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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten
Autoren: Larry Brent
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Taschenlampe und auf jeden Fall bewaffnet. So würde er
nicht einmal in der Lage sein, einem eventuellen Angriff wirkungsvoll
entgegentreten zu können.
    Mit einigen
Judo- und Karategriffen konnte er seinem Gegner zwar das Leben schwermachen,
aber eine Bleikugel war unter Umständen schneller als ein Karateschlag.
    Auf keinen
Fall durfte er sich dazu verleiten lassen, sämtliche Streichhölzer zu
verbrauchen.
    Er benötigte
einige für den Rückweg, um sich zu orientieren. Er hatte sich die markantesten
Punkte gemerkt, um sicher aus diesem Labyrinth von Gängen und Gewölben
herauszufinden.
    Aufrecht
zwängte er sich durch den schmalen Gang. Er stieß mit den Schultern links und
rechts an das rohe, nasse Gemäuer und drehte sich letztendlich seitlich. Chagan
zählte die Schritte. Es waren fast siebzig, ehe er gegen eine dunkle Mauer
stieß. Es ging rechts weiter, und er fühlte mit einem Male, daß die Wände
seitlich zurückwichen. Er mußte sich in einem großen, sehr großen Raum
befinden. Er entzündete ein weiteres Streichholz. Die winzige Flamme war nicht
in der Lage, Einzelheiten der Finsternis zu entreißen. Schemenhaft nur
zeichneten sich die mächtigen Sandsteinsäulen und Deckenbögen über ihm ab. Zahlreiche
riesige Fässer lagerten an der einen Wand unter den Gewölbebogen. Auf der
anderen Seite sah er ein Gestell, halb aus Holz, halb aus Stein. Zahllose
Flaschen lagerten dort, vom Staub und von Spinngeweben bedeckt.
    Ein
Weinkeller.
    Chagan hielt unwillkürlich
den Atem an. Die gewaltigen Lagerfässer reichten bis unter die Decke. Die
Behälter waren so alt, daß an manchen schon die Faßbänder losgelöst waren und
Dauben fehlten. Es roch süß, modrig, faulig. An einem Faß, ganz dicht neben
ihm, wuchs schwarzer Kellerpilz, hatte das Holz und einen Teil der nassen Wand
fast überwuchert.
    Chagan sah
sich um, und seine Augen waren vor Erstaunen weit geöffnet, als hätte er eine
Schatzkammer entdeckt.
    Da glaubte er
zwischen den Fässern eine Gestalt wahrzunehmen. Chagan kniff die Augen
zusammen, verzog schmerzhaft das Gesicht, als die Flamme das Ende des
Streichholzes erreicht hatte und seine Finger verbrannte. Das winzige Licht
verlöschte. Rasch zündete er ein neues Hölzchen an.
    Die Gestalt
zwischen den Fässern war verschwunden. Aus den Augenwinkeln heraus sah er neben
sich einen schwarzen Schatten aus dem Boden aufwachsen. Es ging alles so
schnell, daß er nicht mehr dazu kam zu reagieren.
    Es war, als
ob eine hauchdünne Peitschenschnur durch die Luft zischen würde.
    Die lange,
dünne Klinge eines alten französischen Fechtdegens sauste durch die Luft.
    Chagan fühlte
den bohrenden, brennenden Schmerz, der durch seine Brust drang.
    Er wankte,
fiel aber nicht gleich zu Boden.
    Entsetzt riß
er seine Augen auf. Das Streichholz entfiel seinen verkrampften Fingern,
flackerte auf dem Boden noch einmal auf…
    Chagan spürte
den langen Degen zwischen den Schulterblättern. Er versuchte, die tödliche
Waffe herauszuziehen, aber er konnte nicht nach ihr greifen. Der Fremdkörper in
seiner Wunde wurde zu einem Zentnergewicht, schien ihn zu Boden zu drücken,
alles vor seinen Augen verschwamm. Einen Eindruck empfing er noch, ehe das
Streichholz verlöschte, und ehe er in den jahrhundertealten Staub fiel und ihn
aufwirbelte.
    Die schwarze
Gestalt stand neben ihm, stumm, lautlos, wie ein unwirklicher Schatten. Der
Schwarze überragte ihn um Haupteslänge, hatte Schultern, breit wie ein
Kleiderschrank und war mit einem dunklen, weiten Cape bekleidet. Er trug einen
breitkrempigen Hut, der sein Gesicht verbarg.
    Röchelnd
stürzte Chagan zu Boden. Seine Lippen formten auf der Schwelle des Todes noch
drei Worte: Marquis de Noir…
     
    ●
     
    Nach der
ersten Verzweiflung war Roger nur noch von dem einzigen Gedanken besessen,
Isabell so schnell wie möglich zu finden. Sie konnte nicht weit sein.
    Er hastete
über sandige Erdhügel, über morsches, herabgestürztes Gebälk und über
Steinhaufen. Er bückte sich, als er einen armdicken Knüppel entdeckte, der für
seine Zwecke geeignet schien. So bewaffnet machte er sich auf die Suche nach
Isabell. Er blickte in sämtlichen Räumen im Parterre nach, stieg dann in das
baufällige Obergeschoß hinauf. Staub und Mörtel rieselte unter seinen
Fußsohlen, Steine kamen ins Rutschen, ein Balken stürzte herab und schlug dicht
neben ihm auf den durchnäßten Boden des Obergeschosses. Er stand unter freiem
Himmel. Die senkrechten Wände der Ruine ragten schwarz,
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