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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
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über die
Hauptstraße rumpelte. Julia plapperte über Tänze und Bälle und Dienstboten.
    Schließlich
nahm sich Charlotte zusammen. Mr Colby musste sie für schrecklich schlecht
erzogen halten, weil sie so still dasaß. Sie räusperte sich, ein leises,
unsicheres Geräusch, doch Julia war so darin vertieft, auf ihre übliche Art vor
sich hin zu schwatzen, dass Charlotte nicht zu Wort kam. Tatsächlich machte
Julia nur Pausen, um dem Vikar, der ihnen gegenübersaß und den Kopf höflich
Julia zugeneigt hatte, faszinierte Blicke zuzuwerfen.
    Endlich
nutzte Charlotte eine Gelegenheit und stellte die Art von Fragen, die ihre
Mutter dem Vikar stellte: über seine Schäfchen, sozusagen, und wie es den
ärmeren Leuten erging.
    »Diese
Gegend ist sehr wohlhabend«, antwortete Mr Colby höflich. »Miss Brentortons
Vater unterstützt die Gemeinde mehr als großzügig.«
    »Meine
Mutter sagt ...«, unterbrach Julia und schnitt ein neues Thema an, also lehnte
sich Charlotte zurück und dachte, dass der Ausflug, wenn auch unerhört
waghalsig, so doch nicht unverzeihlich war. Eines Tages würde sie vielleicht
sogar ihrer Mutter davon erzählen und mit ihr darüber lachen.
    Charlotte
gelang es, ihren Gleichmut zu wahren, als sie bei Stuart Hall ankamen. Stuart
Hall war ein imposantes Backsteingebäude mit hohen Fenstern, durch die das
Licht über die Gärten fiel. Es unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem Haus
eines Gentleman, dachte sie. Alle Gäste waren kostümiert und die meisten trugen
Masken, genau wie Mr Colby gesagt hatte. Es waren viele, viele Menschen dort,
die sich durch die Flure drängten, und sie konnte sehen, wie sich unten im
Ballsaal die Paare eng aneinander gedrängt in einer Reihe auf dem Parkett
aufstellten.
    Sie
schlängelten sich durch die Menge in den Ballsaal und fanden an einer Seite ein
wenig freien Raum zwischen einer Statue von Narziss und den offenen Türen, die
in die Gärten hinausführten. Mr Colby verschwand und kam mit zwei Gläsern
ziemlich widerlicher Limonade zurück und sie standen da und nippten an ihren
Gläsern.
    »Wissen
Sie«, sagte Julia, »ich glaube, in der Limonade ist etwas Alkohol.«
    »Nein,
nein«, meinte Mr Colby. »Nur kann man sich hier nicht die allerbesten Zitronen
leisten, wie es bei Ihnen zu Hause der Fall ist.«
    Sowohl
Charlotte als auch Julia spürten einen Anflug von Scham wegen all der
allerbesten Zitronen, die sie in ihrem Leben verspeist hatten, und tranken mit
neuem Eifer.
    Mr
Colby wandte sich an Julia: »Wollen wir tanzen?« Er sah Charlotte würdevoll an:
»Sie sind hier vollkommen sicher und Julia und ich werden bald zurück sein. Sie
spielen einen Walzer, das war der Lieblingstanz meiner Mutter und ich möchte
ihr Gedächtnis ehren ...«
    Sein
Blick war so entschuldigend und traurig (seine Mutter musste erst vor kurzem
verstorben sein), dass Charlotte nickte, obwohl sie Julia hatte schwören
lassen, nicht zu tanzen, was auch immer geschah. Und Julia legte ohne Zögern
ihren Arm auf Mr Colbys und sie verschwanden im Gedränge.
    Er
trägt keine Soutane, dachte Charlotte törichterweise.
    Danach
etwas unbestimmt: Ich frage mich, wo seine Mutter gelernt hat, Walzer zu
tanzen, ich dachte, es sei ein ziemlich neuer Tanz. Man glaubt gar nicht, dass
die Mutter eines Vikars über den Tanzboden fegt.
    Es war
ausgesprochen peinlich, allein in dem Ballsaal herumzustehen. Charlotte ließ
ihren Blick über die Tänzer schweifen, als suche sie jemanden. Allmählich
bemerkte sie, dass die Gesellschaft in Wahrheit nicht ganz so war, wie sie es
erwartet hatte. Viele Damen hatten ihre Masken abgenommen und ihre Kostüme
waren - nun ja, etwas offenherzig. Zum Beispiel war eine der Damen als
Marie Antoinette verkleidet, sie trug einen Hirtenstab und ihren Kopf zierte
eine alles überragende Perücke. Aber ihr Kleid war zu bunt und zu tief
ausgeschnitten, dachte Charlotte. Wirklich, wäre es noch tiefer ausgeschnitten,
ihr Busen würde auf der Stelle herausspringen. Und was sie mit dem Hirtenstab
anstellte! Charlotte spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Der Begleiter
der Dame lachte und lachte, aber alle ihre Sinne sagten ihr, dass sich auf den
Bällen, die ihre Mutter besuchte, niemand so benahm.
    Aber
das war schließlich der Grund dafür, warum sie und Julia heute hierher gekommen
waren, oder etwa nicht? Natürlich war die Stimmung nicht genauso, wie sie in
London wäre. Mr Colby hatte gesagt, dass junge Damen wie Zimmerpflanzen
behandelt wurden und man ihnen
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