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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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sagen.
    »Mr. Harper persönlich? Nein, hier ist die Zentrale. Augenblick, ich will sehen, ob Mr. Harper frei ist.«
    Er nahm den Hörer vom Ohr, hielt die Muschel zu und grinste mich gutgelaunt an. Er ließ eine Minute verstreichen, bevor er sich erneut mit einem nachlässigen »Harper« meldete.
    »Guten Tag«, sagte er. »Ja, ich höre!« Er ließ den Anrufer sprechen und machte sich einige Notizen auf einem Block.
    »Gut, ich werde den Fall überdenken. Nein, ich kann nicht versprechen, daß ich ihn übernehmen werde. Ich muß erst meine Termine überprüfen. — In meinem Büro! Nein, das geht nicht. Ich empfange aus Tarnungsgründen keine Klienten bei mir. Sie könnten ja überwacht werden, verstehen Sie? Ich werde Sie anrufen und Sie eventuell aufsuchen, um die Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen. Jawohl, ich habe Ihre Nummer notiert. Sie hören in wenigen Tagen von mir.«
    Er legte auf und kam zu mir zurück. Den Notizblock brachte er mit.
    »Falls Sie mich fragen wollen, G— man, warum ich auch den anderen Reportern Rede und Antwort gestanden habe, hier ist die Antwort!« Er schlug auf den Block. »Seitdem die Abendausgabe der ›Daily Times‹ erschienen ist, haben sieben Leute bei mir angerufen, die meine Dienste in Anspruch nehmen wollen, und zwar Leute, die anständig zahlen, keine erbärmlichen Ehezwiste der mittleren Angestelltenklasse. Sogar ein Millionär ist darunter, dem ich die Überwachung seines Söhnchens organisieren soll.«
    Er sah sich mit einem komischen Ausdruck der Verzweiflung in seiner Bude um.
    »Ich muß unbedingt hier ’raus«, sagte er. »Sie haben gehört, zu welchen Lügen ich leider Zuflucht nehmen muß, damit meine neuen Klienten mich nicht in diesem Stall auf suchen. Mein neugewonnener Nimbus ginge zum Teufel, wenn sie sähen, wie der berühmte Roger Harper haust. Die Leute wollen nicht nur einen tüchtigen, sondern auch einen wohlhabenden Privatdetektiv. Zu armen Schluckern haben sie kein Vertrauen. -Ich muß einen Mann finden, der mir tausend Dollar leiht, damit ich mir ein anständiges Büro einrichten kann.«
    »Kellys Tod bringt also Ihren Laden ganz schön in Schwung«, stellte ich fest. »Angenehm für Sie, aber haben Sie sich nicht überlegt, daß Ihnen daraus auch Schwierigkeiten erwachsen könnten?«
    Ich sah seinem Gesicht an, daß er mich nicht verstand.
    »Alle Welt weiß, daß Sie an Kellys Ende beteiligt waren«, setzte ich ihm auseinander. »Und Sie haben Ihren Anteil an seinem Tod noch herausgestrichen, wie ich vorhin hörte. Wenn Kelly Freunde hatte, denen es durchaus nicht gleichgültig ist, wer ihn auf dem Gewissen hat, dann werden sich diese Freunde mit Ihnen beschäftigen.«
    »Sie können mir keinen Schreck einjagen, G-man«, lachte er. »Ich weiß über den ›roten Kelly‹ nicht weniger als Sie. Er war ein Einzelgänger, der keine Freunde hatte.«
    »Wir haben Grund anzunehmen, daß er nicht ganz so einzelgängerisch veranlagt war, wie wir bisher glaubten.«
    Bevor er etwas entgegnen konnte, wurde die Tür geöffnet, ohne daß vorher angeklopft worden wäre. Zwei Gestalten schoben sich in den Raum, zwei Männer, die sehr unterschiedlich aussahen. Der eine war klein, fast zierlich mit einem pfiffigen Rattengesicht, während der andere ein Hüne war, der kaum durch den Eingang paßte. Beide hatten Sie die Hüte in den Nacken geschoben.
    »Wer von Euch ist Harper?« fragte der Kleinere. Seine Stimme pfiff scharf wie eine Kugel daher.
    »Ich heiße Roger Harper«, erklärte der Detektiv.
    Die »Ratte« wandte sich zu dem Hünen.
    »Was meinst du, Ted? Sollen wir es hier erledigen?«
    »No«, grollte der Angesprochene. »Der Fremde geht uns nichts an. Entweder werfen wir ihn vorher ’raus, oder wir nehmen den Jungen mit.«
    »Nehmen wir ihn mit und machen es im Wagen ab«, entschied der Kleinere. Und mit einer Kopfbewegung befahl er Harper:
    »Komm, mein Junge!«
    »Wohin?« fragte Harper, der sich von seinem Erstaunen noch nicht erholt hatte.
    »Spar dir die Fragen. Du wirst es sehen. Vorwärts!«
    Harper schüttelte den Kopf. »Ihr seid verrückt, Brüder!«
    Wieder wandte der Kleine seinem Begleiter den Kopf zu.
    »Nehmen wir ihn mit Gewalt mit?«
    »Klar«, röhrte der Riese.
    »Und der andere?«
    Der Bulle wandte mir seinen Quadratschädel zu. Er hatte Augen, die wirklich an den wütenden Blick eines Stiers erinnerten.
    »Du hältst dich ruhig«, sagte er. »Sonst…« Er zeigte mir eine Faust von der Größe einer Bratpfanne.
    Dann stampfte er auf
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