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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten
Autoren: Franc Helgath
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bekommen hatte - dann opferte er der Stimmung auch noch das zweite Prinzip, während des Experimentierens nicht zu trinken.
    Er nahm die halb leergetrunkene Flasche gleich mit ins Labor.
    »Ich werde schon nicht gleich weiße Mäuse sehen«, murmelte er im Selbstgespräch. »Schließlich vertrage ich einen ganzen Stiefel.«
    Und dann hatte er auch noch ausgiebig zu Abend gegessen, wovon er sich ebenfalls eine Herabsetzung der Wirkung des Alkohols versprach. So schaute er dem Zeiger der Uhr zu, wie er stetig weiterrückte, während der Flüssigkeitspegel der Flasche langsam der Tischplatte entgegensank. Bis es allmählich Mitternacht wurde.
    Er schreckte hoch.
    War er kurz eingedöst? Die Wärme im Zimmer, das Brummen der Geräte, das statische Rauschen aus dem Äther hatten ihn wohl etwas müde gemacht. Aber jetzt endlich war es soweit. Jetzt konnte er es nochmals probieren, mit dieser Wesenheit in Kontakt zu treten.
    Sorgen machte er sich inzwischen keine mehr. Schließlich hatte er das Wesen auch schon vor drei Tagen einmal mühelos abschalten können, und es hatte ihn seither trotz der wüsten Beschimpfungen und Drohungen nicht mehr belästigt.
    Kim Lisöjn grinste angetrunken.
    »Das wird dir auch diesmal blühen, Geistchen«, sagte er in die Batterie von Mikrophonen, die vor ihm aufgebaut war. »Wenn du’s mir zu bunt treibst, Geistchen, dann schalte ich dich wieder weg.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    Dann legte er sich seiner Gewohnheit nach Notizblock und Kugelschreiber zurecht, um jedes Wort mitzukritzeln, das gesprochen wurde. Als doppelte Kontrolle. Früher war es ihm schon passiert, daß er zwar Stimmen aufgefangen hatte, die Tonbänder sie jedoch nicht Wiedergaben. Und so schrieb er eben immer noch.
    Den Dämonencode dieses französischen Professors kannte er inzwischen auswendig. Er hatte die Formeln die letzten beiden Tage über gar nicht mehr aus seinem Gehirn gebracht. Wie einen dummen Schlagertext, der einen manchmal noch bis in den Schlaf hinein verfolgt.
    Der Uhrzeiger rückte über die Mitternachtsstunde hinweg, der seltsamerweise in allen Kulturkreisen eine magische Bedeutung beigemessen wird. Genauso wie Vollmond und Neumondzeiten.
    Hatten sie nicht gerade Neumond?
    »Mist«, knurrte Kim Lisöjn und zwang sich, die Augen weit aufzureißen. Er hatte sich im Text vertan und mußte noch einmal von vorne beginnen.
    Vielleicht lasse ich es für heute abend doch lieber bleiben, dachte er noch kurz, aber dann siegte seine von Generation zu Generation vererbte Sturheit, die er bei Gelegenheit zwar immer wieder bereute, der er jedoch in entscheidenden Augenblicken nicht Herr wurde.
    So ging seine Beschwörungsformel mit Lichtgeschwindigkeit in den Äther hinaus…
    Und das Echo folgte auf dem Fuße, aber es kam ganz anders, als Kim Lisöjn das erwartet hatte.
    Diese häßliche Stimme meldete sich nämlich nicht mehr aus dem Lautsprecher. Sie kam direkt vom Platz hinter ihm…
    ***
    »Nein!« sagte die Telefonistin mit matronenhafter Bestimmtheit. »Sie werden innerhalb dieser kurzen Zeit keine Verbindung mit Finnland bekommen. Schon gar nicht mit einem Dorf - wie hieß es doch gleich wieder?«
    »Vammala«, antwortete Professor Zamorra zerknirscht.
    Natürlich hatte die Frau recht, die irgendwo im Flughafengebäude Stockholms die Auslandsleitungen stöpselte. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn…
    Aber Zamorra war an Rückschläge gewöhnt. Es hatte auch keinen Sinn, die Dame mit der herrischen Stimme noch länger zu belästigen. Der Aufenthalt auf dem Flughafen in Stockholm war obendrein noch kürzer als erwartet, weil eine Maschine der Finnair am früheren Abend hängengeblieben war und nun vor der flugplanmäßigen Zeit startete. Nicole hatte gerade noch zwei Plätze ergattert, und Zamorra riskierte es nicht, vielleicht länger als unbedingt notwendig hier festgehalten zu werden.
    Er hängte den Hörer in die Gabel und drehte sich um. Draußen konnte Nicole aus seinem Gesicht ablesen, daß er auch diesmal kein Glück gehabt hatte.
    Sie sagte nichts, weil es nichts gab, was ihren Chef im Augenblick hätte trösten können.
    Eine Lautsprecherstimme gab durch, daß der Flughafen Tampere voraussichtlich auch den ganzen nächsten Tag über nicht angeflogen werden könne. Er sei hoffnungslos eingeschneit. Die Stimme empfahl Ausweichstrecken.
    Niedergeschlagen nahm Professor Zamorra Nicole die beiden Gepäckstücke aus der Hand und trug sie hinüber zum Abfertigungsschalter der
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