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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
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können. Die Schirmherrinnen würden sie nie billigen.
Sie würde niemals einen Ehemann finden.
    Als sie
auf Brentorton Hall angekommen waren, *packte Charlotte Julia am Ellbogen und
schob sie nach oben in ihr Zimmer. Dann stieß sie die Tür zu, lehnte sich
dagegen und streckte wortlos die Hand aus.
    Julia
sah sie trotzig an. Mit einem Blick schätzte sie Charlottes Größe an der
Eichentür ab. Julia selbst war klein und zierlich, es würde ihr niemals
gelingen, die gertenschlanke Charlotte von der Tür wegzustoßen. Sie seufzte,
ließ sich auf ihr Bett fallen und zog ein kleines Stück Papier so geübt aus dem
Ausschnitt, dass es Charlotte eiskalt den Rücken hinunterlief.
    »Es ist
nichts«, sagte sie. »Nichts, Charlotte!« Sie blickte wütend zu ihr auf. »Sieh
selbst!« Sie schwenkte das Stückchen Papier hin und her.
    Charlotte
riss es ihr aus der Hand. Es standen wenige mit: blassblauer Tinte geschriebene
Wörter darauf. Stuart Hall, Samstag, 10 Uhr.
    »Mein
Gott, Julia, du würdest doch nicht - du triffst dich doch nicht mit ihm,
oder? Heimlich?« Charlotte ging langsam in die Knie und zerknitterte dabei ihre
Unterröcke, bis sie gegen die Tür gelehnt auf dem Boden saß. »Was ist das für
ein Ort, Stuart Hall?«
    »Es ist
nichts Schlimmes.« Julia beugte sich eifrig vor. »Es ist kein Rendezvous -
so etwas würde ich niemals tun. Es ist ein Maskenball, weißt du, er findet
jeden Samstagabend statt und ich habe zufällig mit Christopher darüber geredet
...«
    »Christopher!«
    »Na,
dann eben Reverend Colby, aber ich mag seinen Nachnamen nicht. Es ist sowieso
nichts Ernstes, Charlotte. Es ist ein Maskenball, den viele, na ja, viele
Kaufleute und Dienstboten besuchen, und Christopher - Mr Colby -
sagt, dass Leute aus unserer Schicht nie das wahre Leben zu Gesicht bekämen und
keine Ahnung hätten, wie alle anderen leben. Er meint, junge Mädchen,
Debütantinnen, seien wie Zimmerpflanzen. Wir rühren uns nicht, bis wir an den
Meistbietenden verkauft werden, und er sagt, es sei eine vollkommen harmlose
Tanzveranstaltung und jeder trüge die ganze Zeit Masken, so dass niemand unsere
Gesichter sehen könne ...«
    »Unsere! Unsere Gesichter!«, wiederholte Charlotte.
    Julia
beugte sich vor. »Du musst mit mir kommen, Charlotte. Verstehst du? Nein, du
verstehst nicht. Wenn du dabei bist, ist die Sache nicht unanständig, und Mama
weiß, wie korrekt du bist, und selbst, wenn sie es herausfände, wäre sie nicht
so entsetzlich böse.«
    »0
doch, das wäre sie«, entgegnete Charlotte geradeheraus, als sie sich Julias
resolute und unverblümte Mutter vorstellte.
    »Verstehst
du das nicht, Charlotte? Wir sind wie Schafe, die an den Meistbietenden
verkauft werden, und ...«
    »Wovon
redest du überhaupt, Julia?«, fragte Charlotte, der Verzweiflung nahe. »Was hat
ein Schaf damit zu tun, wenn du dich davonschleichst, um zu einem Ball zu
gehen?«
    Julia
war sich ihrer Sache selbst nicht mehr ganz sicher, dabei war es ihr so logisch
vorgekommen, als Christopher es ihr mit einem traurigem Ausdruck auf seinem
süßen Gesicht erklärt und von ihrer schafgleichen Sanftmut gesprochen hatte.
    »Du
weißt schon«, sagte sie unbestimmt. »Wir sollen immer nur heiraten und bekommen
nie etwas zu sehen. Oh, Charlotte«, rief sie und gab die verwirrende Frage nach
der Moral auf, »es wird Spaß machen, siehst du das denn nicht? Es ist doch
nichts Unanständiges dabei, zu einer Gesellschaft zu gehen, wenn wir von einem
... einem Theologen begleitet werden!«
    Ein
kleiner Funke der Rebellion flammte in Charlotte auf. Hatte eigentlich
irgendjemand sie gefragt, ob sie debütieren wollte? Ob sie heiraten wollte?
Aber natürlich wollte sie heiraten, und der einzige Weg dazu war das
Debüt, also führten diese Gedanken sie nirgendwo hin.
    »Ich
werde nicht gehen, wenn du nicht gehst«, sagte Julia kleinlaut. »Wir schauen
nur zu.«
    Charlottes
Mundwinkel zuckte und ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln. Julia
beantwortete die unausgesprochene Zustimmung mit einem Aufschrei.
    »Du
musst mir versprechen, dass du nicht mit deinem Vikar weglaufen wirst, um zu
tanzen, und mich allein zurücklässt«, meinte Charlotte streng.
    »Das
würde ich nie tun, Charlotte!« Julias Augen glänzten. »Wir müssen auf den
Dachboden gehen und etwas zum Anziehen suchen. Kostüme. Ich glaube, es sind ein
paar Dominos dort oben.«
    Charlotte
versuchte ruhig zu bleiben, aber es gelang ihr nicht. Ihr vernünftiges,
bedächtiges Temperament hatte sie
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