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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
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verlassen, was blieb, war ein rasender Puls
und ein verführerischer Geschmack nach Abenteuer.
    Julia
sprang auf: »Das ist der beste Zeitpunkt, auf den Dachboden zu gehen,
Charlotte. Mama und Papa besuchen sonntagvormittags immer die Pächter.«
    Also
schlichen die Mädchen an den Türen der Dienstboten vorbei und die Treppen hinauf
zu den riesigen, hallenden Dachböden, die unter den Dachbalken des Brentortoner
Herrenhauses lagen. Breite Strahlen blassen Sonnenlichts fielen auf die alten
Kieferbohlen und die staubigen Umrisse der abgedeckten Möbel und Truhen voller
altmodischer Kleidung. Charlotte hielt einen Augenblick inne und beobachtete, wie
die Staubwolken im Licht aufwirbelten und umhertanzten, als Julia zielstrebig
zu den Truhen lief. Eine Minute später hatte sie zwei wallende schwarze Mäntel gefunden,
die ihnen bis zum Boden reichen würden. Zuerst hatte es den Anschein, als gäbe
es keine Masken, doch dann zog Julia sie mit einem Aufschrei aus der Ecke
einer  anderen Truhe.
    »Pst,
Julia!« Charlottes Herz klopfte laut.
    »Mach
die keine Sorgen«, entgegnete Julia und sah auf, während sie die Dominos zu
einem unordentlichen Bündel zusammenschnürte. »Niemand außer den Dienstboten
kann uns hier hören.«
    »Und
was, wenn einer von ihnen ein Geräusch hört und kommt, um nachzusehen?«, wollte
Charlotte wissen.
    »Oh,
Charlotte, du bist so ein Unschuldslamm«, lachte Julia. »Wir würden ihn
natürlich bestechen.«
    Und
tatsächlich bestach Julia noch am selben Abend ihre Zofe, die Dominos zu
lüften, und als sie ihnen gebügelt und süß duftend zurückgebracht wurden, war
der Ausflug unvermeidlich geworden. Unter lautem Gekicher puderte Julia
Charlottes Haar mit ihrem Körperpuder, so dass es in etwa wie die altmodischen
Frisuren von vor zwanzig Jahren aussah.
    Julia
war entzückt. »Sieh mich an! Ich sehe genauso aus wie meine Mutter auf dem
Porträt oben an der Treppe! Und niemand würde dich erkennen, Charlotte«, sagte
sie ermutigend. »Wenn du die Maske trägst, kann man nur noch gepudertes Haar
und ein Stückchen von deinem Gesicht sehen. Glaubst du, wir haben zu viel Puder
genommen?«
    Charlotte
betrachtete sich im Spiegel. Julia war wirklich sehr freigebig mit dem Puder
gewesen.
    »Auf
jeden Fall müssen wir uns keine Gedanken darüber machen, ob wir zum Tanzen
aufgefordert werden«, meinte Julia kichernd. »Jeder Gentleman, der uns zu nahe
kommt, wird unweigerlich anfangen zu niesen!«
    Es
müsste gehen, dachte Charlotte zweifelnd. Sie würden zusehen, wie die andere
Hälfte der Welt tanzte, und dann nach Hause zurückkehren. Aus dem Haus zu
gelangen war kein Problem. Der Ostflügel, in dem sich Julias Schlafzimmer
befand, hatte einen Hinterausgang für die Dienstboten, doch diese lagen in
ihren Betten im Westflügel, als die Mädchen sich um zehn Uhr abends
hinausschlichen.
    Der
Vikar wartete an der Stelle, wo die Auffahrt einen Bogen machte, als Charlotte
und Julia um die Ecke kamen. Als Charlotte die dunkle Gestalt sah, die gegen
die Kutschentür gelehnt dastand, stockte sie. Auf einmal war sie der festen
Überzeugung, dass die ganze Maskerade ein Fehler war. Aber Julia tänzelte
unaufhaltsam weiter und rief: »Christopher!« Sie verhielt sich, als seien
heimliche Treffen auf dunklen Straßen nichts Neues für sie. Charlotte folgte
ihr langsam und hatte das Gefühl, dem Vikar sagen zu müssen, dass sie einen
Fehler gemacht hätten, und Julia dann nach Hause zerren.
    Doch zu
Charlottes Erleichterung verhielt sich Mr Colby sehr respektvoll, als die
beiden Mädchen bei der Kutsche ankamen. Er verbeugte sich förmlich, als Julia
ihm Charlotte vorstellte, und erzählte, dass er während seiner Zeit in Oxford
die Kapelle von Calverstill besichtigt habe. Irgendwie gelang es ihm mit dieser
Bemerkung, das Ganze wie einen Schulausflug aussehen zu lassen. Charlotte war
maßlos erleichtert und Julia war ohnehin  schon in die Kutsche gesprungen,
bevor Charlotte die Gelegenheit hatte anzumerken, man solle vielleicht doch
besser nach Hause zurückkehren. Sie fand sich selbst in den staubigen Sitzen
der geliehenen Droschke wieder, vorsichtig nach vorn gebeugt, um die Falten des
Dominos nicht zu zerstören.
    Dann
zog Mr Colby so schwungvoll eine Flasche Sekt aus einem Korb, dass sie den
Eindruck hatten, als müssten sie nun mit ihm trinken. War es tatsächlich
üblich, dass die Leute auf dem Weg zu einen Ball tranken? Charlotte nippte
unsicher an dem Schaumwein, während die Kutsche immer schneller
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