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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
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hat?«
    »Nein!«,
sagte Julia. »Das hat er nicht!«
    »Doch«,
meinte Charlotte einfach.
    »Warum
betonst du das denn so?«, fragte Julia verärgert.
    Schließlich
neigte sich die Schulzeit dem Ende zu und ein Mädchen nach dem anderen wurde
von ihren adeligen Verwandten oder einem Dienstmädchen abgeholt.
Abgeholt, um für ihr Debüt zurechtgemacht oder, wie Julia es nannte,
»herausgeputzt« zu werden. Es war an der Zeit, dem Lauf der Dinge ins Auge zu
sehen, der aus Absprachen, Mitgiften und Bällen bestand und schließlich in
Hochzeiten endete.
    Als
Tochter eines Herzogs wurde Charlotte voller Neid betrachtet. Ihr Debüt
würde großartig sein. Ihre ältere Schwester Violetta hatte ihren Knicks vor der Gesellschaft in einem Ballsaal gemacht, der von oben bis unten mit
weißen Lilien geschmückt gewesen war.
    Nur
Charlotte selbst machte sich nicht viel daraus. Um die Wahrheit zu sagen,
sehnte sie, sich danach, in dem weißen, quadratischen Raum zu bleiben und noch
einen Apfel oder (wenn der Markt in dieser Woche besonders viel hergab)
eine Persimone zu malen. Sie war gut, wirklich gut, sie wusste es und
Miss Frollip wusste es, aber das war es dann auch schon.
    Sie
musste debütieren, Julia musste debütieren; es würde wenig Zeit für Persimonen bleiben.
    Als
ihre Mutter sie also von Lady Chattertons Schule für Mädchen abholte, war sie
resigniert, nicht aufgeregt. Ihre Mutter erschien, wie Charlotte
insgeheim dachte, in voller Rüstung: in der herzoglichen Kutsche mit vier Lakaien
dahinter, alle in Livree! Die Herzogin war schüchtern und zitterte bei dem
Gedanken an ein Gespräch mit der furchterregenden Lady Sipperstein. Arme Mama,
dachte Charlotte. Sie musste furchtbar aufgeregt sein .
    Endlich
wurden Charlotte und ihre Mutter von Lady Sipperstein hoheitsvoll entlassen und
flüchteten in die Kutsche. Die Herzogin setzte ein wenig herzogliches Lächeln
auf, lehnte sich in die Kissen aus Satin zurück und sagte: »Gott sei Dank, du
bist entlassen, Charlotte! Ich muss Lady Sipperstein niemals wiedersehen!
Wir können es uns bequem machen. Wie ging es mit deinem letzten Bild, Liebling
- waren es Orangen?« Denn Charlottes Mama war eine ihren Kindern sehr
ergebene Mutter, die liebevoll alle neuesten Heldentaten im Auge behielt, auch
wenn es sich in Charlottes Fall nur um eine lange Reihe von Früchten
handelte.
    »Ganz
gut, Mama«, antwortete Charlotte. »Ich werde es dir zeigen, wenn wir zu Hause
sind.« Charlotte runzelte ein wenig die Stirn. Ihre Mutter behandelte all ihre
Werke gleich: ehrfürchtig, entzückt und völlig unkritisch.
    »Gut«,
meinte Adelaide zufrieden. »Ich werde es sofort zu Saxony schicken. Der
Flur macht sich sehr gut, Liebste. Stell dir vor, noch zwei oder drei und die
Wände sind voll!«
    Charlotte
verzog das Gesicht. Ihre Eltern schienen ihre Bilder nur als Dekoration
anzusehen, wie eine neue Tapete. jedes neue Bild wurde zu den besten
Rahmern (Messrs. Saxony, Rahmer des Königs) geschickt, in einen von Mr Saxony
senior persönlich ausgesuchten Goldrahmen eingepasst und feierlich im
herzoglichen Herrenhaus abgeliefert. Dann wurde es in einer langen, langen
Reihe von Obst (und ab und zu einem Ge müse) aufgehängt, die einen
langen, langen Gang im Ostflügel zierte.
    »Charlotte«,
sagte Adelaide bestimmt. »Wir müssen sogleich anfangen, dein Debüt zu planen.
Zufällig weiß ich, dass Lady Riddleford - Isabellas Mutter - schon
das Wochenende des neunzehnten August ausgesucht hat, genau das Wochen ende,
an dem ich deinen Ball geplant hatte. Deswegen müssen wir uns auf der Stelle
für einen Zeitpunkt entscheiden und ihn bekannt geben. Was meinst du,
Liebling?«
    Charlotte
antwortete nicht. Sie dachte an ihr letztes Bild. Aber Adelaide war daran
gewöhnt, dass Charlotte ab und zu in einen Zustand der Unaufmerksamkeit
verfiel; sie widmete sich einfach ihren eigenen Plänen.
    Als Charlotte
betrachtete, was ihr Bruder Horace den Obstgarten nannte (eben die lange Reihe
von Bildern im Ostflügel), konnte sie Veränderungen feststellen- die
Malstunden unter Miss Frollips Anleitung hatten unförmige Orangen rund gemacht;
die Äpfel waren nicht mehr giftig rot und wirkten realistischer.
    Zurzeit
arbeitete sie an der Farbe. Die Farbgebung war so schwierig, zum Beispiel bei
Orangen. Wenn sie die Augen schloss, sah sie eine Gruppe hell leuchtender
Orangen vor sich. Sie mischte und mischte stundenlang, ein bisschen Gelb, Blau,
Braun, aber sie konnte das Orange, das sie im Geiste vor Augen hatte,
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