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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten
Autoren: Franc Helgath
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Zukunft…«
    ***
    In den folgenden Stunden konnte Nicole zeigen, wie tüchtig sie auf ihrem Gebiet war. Sie nahm Professor Zamorra soweit wie möglich alle organisatorischen Aufgaben ab, wenn es daran ging, überhastet zu einer Reise aufzubrechen. So gehörte es zu ihren Obliegenheiten, die Flugpläne der maßgebenden Linien im Kopf zu haben, Tickets zu besorgen, wenn es offiziell gar keine mehr gab, Zamorra alle Wege zu ebnen, um ihn so schnell wie nur irgend möglich an sein gewünschtes Ziel zu bringen, das diesmal Vammala hieß. Ein Ort im Südwesten Finnlands, der nicht einmal auf allen Karten verzeichnet war.
    Die zweite Schwierigkeit: Zamorra wollte unbedingt die Telefonnummer dieses Kim Lisöjn. Um ihn zu warnen, wie er sagte.
    Nicole ließ den Draht zur Auslandsinformation heißlaufen, machte sich bei x Stellen unbeliebt, weil Kim Lisöjns Nummer nicht so ohne weiteres gefunden werden konnte. Schließlich erfuhr sie die Nummer, doch sie erfuhr auch, daß diese Nummer zur Zeit nicht erreicht werden könne, weil ein Schneesturm nördlich von Helsinki tobe und die Verbindungen für kurze Zeit unterbrochen habe. Man arbeite an der Instandsetzung.
    Zamorra knurrte gegen seine Gewohnheit ein paar häßliche Flüche, als Nicole ihm Bericht erstattete, doch dann fügte er sich in das Unvermeidbare.
    »Geht unser Flug wenigstens in Ordnung?« fragte er.
    »Halb und halb«, gestand Nicole ein. »Ein Direktflug war für heute abend nicht mehr zu bekommen. Es gibt keinen. Ich habe dafür die SAS gebucht. Abflug um 20.32 Uhr vom Charles-de-Gaulle-Flughafen in Paris nach Stockholm. Dort haben wir nur eine halbe Stunde Aufenthalt, und mit der Finnair geht es weiter nach Helsinki. Der Flughafen von Tampere, der Vammala am nächsten liegen würde, ist wegen des Sturmtiefs gesperrt. Leider, Chef.«
    Sie vollführte eine hilflose Geste.
    »Schon gut«, tröstete Professor Zamorra sie. Nicole hatte ihr bestmögliches geleistet. »Ich werde versuchen, von Paris aus wieder anzurufen. Vielleicht ist die Leitung bis dahin geflickt. Wenn nicht, probieren wir es nochmals von Stockholm aus. Hoffentlich ist Lisöjn nicht verrückt genug, nochmals mit diesem Dämon Kontakt aufzunehmen. Es könnte das letzte sein, was er auf unserer lieben Mutter Erde unternimmt.«
    Zamorras Stimme klang niedergeschlagen und sarkastisch zugleich.
    Auch er war nicht gegen Galgenhumor gefeit…
    ***
    Zamorras Hoffnungen, Kim Lisöjns Widerstandskraft betreffend, waren leider nur Hoffnungen. Entgegen Lisöjns Absicht, keinen Kontakt mit »Geistchen« zu wagen, spielte er trotzdem mit diesem Gedanken.
    Drei Tage war es jetzt her, daß er sein Luftpostpäckchen von Astrid Läla zur Post hatte geben lassen. Drei Tage, in denen er allein gelassen mit seinem Forschungseifer untätig herumgesessen hatte, waren seither verstrichen.
    Bei allem Phlegma - aber der blonde hagere Mann fühlte sich auf ein Abstellgleis geschoben, und das gefiel ihm gar nicht. Dazu kam, daß er diesen Professor aus Frankreich nur von seinen Veröffentlichungen her kannte. Persönlich hatten sie nie miteinander zu tun gehabt.
    Vielleicht war er überhaupt nicht in seinem Schloß, hoch über der Loire. Vielleicht trieb er sich irgendwo in der Weltgeschichte herum. Vielleicht war er auch ein arroganter Pinsel, der für einen Amateurwissenschaftler wie ihn kaum mehr als ein müdes Lächeln übrig hatte.
    Astrid Läla räumte den Tisch ab. Sie hatte Fische aus dem See gebraten und Pellkartoffeln mit Petersilie dazu gemacht.
    »Soll ich heute nacht nicht lieber hierbleiben?« meinte sie. Mit dem Gespür einer liebenden Frau ahnte sie, daß Kim irgend etwas quälte, auch wenn er sie nie in das einweihte, was er seine »Experimente« nannte. Sie verstand auch nichts davon, wollte gar nichts davon verstehen. Manchmal bedauerte sie das, aber Kim machte keinerlei Anstalten, sie wegen seiner im »Labor« durchwachten Nächte ins Vertrauen zu ziehen. In den letzten Tagen war es besonders schlimm mit ihm geworden. Die Schädel, die er in seinem Refugium aufbewahrte - ihr flößten sie Angst ein. Eine kindische Angst, wie sie bei sich selbst zugeben mußte. Schädel waren auch nichts anderes als alte Knochen. Trotzdem hatte sie beinahe befreit aufgeatmet, als Kim ihr verbot, vorübergehend in seinem Labor aufzuräumen, vom Ausleeren der Aschenbecher abgesehen.
    Sie haßte diese Schädel, und sie wußte nicht, warum. Einen haßte sie ganz besonders. Den, den sie bei einem Ausflug gefunden hatten. Er
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