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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung
Autoren: Jason Dark
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»Ja, wir wollen zu einem gewissen Hans Bauer.«
    Kröger schmunzelte. »Hatte ich mir fast gedacht.« Mehr sagte er nicht, sondern fuhr weiter.
    Suko stieß mich in die Seite. »Da scheint wohl das ganze Dorf zu wissen, was mit diesem Hans Bauer los ist.«
    »Wir müssen mit allem rechnen.« Plötzlich war mir gar nicht mehr so wohl zumute. Ich hatte das Gefühl, in eine Falle zu laufen.
    Zu merken war allerdings nichts davon. Der Weg beschrieb eine weite Kurve. Er führte jetzt zwischen braunweißen Feldern hindurch. Weiß deshalb, weil auf Furchenrändern noch Schnee lag. Der Wind fiel von den Bergen, und die Sonne wurde immer blasser.
    Wir hatten Nachmittag.
    Hinter der Kurve lag der Ort Gramlage. Zuerst sah ich nur ein paar Dächer. Manche davon weiß an den Wetterseiten. Rauchwolken stiegen aus den Schornsteinen in den grauen Himmel. Sie wurden vom Wind sofort zerfetzt.
    Die Häuser konnte man an beiden Händen abzählen, so klein war das Dorf. In der Nähe lagen ein paar Gehöfte. Dazwischen weiter verstreut die Stallungen.
    Die Straße wurde auch in Dorfnähe nicht besser. Kein Pflaster, kein Asphalt. Nur der noch gefrorene, harte Boden.
    Die bessere Unterlage begann erst in Gramlage. Doch bis zur Hauptstraße fuhren wir gar nicht. Der alte Kröger bog vorher nach rechts ab.
    »Unsere Ankunft braucht nicht jeder zu sehen«, erklärte er, als er in einen schmalen Weg einbog, der an der linken Seite von einem Holzzaun begrenzt wurde.
    Der Alte stoppte. »Aussteigen!« rief er.
    Wir sprangen von der Ladefläche und blieben neben dem Anhänger stehen.
    Umständlich kletterte der Alte von seinem Sitz, rieb sich die trockenen Hände und bedeutete uns, ihm zu folgen.
    Im Gänsemarsch schritten wir hinter ihm her. In der Nähe bellte ein Hund. Wir hörten auch helle Kinderstimmen, bekamen jedoch keinen Menschen zu Gesicht.
    Am Ende des Zauns bogen wir nach links ab. Herr Kröger stieß ein Gattertor auf, und wir standen auf seinem Hof.
    Das Bauernhaus war nicht groß und im Fachwerkstil errichtet worden. Es hätte dringend einer Renovierung bedurft. Vor dem Haus standen zwei uralte Linden. Ihre Äste bildeten ein Dach über zwei grüngestrichene Bänke.
    Im Sommer war es sicherlich gemütlich hier.
    »Eigentlich wollten wir ja zu Hans Bauer«, sagte ich.
    Der Alte nickte. »Ich weiß, aber lassen Sie sich überraschen, meine Herren.«
    Es blieb uns nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Er stieß eine dicke Holztür auf, und wir betraten das Bauernhaus.
    Vor uns lag ein Gang. Links ging es zu den Stallungen, das war nicht zu überhören. Das Grunzen der Schweine klang deutlich an unsere Ohren. Rechts führten drei Steinstufen zu einer Tür hoch.
    Der Alte stieß sie auf.
    Wir betraten eine Küche, wie ich sie noch aus alten Büchern und Beschreibungen kannte. Groß, mit einem gefliesten Boden, wuchtigen Holzmöbeln, einem gewaltigen Herd und dicken Wänden.
    Vor dem Tisch saß ein Mann. Als wir eintraten, wandte er sich langsam um.
    »Darf ich vorstellen?« sagte der alte Kröger, »das ist mein Knecht Hans Bauer!«
    ***
    Wir waren wirklich überrascht. Und diese Überraschung stand auch auf unseren Gesichtern zu lesen. Mit allem hatten wir gerechnet, damit jedoch nicht. Da hatte uns der Zufall genau den richtigen Mann in die Hände gespielt.
    Herr Kröger lachte, als er unsere Gesichter sah. »Knecht ist natürlich zuviel gesagt«, meinte er schmunzelnd. »Hans Bauer ist eigentlich Landmaschinenmechaniker. Er wohnt bei mir, und die anderen Bauern leihen ihn sich aus.«
    Jetzt wußten wir Bescheid.
    Bauer stand auf.
    Er war jünger als ich und größer. Er hatte schwarze Haare, etwas wulstige Lippen und ein breitflächiges Gesicht. Er trug eine Cordhose und ein grobes Baumwollhemd.
    Per Handschlag begrüßte er uns. Ich hatte Angst, daß meine Finger zerquetscht würden, so hart griff er zu.
    Dann stellten wir uns vor. Als er meinen Namen hörte, stutzte er: »Sind Sie Engländer?«
    »Ja.«
    Ich merkte, wie er nachdachte. Seine Stirn legte sich dabei in Falten.
    »Ich kannte Rod Huxley«, sagte ich.
    Jetzt lächelte er. »Dann wissen Sie meinen Namen von ihm, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Und warum ist Rod nicht mitgekommen?«
    »Er ist tot«, erwiderte ich.
    Hans Bauer zuckte zusammen. »Tot?« murmelte er fassungslos. »Wirklich tot?« Er wischte sich fahrig über die Stirn und wußte nicht, wohin er schauen sollte. »Wer hat ihn denn umgebracht?« fragte er mit heiserer Stimme. »Hat man ihn erwischt? An der
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