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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Autoren: Carola Dunn
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Absätze, es ist ein richtiger Artikel. Mit Photos. Das ist eine ernsthafte Sache, Phillip. Die zahlen mir einen Haufen Geld, damit ich eine Serie schreibe, einmal im Monat einen Artikel über die interessantesten der weniger bekannten Landsitze.«
    »Geld!« Er runzelte die Stirn. »Zum Henker, mein liebes altes Mädchen, du mußt doch nicht etwa für deinen eigenen Lebensunterhalt arbeiten? Gervaise wäre ja völlig entsetzt.«
    »Gervaise hat nie versucht, mir zu sagen, was ich tun oder lassen soll«, sagte sie mit einiger Schärfe, »und er hätte auch verstanden, daß ich unmöglich bei Mutter wohnen kann, und schon gar nicht bei Vetter Edgar. Er konnte Edgar und Geraldine genausowenig ausstehen wie ich.«
    »Mag ja sein, aber trotz alledem würde er sich im Grab umdrehen. Seine eigene Schwester arbeitet!«
    »Jedenfalls ist Schreiben viel besser als diese schreckliche Sekretärinnenarbeit, die ich vorher machen mußte. Ich fand es ja wirklich schön, Lucy in ihrem Studio zu helfen, aber sie hatte eigentlich nicht genug Arbeit für mich, um das Gehalt zu rechtfertigen, das sie mir zahlte.«
    »Und Lucy Fotheringay war es ja auch, die dir diesen ganzen Unabhängigkeitsblödsinn überhaupt eingeimpft hat. Teilst du dir immer noch diese Wohnung in Bayswater mit ihr?«
    »Keine Wohnung.« Daisy nutzte die Gelegenheit, das Thema ihrer Berufstätigkeit zu beenden, obwohl sie wußte, daß er ihr immer wieder damit in den Ohren liegen würde. »Wir haben uns ein süßes kleines Häuschen in Chelsea gemietet, ganz dicht am Fluß.«
    Sie beschrieb es ihm in größter Ausführlichkeit, und Phillip war zu wohlerzogen, um sie zu unterbrechen. Ehe sie in ihrer Beschreibung auf dem Dachboden angekommen war, erreichten sie die Haustür. Da Phillip mit Schlittschuhen, Stativ und Kamera schwer beladen war, klingelte Daisy.
    Ein Diener in auberginefarbener Livree öffnete einen Flügel der massigen, eisenbeschlagenen Doppeltür aus Eiche. Daisy trat ein und reichte ihm ihre Karte, während sie sich umblickte.
    »Ach, ich kann es ja kaum erwarten, das alles zu photographieren!« Die große Eingangshalle aus dem fünfzehnten Jahrhundert war genauso, wie man sie ihr beschrieben hatte. Die verzierte Wandtäfelung erhob sich zu einem geschnitzten Fries von Tudorrosen, Binsen und stilisierten gekräuselten Wellen. Die Wände darüber waren weiß gekalkt, Tapisserien mit Jagd- und Turnierszenen waren dort zu sehen und dazwischen gekreuzte Piken, Hellebarden und Banner. Eine Stichbalkendecke wölbte sich über allem empor.
    Daisy verzweifelte - wie sollte sie den Dimensionen dieses Raumes jemals mit ihrer Kamera gerecht werden?
    Es schauderte sie. Selbst das hoch auflodernde Feuer im riesigen Kamin ihr gegenüber konnte die winterliche Kälte nicht vertreiben, die von dem gefliesten Fußboden emporstieg.
    Kalte Zugluft blies aus dem gewölbten steinernen Treppenhaus am einen Ende der Halle herüber. Der Diener schloß eilig hinter Phillip die Haustür.
    »Sie sind die Dame, die schreibt. Miss?«
    »Ja, genau.« Sie hatte zwar neue Visitenkarten bestellt, auf denen ihr Beruf stolz unter ihrem Namen stand, doch die waren noch nicht angekommen.
    Offensichtlich unsicher, was mit ihr anzustellen sei, wandte sich der Diener erleichtert dem würdigen, schwarz gekleideten Butler zu, der jetzt durch eine mit grünem Boi bedeckte Tür am anderen Ende der Halle eingetreten war. »Es ist Miss Dalrymple, Mr. Drew.«
    »Wenn Sie bitte hier entlang kommen wollen, Miss, der Graf wird sie in seinem Studierzimmer empfangen.«
    »Danke.« Sie winkte ab, als Phillip Anstalten machte, sie zu begleiten. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, wäre Phillip an ihrer Seite, voller Mißbilligung, während sie mit Lord Wentwater ihre Arbeit besprach. »Warte nicht auf mich, Phil. Geh lieber wieder Schlittschuh laufen, es könnte ja heute nacht tauen. Wir sehen uns später.«
    Sie puderte sich rasch die rote Nase, während sie dem Butler folgte, und spürte, daß ihre Nervosität vollkommen verschwunden war. Sie hatte es noch nie schwierig gefunden, ältere Gentlemen zu mit ihrem Charme zu bestricken, und sie hatte keinen Grund anzunehmen, daß das beim Grafen anders sein würde.
    Schließlich war die halbe Schlacht bereits gewonnen, denn er hatte ihr erlaubt, den Artikel zu schreiben, und sie nach Wentwater eingeladen. Nachdem sie die überwältigende Eingangshalle gesehen hatte, hegte sie keinen Zweifel, daß sie hier jede Menge finden würde, worüber man
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