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011 - Die Mühle des Unheils

011 - Die Mühle des Unheils

Titel: 011 - Die Mühle des Unheils
Autoren: A.F.Morland
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beschäftigten sich seine Gedanken mit den beiden Malern. So seltsamen Menschen war er noch nie begegnet. Ob es klug gewesen war, ihnen die Mühle zu verkaufen?
    Unwillig schüttelte Luckett den Kopf. Er lebte schließlich davon, solche Objekte an den Mann zu bringen, und er war froh, endlich zwei Dumme gefunden zu haben, die dafür sogar den Höchstpreis bezahlt hatten.
    Der Wald lichtete sich.
    Luckett trat zwischen den Bäumen hervor und erblickte auf dem Hügel die Mühle des Unheils. Wie ein böses Mahnmal kam sie ihm vor. Ein steinernes Ungeheuer, dem man besser fernblieb.
    Der Makler hatte die Mühle nur ein einziges Mal betreten, um sich von ihrem Zustand zu überzeugen. Er hatte sich in ihr keine Sekunde wohl gefühlt, und er wußte, daß es wieder so sein würde.
    Ein drittes Mal würde er die Mühle garantiert nicht betreten, das stand für ihn fest.
    Er stolperte den Weg entlang. Dürre Büsche umgaben die alte Mühle.
    Luckett wollte sie gerade hinter sich lassen, da zuckte er erschrocken zurück. Eine Gruppe von unheimlichen Schatten bewegte sich auf die Mühle zu. Die schwarzen Gestalten verschwammen mit der Dunkelheit. Es konnten sechs, acht oder zehn sein. Sie hoben sich von der Finsternis nicht ab. Nur durch die Bewegung waren sie zu erkennen.
    Seymour Luckett ging in die Hocke. Er fingerte an seiner randlosen Brille herum.
    Was waren das für Geschöpfe?
    Für Menschen wollte Luckett sie nicht halten.
    Waren es Geister?
    Waren sie in die Mühle des Unheils eingezogen? Großer Gott, und er hatte Tanne und Scurrah dieses Objekt verkauft. Würden die Geister den neuen Besitzern die Mühle nun streitig machen? Bedeutete das Gefahr für Portius Tanne und Vernon Scurrah? Eine Gefahr, in die er, Luckett, sie gebracht hatte…
    Beunruhigt machte Seymour Luckett den Hals lang. Die unheimliche Prozession schwamm an ihm vorbei. Lautlos glitt sie durch die Finsternis.
    Und plötzlich traf den Makler der Schock mit der Wucht eines Keulenschlages. Die Schatten waren nicht allein. Eine Frau befand sich bei ihnen. Sie war ohnmächtig und mußte getragen werden.
    Luckett erkannte das Gesicht der Bewußtlosen.
    Das war Nancy Rubin!
    ***
    Nancy Rubin in der Gewalt dieser unheimlichen Schatten!
    Seymour Luckett wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte Angst, aber er lief nicht weg. Er wollte sehen, was diese schwarzen Spukgestalten mit Nancy Rubin vorhatten. Würden sie sie umbringen? Der Makler nahm die Brille ab und wischte mit einer fahrigen Handbewegung über sein Gesicht. Er durfte nicht zulassen, daß diese Gespenster der Frau etwas antaten. Nur er wußte, daß sie sich in der Gewalt der Schatten befand. Nur er konnte Nancy Rubin helfen. Er durfte sie nicht ihrem Schicksal überlassen.
    Nervös setzte er die randlose Brille wieder auf.
    Die Schatten erreichten die Mühle.
    Luckett dachte an Scurrah und Tanne. Wenn die beiden sich in der Mühle befanden, würden die Schatten höchstwahrscheinlich über sie herfallen.
    Oder…
    Den Makler überlief es auf einmal eiskalt. Oder steckten Vernon Scurrah und Portius Tanne mit diesen unheimlichen Wesen unter einer Decke? War Nancy Rubin in ihrem Auftrag gekidnappt worden? Was wollten die »Künstler« von der jungen Witwe? Sie hatten von Happenings geredet. Luckett entsann sich eines Zeitungsartikels, den er erst kürzlich gelesen hatte. Darin war von widerwärtigen Happenings berichtet worden, die eine Gruppe von Malern in einem alten Haus veranstaltet hatte.
    Sie hatten Ziegen geschlachtet, sich deren Eingeweide umgehängt, ihr Blut getrunken, den Teufel angebetet.
    Sollte hier etwas Ähnliches passieren?
    Und statt der Ziege sollte Nancy Rubin…
    Himmel, nein! dachte Seymour Luckett entsetzt. Er hoffte, daß er sich irrte, und er hoffte, die Schatten verscheuchen und Nancy retten zu können.
    Die Spukwesen verschwanden mit der jungen Witwe in der Mühle. Luckett schluckte trocken. Er war nicht zum Helden geboren, wußte aber doch, was seine Pflicht war. Nancy Rubin brauchte Hilfe…
    Er richtete sich vorsichtig auf, warf einen Blick zurück. Weit und breit war niemand zu sehen. Nach Alton zurückzukehren und Hilfe zu holen war unmöglich. Inzwischen konnte mit Nancy etwas Furchtbares passieren. Nein, Seymour Luckett mußte die Sache allein angehen.
    Er verließ die schützenden Gebüsche. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den andern. Seine Nerven waren straff gespannt. Wie Klaviersaiten. Er hatte keine Ahnung, was ihn in der Mühle des Unheils erwartete.
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