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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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plumpste.
    Das Stimmengewirr verstummte schlagartig. Der Schwarze hockte auf dem Boden und starrte Harper aus wütenden Augen an, aus denen ein guter Teil seiner Trunkenheit verflogen war. Er stieß einen unartikulierten Laut aus, raffte sich auf und fiel den jungen Mann an.
    Harper drehte sich rasch genug um. Er fing den Burschen mit einem Konterschlag ab und setzte einen Haken hinterher, der ihn schneller auf den Boden zurückbeförderte, als er aufgestanden war. Trotzdem war der Schwarze nicht knockout. Er sprang sofort wieder auf, und jetzt schien er mir völlig nüchtern geworden zu sein.
    In diesem Augenblick sagte der Drei— Zentner-Wirt hinter der Theke:
    »Stopp, Blacky! Scher dich ’raus!«
    Er hielt einen dicken Totschläger in den Händen, und es gab keinen Zweifel, daß er ihn zu benutzen entschlossen war.
    Es war erstaunlich, zu sehen, wie der Neger gehorchte. Er ließ die Fäuste sinken, starrte Harper noch zwei Sekunden lang wütend an, dann drehte er sich auf dem Absatz herum und stürmte hinaus.
    Der Wirt kam zu uns, goß die Gläser voll und bemerkte gleichmütig:
    »Wenn Sie das öfter machen, kommen Sie lieber nicht mehr her.«
    Dann ging er wieder.
    Harper wandte sich an mich:
    »War’s gut?«
    »Es war unnötig! Hätten Sie ihm freundlich gesagt, er solle ruhig bleiben, dann hätte er sich zufriedengegeben.«
    »Mag sein, aber gut war’s, glaube ich, trotzdem. War ich nicht ziemlich schnell?«
    »Kein Kunststück bei einem betrunkenen Mann. Die Reaktionen sind langsamer.«
    »Ich werde auch mit jedem Nüchternen fertig.« Er warf mir einen schrägen Blick zu. »Sogar mit Ihnen, G-man.«
    »Haben Sie mich deswegen hergelotst?« fragte ich.
    »Nein, ich wollte es Ihnen nur sagen, falls…«
    »Halten Sie Ihren Mund«, unterbrach ich ihn. »Dort drüben steht Kelly.«
    Die Theke war in halbrunder Form angelegt. Wir standen ziemlich am linken Ende, so daß wir den Männern, die an der rechten Rundung standen, ins Gesicht sehen konnten.
    Harper hatte also nicht gelogen. Der große Mann mit dem grobknochigen Gesicht, den schwarzgefärbten Haaren, den klobigen Fäusten war ohne Zweifel der »rote Kelly«. Ich sah den breiten, fast lippenlosen Mund und die tierhaften Augen unter den schweren Augenlidern.
    »Vielen Dank für die Information«, flüsterte ich dem Privatdetektiv zu. Laut rief ich: »Zahlen!«
    »Ein Dollar fünfzig«, verlangte der Wirt.
    Ich warf das Geld auf den Thekentisch.
    »Was wollen Sie tun?« fragte Harper flüsternd.
    »Wir warten draußen auf ihn. Das heißt: ich warte, während Sie das FBI alarmieren und ein paar G-men herbeirufen. Los! Kommen Sie!«
    Ich drehte mich um, ging zum Ausgang in der sicheren Erwartung, daß er mir folgen würde. Als ich die Tür erreichte, hörte ich einen Aufschrei. Ich warf mich herum und begriff kaum, was ich sah.
    Statt mir zu folgen, war Roger ihn angefallen und versuchte nun, die Arme des Gangsters auf den Rücken zu drehen, um ihn wehrlos zu machen. Kelly warf gerade den Oberkörper nach vorn und wirbelte von der Bar weg. Harper hing auf seinem Rücken.
    Ich stürzte auf die Kämpfenden zu. In der gleichen Sekunden konnte sich der »Rote« von seinem Agreifer befreien. Harper flog in den Raum hinein, riß einen Tisch um und landete krachend auf dem Rücken.
    Ich sah, wie Kellys Hand in die Tache fuhr und blitzschnell wieder hochzuckte. Er war berühmt als schneller Schießer, und ich hatte gar keine andere Wahl, wenn ich Harper retten wollte, als schneller zu sein. Leider verdeckte die Theke das meiste von Kellys Körper. Ich versuchte, seine Schulter zu treffen, aber Kelly ruckte hoch, und ich traf seinen Kopf. Er brach zusammen wie vom Blitz gefällt.
    ***
    Die Menschen wichen vor mir zurück, als ich zu der Stelle ging, auf der Kelly niedergebrochen war. Ich beugte mich über ihn. Nichts mehr zu machen. Ich muß gestehen, daß ich ziemlich konsterniert war.
    Ich richtete mich auf.
    »Ruf FBI an«, befahl ich dem Wirt. »Sage ihnen, sie sollen mit dem Orchester kommen.«
    Dann ging ich hinüber zu Roger Harper. »Geben Sie zu, daß Sie ein Idiot sind?«
    Er hatte sich aus den Tischtrümmern aufgerafft, sah an mir vorbei zu dem Erschossenen.
    »Sie sollen zugeben, daß Sie sich idiotisch benommen haben!« wiederholte ich.
    Er riß seinen Blick von Kelly los und sah mich an.
    »Mag sein, daß es idiotisch war«, stieß er hervor, »aber es war zumindest fairer, als ihn mit einem Dutzend Beamter abzufangen.«
    »Ach, du lieber Himmel!
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