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011 - Die Mühle des Unheils

011 - Die Mühle des Unheils

Titel: 011 - Die Mühle des Unheils
Autoren: A.F.Morland
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Gestalt.
    Auf der Straße lag eine Peitsche. Vicky Bonney hob sie auf.
    Da glaubte sie, hinter sich ein knirschendes Geräusch zu vernehmen. Mit angehaltenem Atem kreiselte sie herum, die Peitsche zum Schlag erhoben. Das gleißende Licht ihres Fahrzeugs blendete sie. Wie blind kam sie sich vor. Außer diesem hellen Strahlen konnte sie nichts sehen.
    Niemand trat auf sie zu, niemand näherte sich ihr, niemand zeigte sich. Allem Anschein nach war sie allein. Dennoch spürte sie jemandes Nähe. Eine gefährliche Nähe. Die Schriftstellerin war nicht feige. An der Seite Tony Ballards hatte sie schon oft tapfer durchgehalten, obwohl Hölle und Teufel – und das im wahrsten Sinne des Wortes – los gewesen waren.
    Doch hier, so mutterseelenallein – nein, danke.
    »Hallo!« rief sie. »Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    Sie kämpfte gegen die Unruhe an, die sie übermannen wollte.
    Schritt für Schritt entfernte sie sich vom Pferdewagen. Sie ging auf den Wald zu.
    »Hallo!«
    Niemand reagierte darauf.
    Vicky kehrte um. Sie legte die Peitsche auf den Kutschbock und ging zum Peugeot zurück. Jetzt konnte sie nur noch eines tun, um keine Gewissensbisse haben zu müssen: die Polizei verständigen.
    Das konnte sie telefonisch erledigen.
    Sie stieg in den 504 TI, löste die Handbremse und fuhr am Pferdewagen vorbei. Wenn sie sich umgesehen hätte, wäre ihr eine stämmige Gestalt aufgefallen, die in diesem Moment zwischen zwei Bäumen hervortrat…
    ***
    Alton.
    Nichts Besonderes. Der Ort führte einen Dornröschenschlaf. Hier gab es keine Hektik. Jeder kannte jeden. Nette Leute. Nette Häuser.
    Größtenteils alt. Gepflegte Gärten. Erholsame Ruhe am Wochenende. Eine kleine mittelalterliche Kirche, eine Tankstelle, zwei Gasthäuser… Das war es dann auch schon: Alton.
    Vicky Bonney fuhr an der Ortstafel vorbei, bog nach hundert Metern links ab und erreichte kurz darauf das Haus des Antiquitätenhändlers.
    Einmal hupen, die Tür flog auf und Gena Wadsworth stürmte heraus. Sie umarmte die Schriftstellerin innig und sagte ihr, wie sehr sie sich freue, daß sie ihrer Einladung gefolgt sei.
    Gena blickte in den Wagen. »Und Tony Ballard?«
    »Der möchte sich in London ausruhen, ihm war nicht nach Landluft«, sagte Vicky Bonney.
    »Macht nichts«, sagte Gena Wadsworth. »Hauptsache, du bist hier.«
    Vicky holte die Reisetasche aus dem Kofferraum. Gena riß sie ihr förmlich aus der Hand.
    »Nein, die trage ich«, sagte sie, als Vicky protestierte. Sie begaben sich ins Haus. »Daddy!« rief Gena aufgekratzt. »Daddy! Vicky Bonney ist gekommen!«
    Sie betraten den Salon. Earl Wadsworth trat Vicky mit einem freundlichen Lächeln entgegen. Er reichte ihr die Hand und hieß sie herzlich willkommen. Vicky kam vor, als habe er sich geringfügig verändert. Er schien Kummer zu haben, wollte ihn jedoch mit Freundlichkeit übertünchen, doch Vickys sechster Sinn sagte ihr, daß mit Genas Vater irgend etwas nicht in Ordnung war. Er schien ein Problem zu haben. Vermutlich beruflicher Natur.
    »Tony Ballard haben Sie nicht mitgebracht?« fragte der Antiquitätenhändler.
    Vicky schüttelte den Kopf. »Er war in letzter Zeit so viel unterwegs, daß er es vorzog, mal für ein paar Tage zu Hause zu bleiben.«
    Earl Wadsworth nickte. »Das kann ich verstehen.«
    »Du kriegst dasselbe Zimmer wie immer«, sagte Gena. »Dein Zimmer. Wenn du dich frischmachen möchtest…«
    »Entschuldigen Sie mich, Mr. Wadsworth«, sagte Vicky Bonney.
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Antiquitätenhändler.
    Vicky und Gena begaben sich nach oben. Vicky erwartete, daß ihr Gena etwas über ihren Vater erzählte, doch der schien seine Veränderung nicht aufgefallen zu sein.
    Vielleicht hast du sie dir bloß eingebildet, sagte sich die Schriftstellerin und packte die Reisetasche aus.
    Gena ließ sie allein. Vicky versprach, so rasch wie möglich hinunterzukommen. Sie duschte und zog sich um. Der verlassene Pferdewagen fiel ihr ein. Sie hatte die Polizei verständigen wollen. Vicky begab sich in den Salon. Earl Wadsworth bereitete ihr einen Drink.
    »Ich habe Ihr letztes Buch gelesen«, sagte er. »Spannend von der ersten bis zur letzten Seite.«
    »Freut mich, daß es Ihnen gefallen hat.«
    »Ist wirklich alles wahr, alles tatsächlich passiert, worüber Sie schreiben?«
    »Ja, es sind die Erlebnisse Tony Ballards. Ich verleihe dem Ganzen lediglich den dramaturgischen Schliff.«
    »Manche Szenen sind regelrecht haarsträubend.«
    »Tony Ballards Leben«, sagte
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