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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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um Roger Harper, der mit strahlendem Lächeln im Mittelpunkt stand und gerade erklärte:
    »… Ich ging ihm also an den Kragen, packte seine Arme und drehte sie nach hinten.«
    »Können Sie uns das einmal zeigen, Mr. Harper?« fragte einer der Reporter, und ein anderer rief dazwischen:
    »Haben Sie einen Trick angewandt?«
    »Ja, Jiu-Jitsu!«
    Er nahm einen der Zeitungsmänner und demonstrierte an ihm, wie er mit Kelly umgesprungen sein wollte. Die anderen rissen die Kameras hoch. Die Blitzlichter zuckten.
    »Und warum wurde Kelly erschossen, obwohl Sie ihn so sicher gefaßt hielten?«
    »Passen Sie auf, Gentlemen«, erklärte Harper voller Eifer. »Der G-man, mit dem ich in die Kneipe gegangen war, schien die Situation anders zu beurteilen als ich. Er glaubte, daß ich mit Kelly, nicht fertig werden könnte, und daher…«
    Sein Blick fiel auf mich. Er brach mit ten im Satz ab, und auch sein Lächeln erlosch.
    »Weiter, Harper«, drängten die Journalisten im Chor.
    Er schnitt ein resigniertes Gesicht »Streichen Sie den letzten Satz«, sagte er. »Kelly war ein starker Bursche. Ich bekam ihn nicht richtig zu fassen. Er konnte mich abschleudern und griff nach seiner Kanone. Dem G-man blieb nichts anders über als ihn zu erledigen.«
    »Einzelheiten, Mr. Harper!«
    »Die Einzelheiten finden Sie im offiziellen Polizeibericht. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Dort steht ein Be kannter von mir, mit dem ich verabredet bin.«
    Die Köpfe der Neuigkeitsjäger drehten sich mir zu.
    »Auch Detektiv?« fragte einer. Die ersten Kameras wurden gezückt.
    »Nein, Staubsaugervertreter«, antwortete ich schnell. Die Fotoapparate sanken wieder hinunter. Die Journalisten drängten aus der Tür. Harper und ich blieben allein zurück.
    Ich sah mich in dem Raum um. Die Einrichtung bestand aus zwei Aktenschränken und einem Schreibtisch, denen man ansah, daß sie beim Altwarenhändler gekauft waren. Auf dem Schreibtisch prunkte ein Telefon und ein Totenkopf, den man als Aschenbecher benutzen konnte. Hinten verdeckte ein Vorhang offenbar den Eingang zu einem zweiten Zimmer.
    Harper bemerkte meinen aufmerksamen Blick.
    »Hinter dem Vorhang befinden sich Küche, Schlafzimmer und Bad, alles zusammen rund zehn Quadratyard groß.«
    »Sie wohnen auch hier?«
    »Klar«, antwortete er. »Nehmen Sie Platz!«
    Während ich mich in einen erbittert knirschenden Sessel setze, öffnete Roger einen der Aktenschränke und nahm eine Flasche und zwei Gläser heraus. Sonst war der Schrank leer.
    »Bei mir gibt’s wenigstens einen Drink«, sagte er und ließ sich in den Nachbarsessel fallen, der das überraschender Weise aushielt.
    Ich hielt ihm die »Daily Times« unter die Nase.
    »Warum haben Sie dafür gesorgt, daß die Zeitungen doch noch Wind von der Geschichte bekamen?«
    »Ich habe nicht dafür gesorgt«, antwortete er und schüttete den Whisky ein. »Heute morgen kam ein Reporter, der ziemlich genau über die Vorgänge in der Kaschemme Bescheid wußte. Eigentlich wollte er nur noch ein Bild von mir und ein paar Einzelheiten. Ich gab sie ihm. Sie konnten ihn ja doch nicht daran hindern, einen Artikel zu verfassen. - Prost, Mr. G-man!«
    Ich wußte nicht, ob er log oder die Wahrheit sagte. New Yorks Zeitungsmännern war es durchaus zuzutrauen, daß sie den Dingen auf die Spur gekommen waren. Ich nahm den Whisky. Es hatte keinen Zweck, Harper böse zu sein.
    »Es paßt Ihnen jedenfalls in den Kram, nicht wahr?«
    Er wiegte den Kopf. »Hören Sie, Cotton, ganz so ist es nicht, Ich weiß, daß ich in Ihrem Büro sagte, ich wolle mit meiner Kelly-Story Reklame für mich machen. Ich gebe auch zu, daß es ursprünglich meine Absicht war. Aber als der ›Rote‹ tot und mit einem Loch im Kopf da lag, und als Sie mich so herunterputzten, da zweifelte ich doch erheblich daran, daß ich mich wirklich zu einem großen Detektiv eignete. Wenn dieser Journalist nicht gekommen wäre, von mir aus hätte ich nichts mehr unternommen, um in die Zeitungen zu gelangen. Aber er kam nun einmal, und es wäre idiotisch von mir gewesen, wenn ich versucht hätte, die Veröffentlichung der Story abzustoppen. Es wäre mir auch nicht gelungen. Also spielte ich mit.«
    »Und jetzt spielen Sie das Spiel ganz groß!«
    »Die anderen Zeitungen jagten mir natürlich sofort ihre Hetzhunde auf den Hals, als die ›Daily Times‹ die Geschichte brachte.«
    Das Telefon schrillte. »Entschuldigung«, sagte er und ging an den Apparat.
    »Büro ›Argus‹!« hörte ich ihn
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