Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe
Autoren: Eloisa James
Vom Netzwerk:
ihr
angeborenen Höflichkeit): »Ich danke Ihnen. Auf Wiedersehen.«
    Sie
machte sich keine Gedanken darüber, wie seltsam es war, sich dafür zu bedanken,
dass man ihr die Jungfräulichkeit genommen hatte - immerhin das
Schlimmste, was einer jungen Dame zustoßen konnte.
    Er
zuckte zurück, als er ihre Stimme hörte, aber sie verschwand, ohne sich noch
einmal umzudrehen, und trat eilig durch die hohen Türen in den überfüllten
Ballsaal, bevor er eine Bewegung machen konnte. Als Alex schließlich fluchend
hinter ihr herlief, konnte er sie unter all den anderen Mänteln, Dominos und
Masken, die über die Tanzfläche glitten, nicht ausmachen. Gelbe Seide stand
Schulter an Schulter mit rosa Baumwolle und hier und da grüngoldenem Taft. Der
Saal war gespickt mit Männern in schäbigen schwarzen Mänteln, doch nirgendwo
ein schwarzer Domino.
    Alex
seufzte. Das Mädchen konnte nicht einfach verschwunden sein. Sie musste sich
wieder ihrer Gesellschaft angeschlossen haben. Wie ein schuldiger Dieb, der
Reue verspürt und seine Verbrechen wieder gutmachen möchte, hatte er das
Bedürfnis, sie zu finden. Leise vor sich hin fluchend unterteilte er den Saal
in vier Bereiche, durchkämmte geduldig jedes Viertel und betrachtete alle
jungen Frauen, die ihm bis zur Schulter reichten. Aber er konnte sie nicht
finden. Obwohl sein Verstand genau wusste, dass sie den Ball verlassen haben
musste, suchte er beharrlich weiter, bis der Tanz beendet wurde.
    Sie war
fort. Und wer auch immer sie war, sie hatte ihre Jungfräulichkeit verloren und
er hatte nicht bezahlt. Aber das war es nicht, und er wusste es. Er wollte sie
wiedersehen. Der Dieb versteckte sich hinter dem Wunsch, seine Verbrechen
wieder gutzumachen, doch in Wahrheit begehrte er sie mit solcher Inbrunst, dass
er sich wie von Sinnen fühlte. Er wollte wieder von diesem wundervollen,
unberührten Körper Besitz ergreifen, ihre kleinen Seufzer mit seinen Küssen
auffangen und das Verbrechen immer und immer wieder begehen.
    Das
Seltsame war, dass sie sprach wie eine Dame. Und sie sah auch aus wie eine
Dame. Aber natürlich besuchte keine Dame den Hurenball am Samstagabend, was
bedeutete, dass sie eine sehr schlaue Hure war - aber warum sollte eine
Hure ihren kostbarsten Besitz umsonst in den Gärten verschenken? Alex verließ
den Ball in übelster Laune.
    In
jener Nacht wachte er völlig verwirrt aus Träumen über wilde Verführungen auf
und blickte sich in seinem Zimmer um, als habe er es noch nie gesehen. Sein
Gartenmädchen ... ihr Körper war eben noch da gewesen und er hatte ihre Brüste
mit seiner Zunge erforscht, während sie in seinen Armen gestöhnt hatte. Aus
irgendeinem Grund hatte sie sich in seine Gedanken eingeschlichen und wollte
nicht mehr gehen.
    Einige
Wochen lang hegte Alex die Hoffnung, eine Art Erpresserbrief von ihren
Beschützern oder gar von ihren Eltern zu erhalten, wenn sie ein Dienstmädchen
und keine Hure war. Er hoffte sehr darauf, er wollte sich ihrer annehmen, ein
kleines Haus in London für sie finden. Aber es kam keine Nachricht.
    Und
obwohl er zum Kummer seines Bruders Patrick, der in der Woche zuvor überhaupt
keinen Spaß gehabt hatte, am nächsten Samstag wieder zum Hurenball ging, traf
er sie nicht an. In den nächsten zwei Wochen besuchte er auch einige
Gesellschaftsbälle und dachte bei sich, dass er sie vielleicht sehen würde,
wenn sie tatsächlich eine Dame war, aber er fand kein großes, schlankes Mädchen
mit grünen Augen. Die jungen Mädchen in London waren quirlig, gelockt und
klein, während er nach einer gertenschlanken und ruhigen jungen Frau Ausschau
hielt.
    Wenn er
nur ihre Haarfarbe wüsste, wäre es einfacher, aber sie hatte absurd viel Puder
getragen. Alex' Domino roch noch Wochen später leicht nach Lavendel. Er dachte
lange darüber nach und kam zu dem Schluss, dass sie rotes Haar haben musste.
Bei einer so weißen Haut musste ihr Haar einfach rot sein. Also suchte er nach
einem rothaarigen Mädchen, das nach Lavendel duftete; und Charlotte, die pechschwarzes
Haar hatte und nach Orangenblüten duftete, lief ihm nie über den Weg.
    Wenn
Alex nicht gerade davon träumte, sie zu lieben (und er machte sich keine
Gedanken darüber, wie seltsam es war, dieses Wort im Bezug auf eine Hure zu
gebrauchen), sah er sie im Traum weinen und flüsterte ihr zärtliche Dinge ins
Ohr, um sie zu trösten. Wahrscheinlich, versuchte Alex sich die Sache zu
erklären, dachte er nur deshalb noch an sie, weil er nicht bis zum Ende
gegangen war.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher