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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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zu wissen bekommen, so rufen Sie mich an.«
    »Okay. Wird gemacht.«
    Erst am Spätnachmittag fuhr ich zur 5th Avenue und suchte das Herrenmodewarengeschäft von Smitson.
    »Ich habe irgendwo ein Paar Handschuhe mitgenommen, die mir nicht gehören«, sagte ich. »Die Handschuhe tragen Ihre Firma und ein Monogramm. Vielleicht ist es Ihnen möglich, mir den Kunden, der sie kaufte, zu nennen.«
    Es dauerte nur zwei Minuten.
    »Das kann nur Mr. Willets sein. Wenn Sie die Handschuhe hier lassen wollen, so werden wir sie ihm schicken.«
    Das war natürlich nicht meine Absicht. Ich sagte, ich wolle sie persönlich zurückbringen und mich entschuldigen und erhielt die Adresse, die ich ja bereits wusste. Ich bedankte mich und fuhr zurück ins Office.
    Als ich Phil berichtete und die Namen der Leute nannte, die ich kennen gelernt hatte, pfiff der durch die Zähne. Wenn Phil pfeift, so ist das ein Zeichen dafür, dass er einen Gedankenblitz hat.
    »Lewis Kantor? Den Namen müsste ich doch kennen«, meinte er. »Ich habe ihn irgendwann gehört.«
    »Ist der vielleicht im Familienalbum oder in unserer Kartei?«
    »Das werden wir leicht feststellen können. Ich gebe eine Suchanzeige zum Erkennungsdienst. Wie hießen doch die anderen beiden?«
    Ich sagte es ihm. Er gab die Anfrage weiter und dann gingen wir nach Hause.
    Am Morgen hatten wir den Bescheid. Willets war ein unbeschriebenes Blatt. Kantor und Gittler standen auf der »Warteliste«, wie wir das bezeichneten. Sie waren schwer verdächtig, in unsaubere Sachen verwickelt zu sein, aber es hatte sie bisher noch keiner geschnappt. Das war sehr wenig, aber genug, um sie im Auge zu behalten.
    »Ob du dich da nicht auf etwas festgebissen hast, was gar nichts mit dem Fall Masters zu tun hat?«, meinte mein Freund.
    »Es ist jedenfalls der einzige Anhaltspunkt, den wir bis jetzt haben. Masters ist hineingelegt worden und zwar von jemand, den er gut kannte. Die Stammkunden in Bobs Sportinstitut kannte er aller Wahrscheinlichkeit nach. Also gehen wir einmal davon aus.«
    Ich suchte Willets Telefonnummer heraus, kam aber nicht dazu, ihn anzuläuten. Ich selbst wurde am Apparat verlangt. Es war Big Bob.
    »Ich habe herausgefunden, wer Jonny ist«, sage er. »Damals wohnte er bei seiner Mutter drüben in Jersey in Miltonstreet Nummer 27. Allerdings weiß ich nicht, ob er noch dort ist.«
    »Woher haben Sie denn das so schnell?«, fragte ich.
    »Man hat eben so seine Verbindungen«, lachte er. »Ich habe mich einfach in dem Haus umgetan, in dem Masters früher sein Büro hatte.«
    »Hast du Lust, hinzufahren?«, fragte ich Phil.
    Er hatte natürlich Lust, und so konnte ich tun, was ich vorhatte, nämlich Sam Willets anrufen. Zuerst meldete sich eine helle Frauenstimme, und dann kam er selbst an den Apparat.
    »Hello, Willets. Ich bin Cotton, den Sie gestern bei Bob kennengelernt haben. Ich habe versehentlich Ihre Handschuhe eingesteckt. Wann kann ich Ihnen die zurückgeben?«
    »Ach Sie waren das. Ich konnte mir gar nicht erklären, wo sie hingekommen waren. Wollen wir uns heute Abend treffen? Ich gehe ins Restaurant ROMA zum Essen. Allerdings werden wir nicht allein sein. Ich bringe meine Freundin mit.«
    »Fein«, entgegnete ich spontan. »Wenn Sie nichts dagegen haben, so tue ich dasselbe.«
    Wir verabredeten uns auf acht Uhr. Das mit der Freundin war natürlich Schwindel, aber ich würde einfach Evelyn Masters mitnehmen. In Begleitung eines Mädchens ist man immer unverdächtig, und Evelyn war klug genug, um sich nicht zu verraten. Dessen war ich sicher.
    ***
    Bericht von Phil Decker.
    Es war kurz nach ein Uhr, als ich mich auf den Weg nach Jersey machte. In der Canal Street tauchte ich in den Hollandtunnel, der kerzengerade unter dem Hudson hinüberführt. Dann ging es durch ein Gewirr von Eisenbahngleisen und durch die graue, ewig schmutzige Stadt. Die Miltonstreet liegt so ungefähr am Ende der Welt, in einer nicht gerade ärmlichen, aber auch nicht in einer Gegend, in der ich hätte wohnen mögen. Die Häuschen glichen sich wie ein Ei dem anderen. Es sind Betonwürfel mit kleinen, meist verwüderten Vorgärten. Vor Nummer 2 7 stoppte ich und ging den mit Platten belegten Weg zur Tür hinauf. Ich klingelte, und die Tür wurde so schnell geöffnet, als ob ich erwartet worden sei. Die kleine, ältliche Frau mit dem glatt nach hinten gekämmten grauen Haar maß mich misstrauisch. Offenbar hielt sie mich für einen Vertreter.
    »Ich kaufe nichts an der Tür«, sagte sie und machte
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