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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten
Autoren: Franc Helgath
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frühstücken zusammen.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    Zamorra zog die Stirn in Falten.
    »Ein ganz neuer Zug an dir. Hängt das mit deinem Traum zusammen?«
    Nicole hätte um ein Haar das Tablett mit dem würzigen Kaffee und dem Orangensaft und dem gebutterten Toast über das Bett gekippt.
    »Traum…?« vergewisserte sie sich. Und mit einem gequälten Lächeln fügte sie hinzu: »Das hat man nun davon, wenn man sich mit professionellen Hellsehern und Parapsychologen abgibt. Was weißt du von meinem Traum?«
    »Vor allem weiß ich, daß dein Traum gar keiner war«, antwortete Zamorra.
    Nur gut, daß das Tablett schon stand. Nicole kippte fast aus ihren Pantoffeletten. Sie wurde bleich.
    »Du meinst…«
    »Es gibt einen Kim Lisöjn«, sagte Zamorra seelenruhig und nahm sich eins der frischen Toastbrote, biß herzhaft hinein. »Und es gab einen Narko. Vor sehr, sehr ferner Zeit. Aber es gibt keinen Schädel mehr, den Kim Lisöjn jemals hätte finden können.«
    Nicoles Gesichtsausdruck war zu entnehmen, daß sie kein Wort verstand. Was Zamorra ihr zu erklären hatte, war auch gar nicht so einfach. Doch er mußte es zumindest versuchen.
    »Dann ist… das alles wirklich passiert…?« fragte Nicole stockend. »Es war gar… kein Traum…?«
    »Das sagte ich doch bereits«, meinte Zamorra gutgelaunt. »Komm, schenk dir auch etwas Kaffee ein. Und setz ich endlich.«
    Nicole gehorchte wie ein folgsames Schulmädchen. Die Verständnislosigkeit in ihren Augen blieb.
    »Im Grunde genommen ist der Sachverhalt doch ganz einfach«, unterstapelte Professor Zamorra bewußt. »Wir sind in der Vergangenheit gewesen und haben die Vergangenheit geändert. Du weißt, was man das Kausalitätsprinzip nennt?«
    »Natürlich«, antwortete Nicole sofort. »So dumm bin ich nun auch wieder nicht. Du sprichst von den Gesetzmäßigkeiten zwischen Wirkung und Ursache.«
    »Goldrichtig, mein Engel. Es gibt keine Wirkung ohne Ursache. Wäre dein Großvater schon als Kind gestorben, würde es dich nicht geben, würde es dich nie gegeben haben. Ich bin deinem Großvater übrigens sehr dankbar, daß er am Leben geblieben ist.«
    In Nicoles Blick keimte Verständnis auf.
    »Und dieser Narko hat einmal wirklich existiert, deshalb konnte er dich und mich und natürlich auch Kim Lisöjn in die Vergangenheit entführen, wo… wo…«
    »… er vernichtét wurde«, ergänzte Professor Zamorra. »Er kann deshalb nicht mehr in unsere jetzige Gegenwart hineinwirken. Kim Lisöjn hat diesen Schädel nie gefunden, konnte nie mit ihm experimentieren.«
    »Aber dann lebt er ja noch!«
    »Natürlich lebt er noch. Ich nehme sogar stark an, daß ich bald Post von ihm erhalte.«
    Als wäre das sein Stichwort gewesen, klopfte der alte Diener Raffael an die Tür.
    »Entrez«, sagte Zamorra automatisch und zog die Bettdecke etwas höher, weil er nackt unter dem Laken war.
    Raffael hielt ein silbernes Tableau in den behandschuhten Händen. »Das kam eben per Eilbote, Monsieur.«
    Nicole nahm ihm das Päckchen ab und erbleichte.
    »Das stammt von Kim Lisöjn«, sagte sie atemlos, und Raffael zog sich wieder zurück.
    Zamorra nahm das Päckchen und riß es auf. Eine Tonbandspule und ein freundlicher Brief. Der Dämonenjäger überflog die paar Zeilen und grinste.
    »Er lädt uns ein«, sagte er dann. »Kim Lisöjn möchte mich mit einigen vielversprechenden Versuchen bekannt machen, die er mit Schädeln unternimmt, die ihm auf einem Friedhof eines Nestes namens Vammala in die Hände fielen.«
    »Du willst tatsächlich nach Finnland?« fragte Nicole ängstlich.
    »Warum nicht, Liebes? Doch vorher kaufen wir in Paris noch tüchtig ein. Möchtest du nicht deine Frühjahrsgarderobe ergänzen? Du brauchst Kim Lisöjn auch nicht anzurufen. Du weißt ja: Seine Telefonleitung ist heute gestört. Wir fliegen erst ab morgen von Paris aus weiter. Diesmal direkt nach Tampere. Und habe keine Angst mehr vor Narko. Es gibt ihn nicht mehr. Schon seit rund tausend Jahren nicht mehr…«
    ENDE
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