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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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Fair nennen Sie das? In diesem Falle waren Ihre Gefühle für Kelly tödlich. Ich hätte ihn nicht erschießen müssen, wenn Sie sich vernünftig benommen hätten, Harper. Und vielleicht hätten wir von ihm erfahren, aus welchem Grunde und in wessen Auftrag er Frankie Bodge umlegte.«
    Er blieb rebellisch.
    »Niemand kann aus seiner Haut«, knurrte er.
    Ich trat ganz nahe an ihn heran. »Wenn Sie weiter solchen Unsinn reden, werde ich der Versuchung nicht widerstehen können, Sie aus Ihrem Anzug zu schlagen«, sagte ich leise, aber scharf.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um, ging zur Theke und ließ mir einen Drink geben. Als ich mich wieder umdrehte, hatte Roger Harper die Kaschemme verlassen.
    ***
    Am Mittag des nächsten Tages ließ unser Chef, Mr. High, Phil und mich kommen. Die Meldung der gestrigen Ergebnisse in jener Kneipe in der 120. Straße lag auf seinem Schreibtisch einschließlich der technischen Berichte, die allerdings nichts Besonderes enthielten. Kellys Zimmer hatten wir noch in der gleichen Nacht entdeckt. Es befand sich in dem Haus neben der Kneipe, und es war ihm von einer alten Frau vermietet worden, die blind wurde, wenn man ihr einen Zehn-Dollar-Schein auf die Augen klebte.
    »Den ›roten Kelly‹ hat also sein Schicksal erreicht«, sagte Mr. High. »Die Morgenzeitungen sind voll des Lobes, daß wir ihn so schnell zur Stecke gebracht haben.« Er legte seine Hand auf einen Stapel Zeitungen, der auf der linken Seite des Schreibtischs lag. »Harper wird überhaupt nicht erwähnt. Dabei schreiben Sie daß es seine Absicht war, mit dieser Aufklärung Reklame für seine Privatdetektei zu machen.«
    »Er scheint es sich überlegt zu haben«, anwortete ich. »Ich machte ihm Vorwürfe, weil er den ›Roten‹ angriff und mich dadurch zum Schießen zwang. Der Junge hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Helden zu spielen, damit es ein wirklich fetter Fraß für die Zeitungen wurde. Natürlich wurde er mit Kelly nicht fertig, und ich konnte ihn nur retten, indem ich auf den ›Roten‹ schoß. Das scheint Harper an die Nieren gegangen zu sein. Er verdrückte sich, bevor die Kommission und die Reporter kamen.«
    »Betrachten wir also diesen Teil der Angelegenheit als erledigt«, entschied der Chef. »Da Kelly nicht mehr reden kann, müssen wir versuchen, auf andere Art herauszubekommen, warum er Frankie Bodge erschoß und wer ihn damit beauftragte. Haben Sie eine Ahnung, Jerry?«
    »Bodge war der Chef eines Straßenracketts. Sein Club beschäftigte sich mit den üblichen Geschäften, etwa Erpressung, etwas Einbruch. Seine Gang scheint er sich aus Burschen seine Viertels zusammengestellt zu haben, die bis auf etwas Fürsorgeverwahrung noch nicht belastet sind. Die Sorte von Bandenorganisation bricht sofort auseinander, wenn das Haupt ausfällt. — Kelly gilt als Einzelgänger. Es ist denkbar, daß er diesen Mord im Auftrag übernommen hat. Wir fanden bei ihm allerdings kaum zweihundert Dollar. Es ist möglich, daß er das Geld, das er für den Killeraüftrag erhalten haben muß, irgendwo versteckt hat, aber…«
    »Ich bin der Ansicht, daß wir überprüfen müßten, ob Kelly nicht doch irgendeiner Gang angehörte«, sagte ich.
    »Ich bin Ihrer Meinung, Jerry«, stimmte Mr. High zu. »Phil und Sie übernehmen die Nachforschungen. Ich fürchte, es wird nicht leicht sein, etwas herauszubekommen. Wenn Sie Pech haben, stellen Sie schließlich fest, daß Kelly und Bodge nur eine alte Eifersuchtsgeschichte miteinander auszutragen hatten. - Seht mal zu, Jungens!«
    ***
    Unter den Hunderttausenden von Telefongesprächen, die jeden Morgen nach Bürobeginn in New York geführt werden, war eins, das sich mit dem »roten Kelly« befaßte. Ein Mann rief einen anderen Mann an.
    »Der ›Rote‹ ist tot!«
    »Ja, ich habe die Zeitungen gelesen. Die Mühe, die wir uns mit diesem Harper gemacht haben, war umsonst.«
    »Verdammt nicht nur das war umsonst. Es war auch sinnlos, daß wir Bodge in Lucky Hiltons Revier hetzten. Hilton behält, was er besitzt.«
    »Glaubst du, er läßt Kellys Tod einfach auf sich beruhen?«
    »Niemals wird er mit dem FBI anbinden. Die Zeitungen berichten, daß ein G-man den ›Roten‹ getötet hat. Okay, Hilton wird das als Berufsrisiko betrachten.«
    »Man müßte ihm stechen, daß Kelly verpfiffen worden ist.«
    »Sei vorsichtig. Wir sind noch nicht stark genug, um mit Lucky anzubinden.«
    »Wer spricht von uns? Benutze dein Gehirn! Wir lassen andere die Arbeit besorgen. Wir kassieren ohne
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