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01 - Ekstase der Liebe

01 - Ekstase der Liebe

Titel: 01 - Ekstase der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Saisons hinter sich und einen beinahe sicheren Heiratsantrag vom Marquis
de Blass vor sich hatte.
    Violetta
versuchte es mit Überredung: »Weißt du, Lotti«, sagte sie und kehrte zu
Charlottes Kosename aus ihrer Kindheit zurück: »Ich hatte schreckliche Angst
bei meinem Debüt. Mama hat den Saal von oben bis unten mit Lilien schmücken
lassen was wirklich sehr schön war, Mama«, fügte sie hastig hinzu, »aber der
Duft war so überwältigend. Als ich am Nachmittag nach unten schlich, um mir den
Ballsaal anzusehen, hörte ich nicht auf zu niesen und alle gerieten in Panik.
Aber dann schlug Campion vor, ich solle einen Scotch trinken, weil das das beste
Heilmittel gegen Niesen sei, und er hatte Recht. Natürlich«, meinte sie
nachdenklich, »kann ich mich nicht mehr so genau daran erinnern, was nach dem
Glas Scotch geschah, aber wenigstens musste ich nicht den ganzen Abend niesen.«
    Charlotte
sah ihre Schwester nur unglücklich an. Sie hatte nicht mehr geweint, seit sie
Julias Haus verlassen hatte, aber sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, als
müsse sie gleich in Tränen ausbrechen. Sie sehnte sich danach, diesen Mann
wieder zu sehen, doch im nächsten Augenblick war sie voller Wut und
Selbstmitleid.
    Violetta setzte sich zu ihr
aufs Bett, so nahe, dass sich ihre Schultern berührten. »Mach dir keine Sorgen,
Charlotte. Du bist die Schönste von uns dreien, weißt du. Und der ganze Ball
wird für dich veranstaltet. Du musst keine Angst haben, dass niemand mit dir
tanzen will ...«
    Charlotte
schüttelte nur den Kopf. Warum hingehen? Sie durfte nicht heiraten, also konnte
sie genauso gut gleich mit der Lebensweise beginnen, die sie für sich gewählt
hatte. Und auch in dieser Sache war sie, wie ihr altes Kindermädchen zu sagen
pflegte, stur wie ein Esel.
    »Es hat
keinen Sinn, Violetta«, unterbrach ihre Mutter. »Sie ist fest entschlossen.
Aber warum? Warum, Charlotte?« Die Stimme ihrer Mutter überschlug sich. »Das
Mindeste, was du mir schuldig bist, ist eine Erklärung, nach all der Mühe, die
ich mir gemacht habe. Wenn du vor vier Monaten gesagt hättest, dass du diesen
Ball nicht willst, hätten wir vernünftig darüber reden können. Aber jetzt musst
du mir sagen, warum du nicht an dem Ball teilnehmen willst, oder ich schicke
nach deinem Vater!«
    Adelaide
saß auf dem Stuhl vor der Frisierkommode, den Blick fest auf Charlottes Gesicht
gerichtet. Auf der anderen Seite starrte Violetta sie durchdringend an.
Charlotte fühlte sich, als wäre sie zwischen zwei Mauern eingeklemmt und bekäme
keine Luft mehr. Sie blickte in ihren Schoß hinab. Sie rang die Hände,
umeinander, übereinander. Ihr war heiß und übel. Von draußen drang das
rhythmische Hämmern der Arbeiter herein, die im Garten ein riesiges Festzelt
für ihren Ball aufstellten.
    »In
Ordnung, Mama«, meinte sie schließlich.
    »Was
meinst du mit >in Ordnung    »Ich
werde dir erklären, warum«, erwiderte Charlotte langsam. Sie konnte nicht
aufsehen, deshalb betrachtete sie starr ihre verschränkten Hände. »Ich bin in
Kent auf einen Ball gegangen«, begann sie, »heimlich. Es war nicht Julias
Schuld, ich wollte auch hingehen. Es war ein Maskenball und ich habe mir das
Haar gepudert, damit niemand mich erkennt.«
    Violetta
neben ihr war sehr still geworden. Ihre Mutter starrte sie gebannt und voller
Entsetzen an. Sie war zu verblüfft, um Charlotte zu fragen, warum um alles in
der Welt sie alte Regeln gebrochen hatte, die sie ihren drei Töchtern jahrelang
eingetrichtert hatte.
    »Und
was ist passiert?«, fragte Adelaide schließlich ruhig nach einigen Minuten der
Stille.
    Charlotte
richtete ihren unglücklichen Blick auf ihre Mutter. »Ich habe einen Mann
getroffen und bin mit ihm in den Garten gegangen.« Was es auch war, was sie in Charlottes
Augen sah, es ließ Adelaides Ärger dahinschmelzen wie Schnee. Sie eilte an
Charlottes Seite und nahm ihre Tochter in den Arm.
    »Es
wird alles wieder gut, Liebling«, flüsterte sie, strich über Charlottes Arme
und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, wie sie es getan hatte, als Charlotte
noch ein kleines Kind gewesen war und sich den Zeh gestoßen hatte. Charlotte
reagierte nicht, aber sie entzog sich auch nicht. Ihr Haar fiel ihr wie ein
seidiger Vorhang über das Gesicht, als sie sich an die Brust ihrer Mutter
schmiegte.
    »Aber,
was ist dann passiert?«, fragte Violetta. »Was meinst du damit, du bist mit ihm
in den Garten gegangen? Hast du dich von ihm küssen lassen?

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