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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten
Autoren: Franc Helgath
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trank direkt aus der Flasche. Danach fühlte er sich geringfügig wohler. Astrid würde schon wiederkommen. Genauso, wie sie bisher immer wiedergekommen war, wenn seine zeitweise Launenhaftigkeit sie einmal vertrieben hatte.
    Der Sturm zerrte an den Fensterläden und ließ sie klappern. Um die Kanten des Firstes heulte der Wind. Er hätte Astrid schon wegen des Unwetters hierbehalten sollen, sagte sich Kim Lisöjn. Aber jetzt war es zu spät, sie noch einzuholen.
    Aber es war noch nicht zu spät, sein Laboratorium aufzusuchen, von dem er sich während der letzten drei Tage ferngehalten hatte.
    An der Schwelle zur Tür blieb er noch mal stehen. Er zögerte einzutreten, weil ihn die Ahnung beschlich, er würde sich damit in eine Falle begeben.
    Doch inzwischen zeigte der pur getrunkene Wodka seine Wirkung, und der Schluck war selbst für einen trinkgewohnten Mann alles andere als klein gewesen. Der Alkohol, der mittlerweile warm durch seine Adern rollte, riß seine anfänglichen Bedenken mit sich, und eine Art Trotz erfaßte Kim Lisöjn.
    »Verdammter Aberglauben«, murmelte er, als er den Lichtschalter in seinem Laboratorium umkippte und Helligkeit den nüchtern eingerichteten Raum überflutete. Angesichts all dieser technischen Geräte, die ihm so vertraut geworden waren, vergingen auch noch seine letzten Bedenken. Er grinste über sich selbst, als er sich auf dem Drehstuhl vor den Apparaten niederließ und sie mit dem Hauptschalter unter Strom setzte. Das vertraute Brummen klang tröstlich in seinen Ohren. Hier war er zu Hause. Hier fühlte er sich wohl.
    Doch andererseits war es außerordentlich kalt im Raum. Ihm persönlich hätte das nicht viel ausgemacht, doch seine geliebten und gehegten Geräte waren zum Teil sehr empfindlich gegen Temperaturschwankungen, und so stand er wieder auf, schlurfte in seinen ausgetretenen Filzpantoffeln hinüber zum offenen Kamin, neben dem Feuerholz zu einem ordentlichen Stapel aufgeschichtet war. Späne und Streichhölzer befanden sich auf dem Bord darüber. Nach zwei Minuten begannen die Flammen, an den getrockneten Birkenscheiten zu fressen. Langsam wurde es warm im Zimmer.
    Wieder zurück vor seinen summenden Apparaten schaute er eine ganze Zeit lang den Schädel an, dem er seinen jüngsten Kontakt mit einem Wesen aus dem Jenseits verdankte. Einen Kontakt, von dem er offen zugab, daß er ihm nicht ganz geheuer gewesen war.
    Aber warum eigentlich?
    Alles, was er machte, war für Außenstehende nicht ganz geheuer, würde noch für lange Zeiten vom Makel der Unwissenschaftlichkeit und der Scharlatanerie behaftet sein. Das war nur zu natürlich, weil die meisten Menschen ihre natürlichen Instinkte an den sogenannten Fortschritt verloren und sich als Gegenleistung Staubsauger und Waschmaschinen eingehandelt hatten. Kim Lisöjn schien das ein miserables Geschäft zu sein.
    Er war ins Grübeln gekommen, und jetzt versuchte er, diese Gedanken wieder von sich zu schieben.
    Grinste ihn der Schädel jenes Wesens an, den er für die Überreste eines Dämons hielt?
    Langsam werde ich wirklich sonderlich, beruhigte Kim Lisöjn sich selbst. Alle Schädel machen den Eindruck, als würden sie grinsen. Die Phantasie spielte ihm sicher nur einen Streich.
    Er legte sich einen Notizblock bereit, wie er das immer tat, wenn er zu experimentieren begann.
    Allmählich verlor sich seine innere Unruhe im Bett der Konzentration, zu der er sich zwang. Flink huschten seine geschickten Finger über Tasten und Schalter, ließen integrierte Schaltkreise arbeiten, Mikroprozessoren, Transistoren und Dioden.
    Kim Lisöjn war ganz in seinem Element.
    Um so wütender wurde er, als das Klingeln des Telefons ihn aus seiner Konzentration riß.
    Den ganzen Tag über hatte dieses verrückte Ding nicht funktioniert, und ausgerechnet jetzt fing es zu bimmeln an.
    Ob das Astrid war?
    Kaum.
    Sie hatte selbst keinen Anschluß.
    Kim Lisöjn konnte sich nicht vorstellen, wer am anderen Ende des Drahtes sein konnte. Und offen gestanden - es interessierte ihn auch nicht die Bohne.
    Deshalb ließ er das Telefon weiterklingeln und schloß nur die Tür zum Nebenraum. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun, als sich mit irgendwelchen Idioten zu unterhalten oder auch nur zu erfahren, daß jemand die falsche Nummer angewählt hatte.
    Kim Lisöjn bekam nur äußerst selten einen Anruf.
    ***
    Der Flug Nr. 72 der Scandinavian Air Service wurde zum letztenmal aufgerufen. Mit wehenden Mantelschößen stürmte Professor Zamorra aus der Reihe
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