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011 - Die Mühle des Unheils

011 - Die Mühle des Unheils

Titel: 011 - Die Mühle des Unheils
Autoren: A.F.Morland
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gucken, abschalten, erholen«, faßte ich zusammen, was ich mir vom Wochenende erwartete.
    Ein Abschiedskuß noch. Dann fuhr Vicky Bonney mit meinem Wagen los.
    Es war Freitag nachmittag.
    Und das Grauen wartete in Alton auf meine Freundin!
    ***
    Es begann zu dämmern. Noch vier Kilometer bis Alton. Nancy Rubin saß auf dem Pferdewagen und hielt die Zügel locker in ihren Händen. Die braven alten Tiere zogen das Gefährt die Straße hinauf. Nancy brauchte sich nicht um sie zu kümmern. Sie kannten den Weg, fanden allein nach Hause.
    Nancy besaß in Alton eine kleine Landwirtschaft, die langsam, aber stetig darniederging.
    Die Schuldenlast war zu groß. Die Ausgaben überwogen bei weitem die Einnahmen. Nancy war nicht imstande, so viele Leute zu beschäftigen, wie sie gebraucht hätte, um die Felder zu bewirtschaften. Sie konnte sich auch keine teuren Maschinen leisten.
    Acker um Acker verpachtete sie, doch damit konnte sie die Talfahrt nur bremsen, nicht aber verhindern.
    Alles war vor sechs Jahren noch anders gewesen. Damals hatte Clay, ihr Mann, noch gelebt. Clay war ein Arbeitstier gewesen. Ein Durchreißer. Solange er gelebt hatte, stand die Landwirtschaft auf finanziell gesunden Beinen. Er hatte nebenbei noch Rinder gezüchtet und gute Preise mit ihnen erzielt. Heute gab es im Gehöft nur noch zwei Kühe. Wegen der Milch. Alle anderen Tiere mußte Nancy Rubin verkaufen.
    Seit dem Tod ihres Mannes hatte sie viel geweint.
    Ein Traktor war umgestürzt und hatte Clays Brustkorb eingedrückt.
    Seither wußte Nancy Rubin, was Einsamkeit ist. Oft lag sie nächtelang wach und wurde mit ihren Sorgen nicht fertig. Fast täglich flatterten ihr Zahlungsaufforderungen ins Haus, und sie wußte nicht, woher sie das Geld nehmen sollte.
    Wenn Clay noch gelebt hätte…
    Gott, wie oft hatte sie diesen Satz schon gedacht.
    Wenn Clay noch am Leben gewesen wäre…
    Aber er war es nicht mehr, und sie war allein. Es wäre vernünftig gewesen, das Anwesen zu verkaufen. Es gab sogar einen Interessenten dafür. Er wäre bereit gewesen, einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen, aber Nancy wollte nicht weg. Sie wollte nicht verkaufen, wollte nicht aufgeben. Hier war sie mit Clay glücklich gewesen. Sie hing mit jeder Faser ihres Herzens an dem Besitz, und sie hoffte auf ein Wunder, das sie retten würde.
    Die Dunkelheit setzte ein.
    Nancy Rubin bemerkte es kaum. Sie zog das schwarze Tuch, das sie um die Schultern trug, fester zusammen, während die Pferde den Wagen in den finsteren Wald hineinzogen.
    Nancy kannte den Wald von Kindheit an. Noch nie hatte sie sich in ihm gefürchtet. Heute war das auf einmal anders.
    Der Wald schien ihr einen schwarzen Atem entgegenzuhauchen.
    Ein eigenartiges Gefühl beschlich sie. So wie damals…
    Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem das Unglück passierte. Clay war bester Laune gewesen, und er hatte sie übermütig in den Arm genommen. Sie hatte ihn angesehen, als wüßte sie, daß sie ihn lebend nicht wiedersehen würde. Er verließ das Haus, und sie hatte den ganzen Tag Angst um ihn. Bis jemand kam und ihr sagte, daß Clay nicht mehr lebte. Dann brach sie ohnmächtig zusammen.
    Und heute verspürte sie dieses seltsame Gefühl wieder. Was hatte das zu bedeuten? Würde wieder jemand sterben? Wer?
    Ich? fragte sich Nancy Rubin plötzlich erschrocken.
    Sie schaute sich nervös um. Mißtrauisch versuchte sie mit ihren Blicken die Dunkelheit zu durchdringen. Wo war die Gefahr, die ihr drohte? Im Wald? In der schwarzen Tiefe des Straßengrabens?
    Hinter den Büschen, die manchmal in die Fahrbahn hineinrichten?
    Nancy schnalzte mit der Zunge und ließ die Zügel auf die Pferderücken klatschen. Die alten Tiere legten sich mehr ins Zeug.
    Die Straße stieg nicht weiter an. Sie führte nun waagrecht durch den Wald.
    Es war nicht mehr weit bis nach Alton, doch Nancy Rubin wurde die Befürchtung nicht los, daß sie daheim nicht mehr ankommen würde.
    Die Pferde wurden plötzlich unruhig.
    Nancy drehte sich um und schaute zurück. Dunkelheit. Sonst nichts. Oder etwa doch? Huschten dort nicht Gestalten heran?
    Schatten nur! Versuchten diese unheimlichen Wesen nicht, den Pferdewagen einzuholen?
    Die Tiere warfen den Kopf hoch und schnaubten nervös. Nancy Rubin trieb sie an. »Los! Lauft! Wir müssen raus aus diesem Wald! Strengt euch an! Ich weiß, daß ihr alt und verbraucht seid, aber dieses Mal müßt ihr noch…«
    Die Pferde wieherten ängstlich, fingen zu laufen an. Nancy Rubin wandte sich
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