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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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fürchte.
    Da vernahm ich es wieder, ein leises Schaben und Kratzen und im nächsten Augenblick hatte ich die Tür zum Badezimmer aufgerissen.
    Während der nächsten Minuten hatten wir keine Zeit zum Sprechen. Wir mussten zuerst die zwei gefesselten, geknebelten und vollkommen erschöpften Menschen aus der, bis fast an den Rand mit Wasser gefüllten Badewanne bergen. Nur die Köpfe hatten sie mit größter Anstrengung über Wasser halten können und auch das nur, weil die Wanne dicht unter der Kante einen Abfluss hatte, um das Überlaufen zu verhindern.
    Sie waren so erstarrt, dass wir sie ausziehen und abfrottieren mussten. Dann packten wir sie ins Bett, und ich fand eine Flasche Gin, von dem wir ihnen nach und nach etwas zwischen die blaue Lippen gossen. Merkwürdigerweise war es Gaby, die sich zuerst erholte. Es hatte um zwei geklingelt, und als Willets öffnete, sah er sich Kantor und Barney gegenüber, die ihn mit der Pistole in Schach hielten. Sie hatten kein Wort gesprochen, die beiden gefesselt und in die Badewanne gepackt. Dann wurde der Hahn ganz klein aufgedreht, so dass es zwei Stunden dauerte, bis sie voll gelaufen war. Nur der Sicherheits-Vorrichtung hatten sie es zu verdanken, dass sie nicht ertrunken waren.
    Ich hatte keine Zeit, mir Gabys gestammelten Dank anzuhören oder mich länger um sie zu kümmern. Der Hauswart holte einen Arzt aus dem unteren Stockwerk, der versprach, alles Nötige zu veranlassen.
    Gerade, als ich gehen wollte, hielt Gaby mich zurück.
    »Sam hat mir heute Nacht, als wir glaubten, sterben zu müssen, die Wahrheit gestanden. Er hat sich einmal auf ein zweifelhaftes Geschäft eingelassen, und dann konnte er nicht mehr zurück.«
    »Mit Kantor?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kantor ist nur eine Nummer, ein Handlanger seiner Chefs.«
    »Und wer sind die?«
    »Die beiden im RITZ TOWER HOTEL, Lotti und Pinorski. Alles was geschehen ist, geschah in ihrem Auftrag.«
    Das genügte mir, um mich zur Eile anzutreiben.
    Der Direktor des RITZ schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als wir anrückten. Er bat uns flehentlich zu warten, bis seine beiden anrüchigen Gäste das Mittagessen beendet hatten.
    »Lassen wir Ihnen das Vergnügen«, meinte ich. »Es wird das letzte feudale Essen vor der Henkersmahlzeit sein.«
    Wir setzten uns in die Halle und bestellten uns etwas zu trinken. Unsere Geduld wurde auf eine recht lange Probe gestellt, aber dann erschienen doch die beiden gemütlichen, älteren Herren in der Tür zum Speisesaal.
    »Bleibt sitzen, das ist mein Braten«, sagte Neville, den ich meinem Versprechen gemäß hatte mitnehmen müssen und stand auf.
    Seine Hand steckte unterm Jackett. Ich hoffte nur, dass er die beiden Gangsterbosse nicht einfach über den Haufen knallen würde.
    Wir anderen waren gespannt wie Regenschirme.
    Neville schlenderte durch die Halle und auf die beiden zu, die ihn zuerst gar nicht bemerkten. Dicht vor ihnen blieb er stehen. Merkwürdigerweise geschah gar nichts.
    Es wurden ein paar Worte gewechselt, und dann gingen Lotti und Pinorski dem Ausgang zu, gefolgt von unserem Kollegen, dessen Hand immer noch am Pistolenkolben ruhte.
    Auch wir machten, dass wir nach draußen kamen.
    Unser guter, alter Neville lächelte, machte eine Handbewegung auf meinen Jaguar hin.
    »Darf ich die Herren bitten einzusteigen.«
    Sie verzogen keine Miene und genossen augenblicklich die Fahrt in den weichen Polstern.
    »Es geht nichts über alte, gute Bekannte«, grinste Neville, und klimperte mit den Handschellen. An diesem Tag gab es noch zwei Neuigkeiten. Eine angenehme und eine, die mich nicht sonderlich überraschte. Big Bob war außer Lebensgefahr und würde durchkommen. Jonny Philps war plötzlich tobsüchtig geworden und in eine Nervenheilanstalt eingeliefert worden, wo er wohl für immer bleiben würde.
    Am Abend saß ich zum letzten Mal mit Evelyn Masters zusammen. Diese eine Nacht wollte sie noch in meiner Wohnung verbringen. Morgen würde sie wieder ins Hotel ziehen. Es lag ja nun kein Grund mehr vor, sich zu verbergen.
    Wir waren beide etwas traurig.
    Es war doch bestimmt recht nett gewesen, wenn sie sich auch als meine Schwester betrachtete.
    ENDE
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