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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
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Brentortons einige Stunden
außerhalb Londons gefahren, allerdings mit nur einem Lakaien. Julia begrüßte
sie mit leuchtenden Augen. Auch sie hatte Ballkleider zu zeigen, mit weniger
Stickerei und ohne am Saum aufgenähte Perlen, aber dennoch wunderschön. Und sie
war -natürlich - verliebt.
    »Er ist
einfach hinreißend, Charlotte! Ich vergöttere ihn! Er ist überhaupt nicht wie
der alte Mr Luskie. Er ist schön, wirklich schön, du wirst ihn lieben; keine
roten Äderchen!«
    Charlotte
rümpfte die Nase.
    »Was
meinst du damit, er ist schön? Und von wem sprichst du überhaupt?« Mit leichter
Bestürzung bemerkte sie die von Liebe verklärten, violetten Augen Julias.
    »Sein
Name ist Christopher«, antwortete Julia. »Er hat Locken ... Er sieht aus wie
Adonis, wirklich, Charlotte.«
    »Aber
wer ist er?« Charlotte wurde misstrauisch. Ihre Freundin wich ihr mit
verträumtem Blick aus und ließ die Augen immer wieder in die Zimmerecken
schweifen. Julia schmollte ein wenig.
    »Julia!«,
sagte Charlotte drohend und unterdrückte dabei ein Lächeln. Ihre Freundin war
so dumm, wenn es um Männer ging. Erst vor einigen Wochen hatte sie
herzzerreißend geweint, weil sie Mr Luskie nie wiedersehen würde.
    »Er
wird mich nie wieder in seinen Armen halten«, hatte sie geklagt, »wir werden
nie wieder zusammen tanzen«, und hatte dabei in ihr Kissen geschluchzt. Selbst
Charlotte war bewegt gewesen und hatte sich gefragt, ob sie nicht zu schroff
gewesen war, als sie immer wieder auf die Rundlichkeit von Mr Luskies
Hinterteil und die wachsende kahle Stelle auf seinem Kopf aufmerksam gemacht
hatte.
    Julia
senkte ihren Blick. »Er ist ein Mann Gottes«, sagte sie schließlich leise.
    »Bitte?«,
fragte Charlotte, die sie nicht verstanden hatte.
    »Er ist
... ja, nun, er ist Vikar«, antwortete Julia.
    »Ein
Vikar? Julia!«
    »Er hat
blonde Locken. Er sieht, ja, er sieht aus wie aus einem Gemälde!« Da sie nun
das Schlimmste gestanden hatte, schenkte sie Charlottes gerunzelter Stirn keine
Beachtung und zählte die vielen Vorzüge des Vikars auf. Er war jung und sah
besser aus als jeder andere, einschließlich des Verkäufers, der manchmal an der
Schule vorbeikam und süßen Lavendel verkaufte und bis zu diesem Zeitpunkt bei
ihr als bestaussehender Mann gegolten hatte, auch wenn sie Mr Luskie am meisten
geschätzt hatte.
    »Selbst
du wirst ihn mögen, Charlotte. Weil er so tugendhaft ist und ziemlich dünn -
du hast doch immer gesagt, der arme Mr Luskie sei etwas stämmig. Und er wäre
ein wunderbares Modell.« Julia richtete sich unvermittelt auf und sah Charlotte
nachdenklich an.
    »Könntest
du nicht ... Du solltest mal etwas anderes als Obst malen, nachdem wir nicht
mehr in der Schule sind, Charlotte! Warum bietest du nicht an, Christopher zu
malen?«
    »Du
bist verrückt«, meinte Charlotte liebevoll, »Ich werde mich nicht anbieten,
einen jungen Mann zu malen, den ich nicht einmal kenne! Meine Mutter würde
schockiert zusammenbrechen.«
    »Ja,
aber du musst endlich anfangen, über Männer nachzudenken statt über Bilder,
weißt du«, entgegnete Julia etwas scharf »Es hat den Anschein, als wärest du
überhaupt nicht interessiert.«
    Der
Vikar sieht in der Tat besser aus als der Lavendelverkäufer, dachte
Charlotte am Sonntag und das Herz wurde ihr ein bisschen schwer. Julia himmelte
ihn so sehr an, dass Charlotte sie zweimal scharf mit dem Ellbogen anstoßen
musste, damit sie den Kopf zum Gebet senkte. Auch Charlotte beobachtete ihn
unauffällig. Er trug eine feierliche schwarze Soutane und seine blonden Locken
schimmerten sanft. Er wirkte nicht wie einem Gemälde entsprungen, vielmehr wie
eine Statue - die Statue eines schelmischen Fauns. Seine Locken wirkten
eine Spur zu sanft und er hatte ein freches Gesicht, stellte sie fest. Wie das
Gesicht ihres Bruder Horace, als er von Oxford verwiesen werden war.
    Auf dem
Weg aus der Kirche beobachtete Charlotte, wie der Vikar Julia zuzwinkerte und
ihr ein sehr leichtes, sehr vertrauliches Lächeln schenkte, während das kalte
Sonnenlicht des Frühlings auf sein Haar schien. Und als der Esquire und seine
Frau sich umdrehten, um Freunde zu begrüßen, sah sie, wie er Julia ein Stuck
Papier zusteckte, und die Knie wurden ihr weich.
    Auf dem
gesamten Heimweg plauderte Charlotte freundlich mit den ahnungslosen
Brentortons, während ihre Gedanken rasten. Julia war ruiniert! Wenn
irgendjemand herausfände, dass ein junger Mann ihr geschrieben hatte, würde sie
niemals ins Almack gehen
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