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01 - Im Netz der Luegen

01 - Im Netz der Luegen

Titel: 01 - Im Netz der Luegen
Autoren: Marina Schuster
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leise und schaute ihr in die Augen.
    Sein Blick war seltsam verhangen, sekundenlang hatte Cassy den Eindruck, er wolle sie küssen und sie hielt den Atem an. Doch dann drehte er sich abrupt um.
    »Gute Nacht«, warf er ihr noch über die Schulter zu und verschwand in seinem Zimmer.
    »Gute Nacht«, murmelte sie enttäuscht.
    Wenig später lag sie in ihrem Bett, dachte an Jayden, sah seine grauen Augen vor sich und spürte immer noch die Berührung seiner warmen, kräftigen Hand auf ihrer Schulter.
    »Wie zutraulich sie doch geworden ist«, dachte er mit einem amüsierten Lächeln, während er durch den frühmorgendlichen Nebel am Strand joggte. »Anschmiegsam und zutraulich.«
    Er empfand nichts für sie, sie war ihm völlig gleichgültig, doch er brauchte sie, sie war seine Tarnung, und sie war sein Sprungbrett in eine angenehme Zukunft.
    Eigentlich mochte er es nicht, anderen Menschen zu nahe zu kommen, er hasste es andere zu berühren, und es gefiel ihm erst recht nicht, berührt zu werden. Doch er würde tun, was nötig war, würde genau das tun, was sie von ihm erwartete. Es gehörte zu seinem Plan, zu seiner Rolle, und er würde sie weiter spielen, perfekt und meisterhaft wie ein Virtuose, der mit seiner Kunstfertigkeit das Publikum in seinen Bann zog.

Kapitel 6
    E in paar Tage später trafen die bestellten Möbel für die Zimmer ein, und Cassy und Jayden waren mit dem Aufstellen beschäftigt.
    Obwohl Jayden ihr den schwersten Teil der Arbeiten abnahm, war Cassy jeden Abend so fertig, dass sie wie ein Stein in ihr Bett fiel. Dennoch dauerte es meistens eine Weile, bis sie einschlafen konnte, ständig musste sie an Jayden denken.
    Nach wie vor verbrachten sie den meisten Teil des Tages zusammen, doch zu ihrer Enttäuschung hatte er keinerlei Versuche mehr unternommen, sich ihr nochmals zu nähern.
    Ein paar Mal schien sie seine Blicke in ihrem Rücken zu spüren, doch wenn sie sich zu ihm umdrehte, war er immer mit seiner Arbeit beschäftigt, sodass sie sicher war, sich das nur eingebildet zu haben. Frustriert überlegte sie, ob es nicht doch besser wäre, sich alle weiteren Gedanken an ihn aus dem Kopf zu schlagen.
    So drehte sie sich meistens noch eine Weile im Bett hin und her und grübelte, bis der Schlaf sie endlich übermannte.
    Eines Nachts wurde Cassy durch irgendetwas geweckt. Schlaftrunken blinzelte sie auf den Wecker, es war kurz vor Mitternacht. Ihr Mund fühlte sich trocken an und sie hatte ziemlichen Durst, also sprang sie kurzerhand aus dem Bett, um nach unten zu gehen und etwas zu trinken. Als sie in den Flur hinaus kam, stellte sie verwundert fest, dass das Licht brannte.
    Leise ging sie nach unten und betrat die Küche. Durch den offenen Durchgang zum Wohnzimmer fiel Licht, und im gleichen Augenblick nahm sie Jaydens Stimme wahr und hielt inne.
    »Es läuft alles bestens, mach dir keine Gedanken«, erklärte er gerade, anscheinend telefonierte er, und irritiert fragte sie sich, warum er das mitten in der Nacht tat.
    »Ich hoffe, es wird nicht mehr lange dauern«, hörte sie ihn sagen.
    Zögernd ging sie zum Kühlschrank, sie wollte nicht lauschen, war aber sich aber auch nicht sicher, ob sie ihn auf sich aufmerksam machen sollte.
    »Ich melde mich wieder, bis dann«, beendete er plötzlich das Gespräch.
    Cassy schaltete rasch das Licht an, riss die Kühlschranktür auf und nahm sich einen Saft heraus.
    Im selben Moment kam Jayden in die Küche, schaute sie überrascht an.
    »Bist du schon lange hier unten?«, wollte er wissen, und warf ihr einen durchdringenden Blick zu.
    »Nein«, sagte sie hastig, »noch nicht lange. Es war nicht meine Absicht zu horchen, ich wollte mir nur etwas zu trinken holen.«
    »Ich habe mit meiner Mutter telefoniert«, erklärte er, während er den Kühlschrank öffnete und sich auch einen Saft nahm. »Sie macht sich ständig Sorgen um mich, ich glaube, das wird nie aufhören, egal wie alt ich bin.«
    »Mitten in der Nacht?«, fragte Cassy verdutzt, und biss sich im gleichen Moment auf die Lippe. Es ging sie doch schließlich gar nichts an, wann und mit wem er telefonierte.
    »Ja, wegen des Zeitunterschieds. Sie wohnt an der Westküste, deswegen sehen wir uns auch nicht so oft.«
    Cassy schwieg, sie wollte nicht weiter fragen, er sollte nicht den Eindruck bekommen, dass sie ihn hier einem Verhör unterzog.
    Unsicher schaute sie ihn an, und bemerkte plötzlich, dass er sie von Kopf bis Fuß mit einem seltsamen Blick musterte. In derselben Sekunde wurde ihr bewusst,
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