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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten
Autoren: Larry Brent
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hatten. Sie war leer.
    »Isabell!«
    Keine
Antwort.
    »Nun laß den
Unsinn!« stieß er hervor. »Es ist nicht der richtige Augenblick, um zu
scherzen. Komm raus aus deinem Versteck!«
    Er starrte in
die angrenzenden Räume, rannte die Treppenstufen hinauf und hinunter und
fühlte, wie sich sein Herz verkrampfte. Die dunklen, rohen Wände rundum
schienen sich plötzlich mit Leben zu erfüllen und langsam näherzurücken.
    »Isaaabeeeeelll!«
Es donnerte, es krachte, der Regen rauschte und übertönte Rogers gellenden,
schrillen Schrei. Roger wankte. Erst jetzt schien sein Verstand wieder
einzusetzen, und er begriff, was geschehen war.
    Isabell war
verschwunden!
     
    ●
     
    Ex-Kommissar
Chagan blieb lauschend stehen.
    War da nicht
eben eine Stimme gewesen, ein Ruf?
    Er hörte das
dumpfe Grollen und das heftige Rauschen des Regens. Irgendwo tropfte es von der
Decke, und er hörte das rhythmische »Klack… klack… klack…«
    Nein, er
mußte sich doch getäuscht haben. Seine Nerven befanden sich in einer nervösen
Spannung. Er wußte, daß es hier unten jemanden gab, der sich vor ihm verbarg.
Warum?
    Jemand, der
sich verbarg, fürchtete etwas. Das war eine uralte Regel.
    Seit mehr als
einer Viertelstunde befand er sich hier unten in diesem feuchten Kellergewölbe.
Er mußte ständig Streichhölzer entzünden, um sich zu orientieren.
    Die
Weiträumigkeit dieses Kellergewölbes verwunderte ihn. Alle Räume waren
irgendwie miteinander verbunden – aber es gab keine durchgehenden Trennwände
mehr.
    Als er vor
elf Monaten bei seinen Nachforschungen hier gewesen war, hatte er diesen Keller
schon durchsucht. Aber seitdem schien sich etwas verändert zu haben. Die
schmalen, dunklen Gänge machten einen aufgeräumten Eindruck. Und auch die
Tatsache, daß er vom Kellergewölbe des Haupthauses aus sämtliche Kellerräume
der Nebengebäude erreichen konnte, befremdete ihn. Das war damals nicht der
Fall gewesen.
    Oder hatten
sie den einen oder anderen Gang übersehen? Nein, sie hatten ordentliche Arbeit
geleistet, sie waren nicht oberflächlich gewesen.
    Er ging um
einen Schutthaufen herum, gelangte in einen kerkerähnlichen Raum, in dem
unmittelbar unter der Decke ein winziges, vergittertes Fenster war, durch das
jedoch kein Tageslicht mehr fallen konnte. Draußen türmten sich moos- und
grasüberwachsene Erdmassen auf, die teilweise sogar bis an die leeren
Fensterhöhlen im Parterre reichten oder darüber hinauswuchsen.
    An einer Wand
hing ein riesiger Eisenring, und daran waren die Reste einer Kette befestigt.
    Offensichtlich
hatte man in diesem Kerker die Gefangenen angekettet.
    Chagan ging
in den nachfolgenden Raum. Es war stockfinster, und er mußte immer öfter ein
Streichholz anreißen. Die Schachtel war fast leer.
    Ein zweiter
Kerkerraum schloß sich an. Zwei Eisenringe an der Wand hielten ein Skelett an
eine große, schwere Kette gefesselt. Neben dem Knochengerippe stand eine völlig
verfaulte Bettstatt. Schimmel und Moos bedeckten das morsche, feuchte Holz.
    Die Scherben
eines einstmals großen Kruges lagen neben dem Skelett. Dicke, schwarze Ratten
huschten zwischen seinen Füßen herum und über die Tonscherben, daß sie dumpf
schepperten.
    Dieses
Gewölbe hatte er niemals zuvor gesehen!
    Chagan
schluckte. Er ließ ein weiteres Streichholz aufflammen. Der Schatten des
Skeletts zeichnete sich verzerrt an der feuchten, kahlen Kerkerwand ab. Der
ehemalige Kommissar sah, daß der Schädel des Menschen, der hier seit
offensichtlich 200 Jahren lag, zertrümmert war.
    Chagan preßte
die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ihn fröstelte. Er spielte mit dem
Gedanken, umzukehren. Doch ein unerklärlicher Trieb ließ ihn die Suche in dem
Labyrinth der Gewölbe und Gänge fortsetzen. Das war typisch für ihn. Wenn seine
Neugierde einmal geweckt war, ließ er nicht locker. Mit Zähigkeit und Ausdauer
hatte er zahllose Fälle, deren Aufklärung man schon aufgegeben hatte, doch noch
geklärt oder zumindest mit wichtigen Impulsen bereichert, so daß neue Wege
beschritten werden konnten.
    Chagan stieß
an eine Wand, rieb sich fluchend den Schädel.
    Er riß ein
weiteres Streichholz an, registrierte mit Unbehagen, daß der Boden der
Schachtel schon zu sehen war, und hielt die kleine flackernde Flamme dann in
die Höhe.
    Zwischen zwei
dicht beieinanderliegenden Wänden führte ein schmaler, schwarzer Gang weiter.
    Chagan
beschloß, diesem noch zu folgen, und dann wollte er umkehren. Er würde
zurückkommen, mit einer
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