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011 - Die Mühle des Unheils

011 - Die Mühle des Unheils

Titel: 011 - Die Mühle des Unheils
Autoren: A.F.Morland
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wieder um. Knapp hinter dem Gefährt tauchte eine schwarze Gestalt auf. Sie schien sich zum Sprung zu ducken, wollte anscheinend auf den Pferdewagen springen.
    Nancy Rubin griff nach der Peitsche. Noch nie hatte sie die Pferde geschlagen. Jetzt tat sie es in ihrer grenzenlosen Angst.
    »Schneller!« schrie sie aufgewühlt. »Schneller!« Und immer wieder schlug sie mit der Peitsche zu. »Schneller!«
    Die Tiere gaben ihr Bestes, sie wollten ja selbst so schnell wie möglich raus aus dem Wald. Nancy Rubin wurde heftig durchgeschüttelt. Sie mußte sich festhalten, um nicht vom Wagen zu fallen, der knatternd, klappernd und rumpelnd über die schlechte Straße fegte.
    Zum drittenmal blickte Nancy zurück.
    Der Schatten war nicht mehr da. Durfte sie aufatmen?
    Sie schaute wieder nach vorn. Ein Mann! Am Straßenrand stand ein Mann. Seltsamerweise glaubte Nancy Rubin, ihn zu kennen. Seine kräftige Gestalt kam ihr bekannt vor, die aufrechte Haltung…
    Er trat zwei Schritte vor.
    Das war gefährlich. Die Pferde würden ihn überrennen.
    »Weg!« schrie Nancy Rubin mit schriller Stimme. »Gehen Sie weg!«
    Er rührte sich nicht von der Stelle. War er denn lebensmüde?
    Zehn Meter noch bis zu ihm. Nancy schrie wieder, er solle weggehen. Neun Meter. Nancy Rubin versuchte die Pferde anzuhalten.
    Acht Meter. Sie zog an den Zügeln, doch die Tiere gehorchten nicht.
    Sieben Meter. Reglos stand der Mann da. Sechs Meter. Nancy sah sich außerstande, die Katastrophe zu vermeiden. Fünf Meter…
    Plötzlich stiegen die Pferde wiehernd hoch. Der Mann warf sich ihnen entgegen. Seine starken Hände packten zu. Er riß die Tiere herunter.
    Nancy Rubin sah sein Gesicht zwischen den Pferden. Ein bleiches Gesicht. Das Antlitz eines Toten.
    Es war Clay Rubin, ihr Mann!
    ***
    »Clay!« rief Nancy verdattert aus. »Mein Gott, Clay!« Sie begriff nichts mehr. Clay war doch seit sechs Jahren tot. Wie konnte er plötzlich hier auftauchen?
    Er hielt die Pferde fest. Die Tiere stampften mit den Hufen. Sie hatten Angst vor ihm. Nancy Rubin war nicht fähig zu begreifen, wie es möglich war, daß sie ihren Mann nach so vielen Jahren wiedersah. Man hatte ihn auf dem Friedhof von Alton begraben.
    Einmal wöchentlich besuchte sie sein Grab, legte Blumen darauf, betete, weinte, klagte ihm ihr Leid.
    Dieses Grab konnte doch nicht leer sein.
    »Clay, bist du es wirklich?« fragte sie leise. Ihre Stimme zitterte vor Angst und Aufregung.
    Plötzlich bemerkte sie heranhuschende Schatten. Schwarze Wesen waren es, ohne Gesichter. Unholde, die es auf sie abgesehen hatten. Wegelagerer des Grauens. Und Clay Rubin machte mit ihnen gemeinsame Sache.
    Clay? War es wirklich Clay? Nein, er konnte es nicht sein.
    Und er war es auch nicht.
    Sein bleiches Gesicht veränderte sich, bedeckte sich mit erdbraunen Schuppen. Drei gezackte Kämme wuchsen aus seinem Schädel, der die Form einer Echse annahm.
    Das war Horror in Reinkultur. Nancy Rubin wußte nicht, wie sie damit fertigwerden sollte. Der erste Schatten erreichte den Pferdewagen. Nancy schlug in panischer Angst mit der Peitsche nach ihm.
    Sie traf ihn auch, aber das hinderte ihn nicht daran, auf den Wagen zu springen. Ein zweiter, dritter Schatten folgte ihm.
    Nancy schrie gellend um Hilfe.
    Niemand hörte sie.
    Sie wehrte sich verzweifelt. Ihre Finger spürten groben schwarzen Stoff. Trugen die Schatten eine schwarze Kutte? Nancy schlug wie von Sinnen um sich. Sie traf Gesichter, die sie nicht sehen konnte. Hart waren sie. Wie aus Stein gehauen. Die Angreifer knurrten böse. Es fiel ihnen nicht schwer, die Frau zu überwältigen.
    Nancy hatte zwar durch viele harte Arbeit Kraft, doch die reichte nicht aus, um sich die schwarzen Wesen vom Leib zu halten.
    Die Unheimlichen rissen sie vom Pferdewagen.
    Der Dämon, den Nancy für ihren Mann gehalten hatte, der sie mit dem Gesicht ihres Mannes irregeführt hatte, machte eine herrische Handbewegung, und die Schatten schleppten Nancy Rubin in den Wald hinein.
    Sie schrie so lange, bis sie das Bewußtsein verlor. Im starken Griff der Schatten sackte sie zusammen. Die Unheimlichen ließen sie jedoch nicht los. Sie schleppten sie weiter.
    ***
    »Le vent, le cri« von Ennio Morricone aus dem Jean-Paul-Belmondo-Film »Der Profi« drang aus den Stereolautsprechern des Autoradios. Vicky Bonney summte die Melodie mit. Sie hatte keine schlechte Stimme und war sehr musikalisch. Zur Zeit entstand in Hollywood der zweite Film, zu dem sie das Drehbuch geschrieben hatte. Vielleicht
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