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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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klar wird, daß ich bei der Verhaftung Kellys unbedingt dabeisein muß. Der ›rote Kelly‹ ist endlich der Fall, von dem ich vorhin sprach. Ein Schwerverbrecher, ein Mörder, und ich haben ihn gefunden, nicht Sie, Mr. G— man, nicht das FBI.«
    »Komische Einstellung. Kelly ist ein bissiger Hund. Er schießt garantiert, wenn wir ihm an den Kragen wollen. Warum wollen Sie sich irgendeiner Gefahr aussetzen? Ich an Ihrer Stelle würde gern vom Ort der Handlung fortbleiben.«
    »Ich nicht: ich will, daß in den Zeitungen steht, daß ich, ein Privatdetektiv, den ›Roten‹ zur Strecke gebracht habe.«
    »Ach so! Sie brauchen Reklame für Ihre Firma. Haben Sie schon einige Bildreporter an den Tatort bestellt, damit Ihre Heldentaten festgehalten werden? Meinetwegen, Harper! Wir nehmen Sie also mit. - Wo ist es?«
    »Ich zeige es Ihnen, G-man!« sagte er sanft.
    »Hören Sie, Sherlock Holmes, wir brauchen rund ein Dutzend Leute, um den roten Kelly so zu fassen, daß er keine Dummheiten mehr machen kann. Soll ich ein Dutzend G-men auf die Beine bringen, ohne Ihnen sagen zu können, wohin es geht?«
    »Wie wäre es, wenn wir beide allein gingen?« fragte er. »Sie überschätzen meinen Spaß am Risiko, Harper. Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, mich mit Kelly herumzuschießen. Wenn wir ihn ausheben können, so werden wir das mit der nötigen Anzahl von Leuten tun.«
    »Sie können sich zunächst darauf beschränken, sich zu überzeugen, daß Kelly wirklich dort ist, wohin ich Sie führen werde«, schlug er vor. »Sie müssen sich ja ohnedies über die örtlichen Verhältnisse informieren, bevor Sie zuschlagen können. Zu einem solchen Informationsbesuch genügen wir beide. Ich garantiere Ihnen, daß Kelly kommen wird. Ich habe ihn dreimal an aufeinanderfolgenden Tagen dort gesehen.«
    Dieser Privatdetektiv mit der Neigung für schwere Verbrechen erschien mir immer merkwürdiger. Warum lockte er mich allein zu einem Treffpunkt mit einem so gefährlichen Burschen wie Kelly? Andererseits war es unsinnig, an eine Falle zu denken. Der ›rote Kelly‹ kannte mich nicht, und ich wußte nur von den Bildern in unserem Archiv, wie er aussah.
    Glauben Sie mir, ich wünschte Mr. Roger Harper zum Teufel, und ich weiß nicht, wohin ich ihn gewünscht hätte, wenn ich hätte ahnen können, was alles sich an diesen Besuch knüpfen würde und mit ihm seinen Anfang nahm. Im Augenblick war ich nur wütend auf ihn, weil er mir die Sache mit Nelly verkorkste.
    Sie würden das verstehen, wenn Sie Nelly gesehen hätten. Es war meine erste Verabredung mit ihr. Wir hatten uns am Strand von Long-Beach kennengelernt. Nelly war so blond wie Marilyn Monroe, aber ich fand ihre Figur besser. Nelly war ’ne Wolke, aber eine mit Formen.
    Andererseits war die Sache mit Kelly zu wichtig, um nicht jeder Spur nachzugehen. Der »Rote« war ein Einzelgänger, ein finsterer Bursche, der von den fünfzig Jahren seines Lebens gute zwanzig hinter Gittern verbracht hatte. Alle seine Strafen waren ihm wegen brutaler Gewaltakte aufgebrummt worden. Raubüberfall mit Körperverletzung, ein Totschlag, drei Dutzend schwerer Schlägereien, unerlaubter Waffenbesitz, daraus bestand sein Sündenregister. Dreimal hatte er unter Mordverdacht gestanden, ohne daß ihm etwas zu beweisen war, aber für die Erschießung Frankie Bodges gab es Augenzeugen.
    »Wann müssen wir an dem bewußten Platz sein, wenn wir Kelly erwischen wollen?« fragte ich.
    »Wir müssen sofort gehen. Er kommt unregelmäßig und bleibt gewöhnlich nur für eine Stunde.«
    »Harper, Sie haben keine Ahnung, wie unsympathisch Sie mir sind«, stöhnte ich. »Gehen wir!«
    Er begann die Sachen wieder zu verstauen, die er auf der Suche nach dem Brandy ausgepackt hatte. Als er nach der Luger griff, legte ich die Hand darauf.
    »Das Ding stecke ich trotz Ihrer Lizenz ein, bis wir uns trennen«, sagte ich freundlich.
    Es paßte ihm nicht. Ich sah es seinem Gesicht an, aber er fügte sich.
    Hinter meinem Jaguar parkte ein alter klappriger Ford. Ich wollte meinen Wagen ansteuern, aber Harper hielt mich fest.
    »Ihre Karre ist für die Gegend zu auffällig, G-man. Wenn es nicht unter Ihrer Würde ist, wäre es besser, meinen Luxuswagen zu benutzen.« Er zeigte mit großer Geste auf den Ford.
    Ich stieg vorsichtig ein. Die Federn knirschten, als ich mich setzte. Roger Harper schwang sich mit den Bewegungen eines aufsitzenden Cowboys hinter das Steuer.
    »Yeepeeh!« schrie er und gab Gas. Es knatterte furchtbar
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