Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
Vom Netzwerk:
Ölvorkommen zu entdecken und auszubeuten. Dann haben die Leute gewaltiges Glück und bekommen selbstverständlich ihren Anteil.«
    »Und Sie?«
    »Ich setze mir ein anständiges Gehalt als Generaldirektor aus und lasse andere die Arbeit tun«, lächelte er verschmitzt. »Wenn die Sache schiefgeht, so haben meine Kunden nichts verloren und ich doch noch 25 000 Dollar verdient.«
    Dieser Sam Willets war trotz seiner mangelnden Schulbildung nicht nur gerissen, sondern viel klüger, als ich ihn eingeschätzt hatte. Wenn er wirklich so vorging, wie er mir jetzt sagte, so war er vollauf gedeckt.
    »Kann man sich da nicht mal beteiligen?«, fragte ich.
    »Lassen Sie sich etwas Gutes einfallen, Jerry, und kommen Sie damit zu mir«, meinte er. »Alles Übrige erledige ich.«
    »Sie werden mir schlaflose Nächte bereiten, Sam«, sagte ich. »Wahrscheinlich werde ich stundenlang wachliegen und mein Hirn nach dem zermartern, was Sie einen guten Einfall nennen. Wollte ich so etwas aufziehen, so würde man mich bestimmt beim Hammelbein kriegen, wie damals diesen Masters, der im Zuchthaus landete.«
    Ich glaubte zu sehen, wie ein Schatten über sein Gesicht glitt, aber ich konnte mich auch geirrt haben. Nicht getäuscht hatte ich mich jedenfalls in Gabys Reaktion auf das, was ich sagte. Sie starrte mich einen Augenblick aus geradezu entsetzten Augen an, fing sich jedoch wieder und setzte Ihre Unterhaltung mit Evelyn fort.Trotzdem schien sie nicht mehr ganz bei der Sache zu sein. Immer wieder fühlte ich, wie ihr Blick auf mir ruhte.
    Um zwei Uhr trommelte ich zum Aufbruch.
    »Haben Sie morgen Abend Zeit?«, fragte Sam. »Spielen Sie Poker?«
    »Solange die Einsätze nicht zu hoch sind, gerne.«
    »Dann lade ich Sie hiermit ein. Meine Adresse haben Sie ja. Wir werden eine nette, kleine Gesellschaft sein und ein ganz solides Spielchen machen. Zwei der Partner kennen sie bereits von gestern, Kantor und Gittler.«
    Das war ein doppelter Grund, um zuzusagen. Die beiden standen im Verdacht, faule Geschäfte zu machen, sehr viel faulere als der gute Sam Willets. Die Idee, auf der richtigen Fährte zu sein, setzte sich immer mehr bei mir fest.
    »Kann ich noch einen Freund mitbringen?«, fragte ich. »Phil würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihn nicht mitnähme.«
    »Tun Sie das ruhig.«
    Wir vereinbarten, dass Phil und ich um neun Uhr da sein sollten, und dann brachen wir auf. Willets half Evelyn in ihren leichten Mantel, und ich legte Gaby ihren Weißfuchs um. Es ergab sich von selbst, das ich auch neben ihr nach draußen ging, während Willets mit Evelyn ein Stück voraus war.
    Plötzlich fasste mich das Mädchen am Arm.
    »Ich kann jetzt nicht viel sagen, aber ich muss Sie unbedingt sprechen. Ich liebe Sam und ich mache mir furchtbare Sorgen um ihn. Wann kann ich sie sehen?«
    »Wann Sie wollen, Gaby.«
    »Morgen habe ich keine Zeit, Sam will mit mir nach Long Island fahren, aber übermorgen, sagen wir um elf Uhr in der VIENNA-Conditorei in der 10ten Straße. Sie ist genau gegenüber der Universität. Sie können Sie nicht verfehlen.«
    »Okay«, konnte ich gerade noch sagen, und dann holten wir die beiden anderen ein, die stehengeblieben waren.
    »Was habt ihr denn zu flüstern?«, fragte Sam amüsiert. »Sie werden mir doch nicht mein Mädel ausspannen wollen, Jerry.«
    »Dazu habe ich wirklich keinen Grund«, behauptete ich mit einem Blick auf Evelyn, die rot wurde, aber mitspielte und sich bei mir einhängte.
    Später im Wagen meinte sie:
    »Dieser Willets ist wirklich ein netter Kerl. Was halten Sie von ihm?«
    »Nett oder nicht nett, er ist nicht hundertprozentig sauber. Übermorgen werde ich bestimmt mehr wissen.« Und dann erzählte ich ihr von meiner Verabredung.
    »Also doch«, neckte sie. »Verlieben Sie sich um Gottes willen nicht.«
    »Sehe ich so aus? Schließlich habe ich ja, wenigstens vorübergehend, Verpflichtungen ihnen gegenüber.«
    »Ich hätte gar nichts dagegen, wenn Sie diese Verpflichtungen etwas ernsthafter auffassen würden«, sagte sie schelmisch. »Wann lassen Sie wieder etwas von sich hören?«
    »Ich rufe Sie so bald wie möglich an«, versprach ich.
    Auf dem Nachhauseweg überlegte ich alles Mögliche. Ich war gewaltig gespannt auf mein Rendezvous mit Gaby und auf das, was sie mir anvertrauen wollte. Ich sah immer noch ihr entsetztes Gesicht vor mir, als ich den Namen Masters genannt hatte. Trotzdem hoffte ich von ganzem Herzen, der so sympathische Willets habe mit dieser Schweinerei nichts zu tun.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher