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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten
Autoren: Larry Brent
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drohend und roh neben
ihm in die Höhe. Der Regen stürzte herab, aber er bemerkte es nicht mehr.
Blitze zuckten über den nachtschwarzen Himmel, rissen die leeren Fensterhöhlen,
hinter denen das öde, sumpfige Land lag, aus der Finsternis, die ausgezackten
Gemäuer spiegelten sich für einen Sekundenbruchteil auf der nassen Erde.
    Roger
erkannte mit Grauen, daß er anfing, dieses öde alte Gemäuer zu mystifizieren.
Wenn jede klare und vernünftige Erklärung versagte, dann fing der Mensch an,
Ursache und Wirkung im Metaphysischen zu suchen. So erging es ihm jetzt.
    »Isabell!
Isabell!«
    Er rief und
suchte nach ihr und fand sie nicht. Roger rannte die ausgetretenen, morschen
Treppen hinab. Die drittletzte Stufe brach unter seinem Tritt zusammen, und er
stürzte schwer zu Boden.
    Verdreckt und
verschrammt erhob er sich jedoch sofort wieder und umfaßte krampfhaft den
Knüppel. Hastig stieg er die Stufen zum Kellergewölbe hinab. Dann sah er
plötzlich Fußspuren und erkannte, daß die dicke alte Staubschicht an vielen
Stellen aufgewühlt und zertrampelt war.
    Sein
Herzschlag stockte.
    War Isabell
hier hinabgegangen, oder hatte man sie hinuntergeschleppt?
    Er folgte den
Spuren, erreichte das erste düstere Gewölbe… und ahnte nicht, daß seine Fahrt
auf dem Karussell des Schreckens unmittelbar bevorstand.
     
    ●
     
    Der Mann am
Ecktisch in dem Speiserestaurant in Bordeaux zahlte seine Zeche, gab ein
angemessenes Trinkgeld und ging.
    Er trug einen
hellgrauen Sommeranzug, sah sehr gepflegt und vorteilhaft aus. Es war Monsieur
Fernand Gourmon, der Theateragent. Er hatte dichtes, schwarzes, gewelltes Haar,
an den Schläfen einen vornehmen Grauschimmer.
    Sein Wagen,
ein schneeweißer Citroen, stand ganz vorn auf dem Parkplatz. Fernand brauchte
nur wenige Schritte zu gehen.
    Der Himmel
war blau, nur vereinzelt zeigten sich ein paar kleine Wölkchen. Hier in
Bordeaux herrschte bereits eine drückende Hitze, während in dem knapp
dreihundert Kilometer entfernten Niort ein heftiges Unwetter herabging.
    Fernand
Gourmon hatte morgens zweimal versucht, Angelique, seine Tochter, anzurufen.
Niemand hatte sich gemeldet.
    Aber sie
mußte doch im Hause sein. Er kannte sie genau. Wenn sie sich etwas vornahm,
dann setzte sie es durch, dann hielt sie nichts von der Arbeit ab. Es war kaum
anzunehmen, daß sie jetzt im Swimmingpool war oder vielleicht im Garten lag und
sich sonnte. Sie hatte extra für die Arbeitstage das Haus ganz für sich allein
haben wollen und darum gebeten, den Diener und das Dienstmädchen zu beurlauben.
Sie arbeitete an ihrem Stück Hüllenlos und beabsichtigte, den letzten Akt
innerhalb der nächsten vierzehn Tage abzuschließen.
    Er wollte es
noch einmal versuchen. Um 13 Uhr war er mit Claude verabredet, einem
Schauspieler aus Paris, der hier ein paar Urlaubstage verbrachte.
    Fernand
Gourmon erreichte seinen Wagen, drehte den Schlüssel im Schloß, zog die Tür auf
und klemmte sich hinter das Steuer. Im Innern herrschte eine unerträgliche
Hitze. Fernand betätigte einen Schalter, lautlos fuhren sämtliche Fenster
herunter. Dann startete er das Fahrzeug, steuerte es aus der Parklücke, fädelte
sich in den fließenden Verkehr ein und hing seinen Gedanken nach.
    Ein Lächeln
umspielte seine kräftigen Lippen.
    Angelique
würde sich freuen. Monsieur Tapoir, ein Freund, der ein eigenes Theater in
Bordeaux besaß und ein Faible für moderne Experimentalstücke hatte, war bereit,
ihr Hüllenlos ungelesen anzunehmen. Fernand Gourmon wollte sie noch am selben
Tag mit dieser Nachricht erfreuen und überraschen. Er stellte das Radio an,
wählte einen Pariser Sender, der gerade Kurznachrichten brachte. Fernand
Gourmon hörte nur mit halbem Ohr hin.
    Es war doch
immer dasselbe. Dann folgte ein Kommentar, in dem ein Minister auf die wirtschaftliche
und sozialpolitische Situation Frankreichs einging, und er drosch leere
Phrasen, daß Fernand unwillkürlich den Kopf schüttelte.
    Nach dem
Kommentar meldete sich noch einmal der Nachrichtensprecher zu einer
Sondermeldung.
    Fernand
Gourmon reagierte zunächst gar nicht, als sein Name aus dem Lautsprecher
erklang.
    Dann jedoch
wurde er kreidebleich, als er begriff, daß er gemeint war.
    »… soll sich
Monsieur Gourmon auf einer Geschäftsreise an der Atlantikküste aufhalten. Es
ist nicht ausgeschlossen, daß sich der Gesuchte im Augenblick in Bordeaux
befindet. Monsieur Gourmon fährt einen weißen Citroen mit dem polizeilichen
Kennzeichen…« Es folgten die genauen
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