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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung
Autoren: Jason Dark
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ergangen.
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag und beendeten das Gespräch.
    Der Superintendent verließ die Sprechzelle und winkte dem Butler. »Meinen Mantel, bitte.«
    »Sehr wohl, Sir. Auch ein Taxi?«
    »Ja.«
    Der Butler gab dem Portier ein Zeichen, und der wußte Bescheid. Er rief einen Wagen.
    Sir Powell knöpfte inzwischen seinen Mantel zu. Er hatte die Knopfleiste zur Hälfte bewältigt, als das Taxi bereits vorfuhr.
    »Das ging schnell, Sir«, sagte der Butler.
    Sir Powell nickte nur. Gemessen, wie es eines Gentlemans würdig war, schritt er zum Ausgang.
    Eilfertig riß der Portier dem Gast die Tür auf. Sir Powell reichte ein Trinkgeld und steuerte das Taxi an.
    Die Fondtür stand offen. Von dem Fahrer war nicht viel zu sehen. Die nächste Laterne stand zu weit weg, sie erreichte mit ihrem Schein nicht einmal den Wagen.
    Es war kühl in London. Und naßkalt. Ein richtig ungemütliches Wetter. Zum Glück lag kein Nebel über der Stadt.
    Sir Powell schlug die Tür zu, nachdem er im Fond Platz genommen hatte. Er gab seine Adresse an.
    Das Taxi fuhr los.
    Fahrer und Gast waren durch eine Scheibe getrennt. Dieser Wagen gehörte zu den altmodischen Taxis, die immer noch durch London fuhren. Die beiden Männer konnten sich nicht verständigen, es sei denn, sie würden schreien.
    Sir Powell schrie nie. Er war schließlich ein Gentleman. Bequem lehnte er sich zurück, hatte seine Hände auf die Oberschenkel gelegt und schaute nach vorn.
    Das Gesicht des Fahrers hatte Sir Powell noch immer nicht gesehen. Es interessierte ihn auch nicht, und das war sein Fehler. Obwohl der Superintendent steif und wie leblos wirkend im Fond des Wagens hockte, entging ihm nicht, daß der Fahrer plötzlich abbog und in Richtung Westen auf die Themse zufuhr.
    Sir Powell krauste die Stirn. Das war nicht der direkte Weg, den er verlangt hatte.
    Der Fahrer beschleunigte.
    Er fuhr wesentlich schneller, als es überhaupt gestattet war. Das paßte Sir Powell gar nicht.
    Die Straße wurde schmaler. Dann riß der Fahrer den Wagen herum und fuhr über einen schmalen Weg, der rechts und links von hohen Fabrikmauern gesäumt wurde.
    Sir Powell saß noch immer steif im Fond. Er schien irgendwie unbeteiligt, doch in seinem Schädel jagten sich die Gedanken. Er wußte mit einemmal, daß er keinen normalen Taxichauffeur vor sich hatte, sondern in die Hände eines Gangsters gefallen war.
    Sir Powell bewahrte die Ruhe. Andere hätten geschrien oder mit den Fäusten gegen die Scheiben getrommelt, der Superintendent saß noch immer steif und aufrecht wie ein Ladestock im Fond.
    Doch der Fahrer wollte sichergehen. Er bewegte seine Hand und legte einen kleinen Hebel am Armaturenbrett herum.
    Im Fond begann es zu zischen.
    Das Gas war farb-, aber nicht geruchlos.
    Sir Powell krauste die Stirn. Es roch nach Schwefel oder faulen Eiern. Ihm wurde klar, daß der Gestank nicht von draußen kam, sondern aus dem Innern des Wagens.
    Sofort hielt Sir Powell die Luft an.
    Dabei suchten seine Augen nach den Düsen, aus denen das Gas entwich.
    Er fand sie nicht.
    Das Gas strömte weiter. Sir Powell konnte die Luft gar nicht so lange anhalten. Irgendwann mußte er einatmen, und dann war es vorbei.
    Der Superintendent warf noch einen Blick aus dem Fenster. Er konnte schon nicht mehr klar sehen. Die Mauer verwischte, wurde zu einem blutroten, furiosen Etwas.
    Sir Powell schwankte.
    Er fiel einmal nach rechts, dann wieder nach links. Der Luftmangel zwang ihn, Atem zu holen.
    Er sog ihn nur flach durch die Nase ein.
    Die Dosis allerdings reichte schon.
    Plötzlich hatte er das Gefühl, in einem riesigen Saal zu sitzen, dessen Boden unter seinen Füßen schwankte, dann umkippte und ihn mit in die Tiefe riß.
    Aus!
    Powell fiel zur Seite. Er landete auf dem Sitz, rollte dann in den Raum zwischen Vorder- und Rückbank und blieb dort liegen.
    Der Fahrer hatte mitbekommen, daß Powell ausgeschaltet war. Er verringerte die Geschwindigkeit, schaute sich kurz um, und ein dunkler Totenschädel grinste auf den Besinnungslosen nieder.
    Der Fahrer war kein Geringerer als der Schwarze Tod!
    ***
    Die schmale Straße endete vor einer Mauer. Naß glänzten die braunroten Ziegel. Doch bevor der Wagen gegen die Mauer fuhr, riß der Schwarze Tod ihn nach rechts.
    Wenig später rumpelten die Reifen über das Gelände einer stillgelegten Fabrik.
    Der Schwarze Tod stoppte.
    Er stieg aus und schritt langsam auf die Fondtür zu.
    Um ihn herum war es still. Nicht einmal die Ratten
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