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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
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nicht erlaubte, das wahre Leben zu sehen,
erinnerte sie sich: So benahmen sich also Damen und Gentlemen tatsächlich, wenn
sie sich nicht auf einem Debütantinnenball befanden.
    Also
hob sie den Kopf und hielt erneut nach Marie Antoinette Ausschau, konnte aber
nur einen kurzen Blick auf sie erhaschen, wie sie die Treppe erklomm. Sie
schien sich nicht wohl zu fühlen, da es aussah, als trüge ihr Begleiter sie zum
Damensalon hinauf.
    Dann
blieb ihr Blick an einem Mann hängen, der auf der Treppe stand. Er lehnte sich
gegen das Geländer, als Marie Antoinettes voluminöse Röcke an ihm
vorbeistreiften. Er war groß, größer als ihr Vater, und trug einen grünen
Domino anstelle eines schwarzen wie die meisten anderen Männer. Er sah ... ja,
er sah selbst mit seiner Maske noch arrogant, vornehm und sehr gut aus. Er
hatte schwarzes, mit weißen Strähnen durchzogenes Haar und breite Schultern.
    Gerade
gesellte sich ein sehr hübsches, als Kleopatra verkleidetes Mädchen zu ihm. Sie
schien ihn zu kennen; sie lachten gemeinsam und er strich ihr mit einem Finger
über die Wange. Charlotte griff sich unwillkürlich an die eigene Wange und
starrte die beiden weiter an. Von hier sahen seine Augen schwarz aus und seine
Brauen wölbten sich wie ihre eigenen. Die Leute sagten immer wieder, dass sie
aussah, als würde sie ständig über etwas nachdenken; seine Augenbrauen
vermittelten einen ganz anderen Eindruck. Sie verliehen ihm ein teuflisches
Aussehen, nicht kindlich frech wie Julias Vikar, sondern sehr viel
gefährlicher. Etwas Warmes regte sich in ihrem Inneren: Zum ersten Mal bekam
sie einen Mann zu Gesicht, den sie gern ... gern was? Küssen würde, entschied
sie. ja, sie würde ihn sogar sehr gern küssen, dachte sie, während ihr ein
wohliger Schauer über den Rücken lief. Obwohl man, wie Lady Sipperstein wieder
und wieder betont hatte, nur seinen Verlobten küsste und das nur, wenn die
Papiere bereits unterzeichnet waren.
    Als der
Fremde sich plötzlich umwandte, um Kleopatra die Treppe zur Tanzfläche
hinunterzugeleiten, schwang der grüne Domino elegant um seine Schulter.
Charlotte versuchte die beiden im Auge zu behalten und stellte sich dafür sogar
auf die Zehenspitzen, aber es waren zu viele Menschen da. Er war größer als die
meisten Männer, deshalb erhaschte sie von Zeit zu Zeit einen Blick auf seine
silberschwarzen Locken. Das Herz schlug ihr bis zum Halse.
    »Oh, du
meine Güte!«, sagte sie laut. Ein winziges Lächeln erhellte ihr Gesicht. Sie
benahm sich genau wie Julia und verliebte sich in den ersten gut aussehenden
Mann, den sie sah. Vermutlich war er ein Lakai. Aber wo war Julia überhaupt?
Das Orchester hatte mindestens zwei oder drei Tänze gespielt, seit sie gegangen
war; Charlotte hatte den Überblick verloren. Sie fühlte, wie sich leichter
Ärger in ihr regte. Wie konnte Julia sie nur so lang allein lassen, in einem
Ballsaal voller Menschen, die sich mehr als ungebührlich benahmen? Gerade eben
fasste ein untersetzter Mann in einem ausgefransten Domino seine Partnerin bei
den Schultern und küsste sie, wobei sie die gezischten Unmutsbekundungen der
anderen Tänzer, die gegen sie stießen, nicht einmal zu bemerken schienen.
    Charlotte
wandte sich ab und sah in die Ecke hinter der Statue. Der Raum war mit einer
außergewöhnlichen, blauen Tapete mit Goldverzierung verkleidet. Sie trank ihre
Limonade aus.
    Plötzlich
verspürte sie einen Stoß und stolperte in die Ecke. Sie hätte ihr Gleichgewicht
wiedergewonnen, hätte sich nicht alles in ihrem Kopf gedreht, daher taumelte
sie und stürzte. Die Person, die sie angestoßen hatte, landete schwer auf ihr.
    »Aua«,
sagte Charlotte. Ihr Maske hatte sich verschoben, das konnte sie spüren, und
Puder war von ihrem Haar auf den polierten Boden gerieselt.
    Aber
sie wurde sofort wieder auf die Beine gestellt und große Hände klopften den
Puder von ihrem Mantel.
    Sie
blickte auf. Es war der Mann von der Treppe. Charlotte bekam große Augen und
genau in diesem Augenblick hörte er auf, ihren Mantel abzuklopfen, und sah sie
an, ihre Blicke trafen sich und er erstarrte.
    »Danke«,
meinte Charlotte und vergaß nicht zu lächeln.
    Er
rührte sich nicht. Charlotte wich seinem Blick aus. Seine Augen waren so
schwarz und tiefgründig wie polierte Obsidiane, war ihr erster unsinniger
Gedanke, und sie hätte beinahe gekichert. Würde ein Lakai einen Domino aus schwerer
grü ner Seide tragen? Sie sah ihn noch einmal verstohlen an. Er war jünger,
als sie gedacht
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