass es ihm nicht anders ging. Wir würden Schwierigkeiten haben, Schwierigkeiten und wahrscheinlich Krach mit der Staatsanwaltschaft, dem Gericht und der City Police. Niemand hat es gern, wenn man Dinge ausgräbt, die bereits seit langem entschieden und ad acta gelegt sind. Niemand lässt es gern darauf ankommen, dass ihm ein Fehler nachgewiesen wird, und am wenigsten die Justizbehörden und deren Bürokratie dünkt sich unfehlbar.
    »Es wird Krach geben«, sagte ich. »Aber wenn der Mann wirklich zu Unrecht eingesperrt wurde, so werden wir das herausfinden. Wir werden auch versuchen, seine Mörder zu fassen… Wie sagten Sie, Mr. High, dass er hieß?«
    »Robin Masters. Er wurde am 6. April in der 48ten Straße kurz nach Mitternacht buchstäblich totgeschlagen.«
    Phil und ich sahen uns an. Wie ein Film rollten die Geschehnisse jener Nacht vor meinen inneren Augen ab, der Mann im Mantel, die Hände in den Taschen… das Auto und die beiden Totschläger.
    »Wir übernehmen den Fall«, sagte ich kurz. »Jeder Mensch hat ein Recht auf Schutz, und wenn er auch einmal gefehlt hat. Wir werden uns anhören, was diese Evelyn Masters vorzubringen hat. Inzwischen bitte ich um Ihre Unterschrift für die Anforderung der Polizei- und Gerichtsakten.«
    Das Letztere schien mir wichtig. Zwar hätte auch meine Anforderung genügt, aber ich rechnete damit, dass man die Herausgabe der Akten verzögern oder versuchen würde, sie zu »vergessen«. Bei einer vom Chef selbst angeordneten Nachprüf ung, konnte man sich das nicht leisten.
    Bereits zehn Minuten später schickte ich Harry Lauding los, und zwar mit der Anweisung, sich nicht hinhalten zu lassen.
    Miss Evelyn Masters kam noch, bevor ich die nötigen Papiere hatte. Sie war ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte, ein aschblondes, hübsches und sauberes Mädel, gut und teuer angezogen und mit ein paar klugen, grauen Augen. Sie sah viel jünger aus, als sie in Wirklichkeit war. Ich hätte sie für höchstens achtzehn gehalten.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Masters«, sagte ich und wies auf den Besuchersessel auf der anderen Seite des Schreibtisches, »und schütten Sie uns Ihr Herz aus.«
    »Ich kann nur wenig erzählen«,
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