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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung
Autoren: Jason Dark
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Grenzbeamten. Also mußten wir so rasch wie möglich nach Gramlage kommen, wo dieser Hans Bauer wohnte.
    »Hast du dich entschieden?« fragte Will.
    »Ja. Wir gehen nach Gramlage.«
    »Endlich ein vernünftiges Wort«, grinste Suko.
    Zuerst mußten wir den Wald verlassen, und das war schwierig genug. Gramlage lag weiter im Osten. Wir sahen, wo die fahle Sonne stand, und hielten uns fast entgegengesetzt.
    Eine halbe Stunde waren wir bereits durch den Wald marschiert, als wir auf eine Straße stießen. Sie war nicht asphaltiert und führte in Schlangenlinien am Berg entlang. Rechts und links breitete sich dichter Wald aus. Weiter vorn sahen wir den Gipfel des Brockens. Der Schnee grüßte hell zu uns herüber.
    Motorengeräusch schreckte uns auf.
    Blitzschnell verschwanden wir im Straßengraben.
    Ein Geländewagen – besetzt mit vier Soldaten – passierte uns. Die Männer schauten nicht nach links und rechts, sondern fuhren weiter.
    »Wenn sie uns erwischen, sind wir dran. Wir haben nämlich kein Visum.« Will Mallmann hatte immer noch Befürchtungen. Gerade weil er beim BKA beschäftigt war, würden sich die anderen über ihn besonders freuen. Wir verließen unsere Deckungen wieder und gingen dicht am Straßenrand weiter.
    Wenig später erreichten wir eine Kreuzung. Und dort sahen wir auch die Wegweiser.
    Gramlage – 2 km.
    Will rieb sich die Hände. »Wer sagt’s denn.«
    Dann hätten wir eigentlich in Deckung gehen müssen, doch ein Treckerfahrer hatte uns schon gesehen. Das Gefährt schob sich aus einem schmalen Feldweg, und der Trecker zog einen leeren Anhänger hinter sich her.
    Auf dem Sitz hockte ein alter Mann mit einem grauen Bart und einer wetterharten Gesichtshaut, in die zahlreiche Falten ein tiefes Bild gezeichnet hatten. Doch die Augen blickten hell und klar. Nicht verschlagen.
    Der Mann stoppte seinen Trecker.
    Wir standen ziemlich dumm herum.
    »Wo wollen Sie denn hin?« sprach der Alte uns an.
    Will antwortete: »Nach Gramlage.«
    »Da können Sie mitfahren. Steigen Sie hinten auf.«
    Wir wechselten einen schnellen Blick. Der Alte bemerkte ihn und schmunzelte. »Ich heiße Kröger«, sagte er.
    Wir stellten uns ebenfalls vor.
    »Sie kommen aus dem Westen, wie?« fragte Kröger.
    »Woher wissen Sie das?« erkundigte sich Will.
    »An der Kleidung sehe ich es. Außerdem leben meine beiden Söhne in Göttingen. Ich wollte auch rüber, aber meine Frau meinte, wir wären zu alt. Ein Parteispitzel bin ich nicht. Steigen Sie auf, und dann ist alles klar. Sie wissen, daß Sie in der Sicherheitszone eigentlich nichts zu suchen haben.«
    Wir nickten.
    Ein netter Mensch, dieser Mann, dachte ich, als ich mich auf die nicht sehr saubere Ladefläche schwang.
    Bevor der Alte anfuhr, drehte er sich noch einmal um. »Ihre Wunde auf dem Kopf werde ich bei mir zu Hause verarzten«, sagte er zu Will Mallmann.
    »Danke, sehr freundlich, aber es geht schon.«
    »Nichts geht, junger Mann. Davon kann man leicht eine Blutvergiftung bekommen. Wie ist das denn passiert?«
    Will sah ein, daß sich der Alte durch eine Ausrede schlecht abspeisen ließ, und meinte: »Mich hat ein Vogel angegriffen!«
    Kröger zog die Augen zusammen. »Vielleicht ein Rabe?« fragte er.
    »Ja…«, dehnte Will.
    Da fuhr der Alte ab.
    Ich hatte seine Reaktion genau bemerkt und machte mir meine Gedanken. Dieser Mann war bestimmt in der Gegend um den Brocken aufgewachsen oder hatte lange Zeit hier gelebt. Er schien einiges zu wissen. Ich würde ihn danach fragen, wenn wir bei ihm waren.
    Der Trecker rumpelte los. Es war ein älteres Modell und machte dementsprechend viel Krach. Aus dem Auspuff blies eine schwarzgraue Fahne gegen unsere Gesichter.
    Die Landschaft konnte man ohne weiteres als lieblich bezeichnen. Sanfte Hügel, große Wiesen, Wälder. Die höheren Berge wie der Brocken lagen hinter den Hügeln.
    Ich hielt des öfteren Ausschau nach den Raben. Wir hatten zwar einige dieser Höllenvögel vernichten können, doch ich glaubte fest daran, daß sie noch nicht aufgegeben hatten. Sie würden uns weiter unter Beobachtung halten.
    Ich sah auch einige Vögel. Ob es allerdings Raben waren, konnte ich nicht feststellen. Die Entfernung war zu groß.
    Herr Kröger drehte sich um. »Wollen Sie in Gramlage jemanden besuchen?« fragte er laut gegen das Knattern des Motors an.
    Die Frage war an Will Mallmann gerichtet, und der Kommissar zögerte mit der Antwort.
    »Sie können ruhig ehrlich sein, ich bin kein Spitzel, wirklich nicht.«
    Ich antwortete:
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