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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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aus dem Auspuff, die Karosserie begann zu zittern und zu klappern. Dann fuhren wir.
    »Fahren Sie an der Metropolitan vorbei und stoppen Sie dort«, sagte ich.
    Nelly stand, das Täschchen unter dem Arm, vor der Operntreppe, dem vereinbarten Treffpunkt. Sie sah aus wie .;. na, eben süß, blond und aufregend.
    Mit aufgerissenen Blauaugen starrte sie an mir vorbei auf den alten Ford.
    »Jerry, ist das dein Auto?« fragte sie entsetzt.
    »Unsinn«, antwortete ich verwirrt. »Das ist…«
    »Aber du bist in diesem Sarg gekommen!« beharrte sie.
    »Ja, aber es gehört mir trotzdem nicht.«
    »Ich werde nicht damit fahren«, erklärte sie hoheitsvoll. »Es paßt nicht zu mir.«
    »Niemand verlangt, daß du damit fährst.«
    »Hast du gar kein Auto?« erkundigte sie sich. »Gehört dir der schicke Jaguar nicht, mit dem du in Long Beach warst?«
    »Hör mal, liebst du Autos oder einen Mann?« fragte ich.
    Sie klapperte mit den Wimpern.
    »Ich schwärme für schicke Autos und schicke Männer«, gab sie ihr Glaubensbekenntnis von sich.
    »Bin ich ein schicker Mann?«
    »Ja«, hauchte sie, »aber das Auto ist nicht schick!«
    »Du sollst ja auch nicht mit ihm fahren«, sagte ich. »Nelly, ich kann nicht mit dir ausgehen. Es ist eine dringende Sache dazwischengekommen.«
    »Was für eine Sache?« fragte sie.
    Nelly wußte nichts von meinem Beruf. Wahrscheinlich hielt sie mich für einen Vertreter oder einen Angestellten.
    »Geschäftlich«, antwortete ich.
    »Das sagt mein Chef auch immer, wenn er seiner Frau per Telefon mitteilt, daß er nicht zum Abendessen kommen kann«, stellte Nelly fest.
    »Vergleiche mich nicht mit deinem Chef!«
    »Also ist es nicht geschäftlich!«
    »Natürlich ist es geschäftlich!«
    »Warum soll ich dich dann nicht mit meinem Chef vergleichen? Bei ihm ist es ja auch geschäftlich.«
    Roger Harper drückte mahnend auf die Hupe des Fords. Die Hupe krächzte wie ein stockheiserer Rabe, nur viel lauter. Ich fühlte mich vollständig unfähig, Nelly zu erklären, warum ich die Verabredung nicht einhalten konnte.
    »Ich hab’s eilig, Nelly. Ich rufe dich morgen an, und wir treffen eine neue Verabredung. Geh in ein Kino! Sieh dir ’nen hübschen Film mit schicken Männern in schicken Autos an! Bye, Darling!«
    »Ich suche mir einen anderen Boyfriend!« drohte sie mit einem Schmollmund. Aber ich blieb hart und drohte mit einer eindeutigen Handbewegung, die die Beziehungen zwischen ihrem verlängerten Rücken und meiner Hand für den erwähnten Fall festlegten.
    Ich zwängte mich in den Ford. Harper knatterte ab.
    »Sieht aus wie ein Filmstar«, sagte er anerkennend. »Ist sie einer?«
    »Sie verkauft Parfüm in einem Laden auf der Fifth Avenue. Sechzig Dollar die Woche.«
    »Wenn ich das Aussehen von Kelly mit dem des Mädchens vergleiche«, sagte Harper träumerisch, »dann verstehe ich nicht, warum Sie den ›Roten‹ nicht laufen lassen.«
    »Sie sind ja auch nur Privatdetektiv«, antwortete ich. »Erzählen Sie, wie Sie auf Kellys Spur gekommen sind?«
    »Einfache Sache. Ich war hinter einem Mann her, dessen Frau dagegen war, daß er ständig sehr spät nach Hause kam. Der Mann hatte eine Schwäche für eine kleine Kreolin. Er traf das Girl in ihrer Wohngegend. Ich bekam rasch heraus, daß sie nichts anderes als ein Lockvogel für einen jener kleinen Spielclubs war, wie sie zu Hunderten in den Hinterzimmern der kleinen Kneipen in Harlem gedeihen. Es dauerte gar nicht lange, dann schleppte sie ihren Liebhaber hin, und ich folgte ihnen. Selbstverständlich konnte ich mich nicht in das Hinterzimmer wagen. Ich wartete also im eigentlichen Schankraum, bis mein Objekt, mehr oder weniger gerupft, wieder erscheinen würde. Sah mir zum Zeitvertreib die Leute an. War nicht gerade erstklassiges Publikum, meistens Neger, aber als Weißer fiel man auch nicht weiter auf. Dann stach mir ein Bursche ins Auge, der an der Theke stand und ziemlich viel Whisky vertilgte. Er trug keinen Hut. Sein Haar war schwarz, aber schlecht gefärbt. An den Wurzeln schimmerte es rot. Außerdem war er nicht richtig rasiert, und auch seine Bartstoppeln waren alles andere als schwarz. - Sie verstehen, G-man, daß ich mich für alle Schwerverbrecher interessiere und die Zeitungsberichte darüber genau studiere. Kellys Bild habt ihr veröffentlicht. Ich erkannte ihn auf den ersten halben Blick.«
    Die Verkehrsampel zeigte rotes Licht. Harper bremste den Ford gerade noch rechtzeitig genug ab. Ein Cop am Straßenrand musterte uns
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