Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unterschätzen durfte.
    Meine rechte Hand lag noch immer auf dem Waffengriff. Ich hob die Beretta hoch.
    Sechs geweihte Silberkugeln steckten im Magazin.
    Dagegen war der Ghoul machtlos.
    Ich ließ ihn in die Mündung schauen. »Bevor du deine schleimigen Pfoten an mich gelegt hast, bist du tot«, stellte ich nüchtern fest. »Dann wird deine schwarze Seele in die Hölle eingehen und dort für alle Ewigkeiten herumirren.«
    Er wußte Bescheid, und so etwas wie Angst glomm in seinen kalten Augen auf.
    »Du hast keine Chance!« sagte ich.
    Die Reaktion des Ghouls überraschte mich. Er warf sich vor und prallte gegen meinen Schreibtisch. Blitzschnell packte er die Kante und wuchtete ihn hoch.
    Soviel Schnelligkeit hätte ich diesem Horrorwesen gar nicht zugetraut. Auf jeden Fall kam ich nicht dazu, abzudrücken, sondern kippte zurück.
    Meine Oberschenkel klemmten unter der Kante fest. In dieser Stellung blieb ich für einen Moment hocken.
    Grimes warf sich quer über den Schreibtisch.
    Er stieß ein dumpfes Gurgeln aus und fegte die Sachen, die auf der Platte lagen, zu Boden.
    Akten, ein Locher, das Telefon – alles fiel zu Boden, während der Ghoul nach meiner Waffenhand schlug.
    Er traf auch.
    Seine schwammige Hand klatschte gegen mein Gelenk, und mir wurde der Arm zur Seite gewischt.
    Endlich war ich frei und kippte auf den Teppich.
    Sofort hechtete mir der Ghoul nach. Er sah Oberwasser und wollte mich mit seinem Gewicht erdrücken.
    Mir gelang es im letzten Augenblick, die Beine anzuziehen. Tief stieß ich die Füße in den Leib des Monsters.
    Der Ghoul wurde zurückgeworfen, fiel über den Schreibtisch und fuhr mit beiden Armen unkontrolliert in der Luft herum. Inzwischen kam ich auf die Beine.
    Meine Beretta hatte ich nicht losgelassen.
    Aus der Drehung feuerte ich.
    Der Ghoul schluckte zwei Kugeln. Beide waren so gezielt, daß sie sein Leben auslöschten.
    Grimes sackte zusammen. Es gab dabei ein Geräusch, als hätte jemand Luft aus einem Ballon gelassen.
    Plötzlich löste er sich auf. Sein Körpergebilde verwandelte sich in grünlich schimmernden Schleim, der von zahlreichen, winzigen Äderchen durchzogen war.
    Der Ghoul fiel plötzlich um und schrumpfte immer mehr zusammen.
    Ich konnte es nicht fassen. Lange hatten wir vergeblich nach Grimes gefahndet, und nun hatte ich ihn mit zwei geweihten Silberkugeln erledigt, als er mein Büro betrat.
    Es war unglaublich.
    Ich schaute zu ihm nieder.
    Der Ghoul verging.
    Dabei sonderte er immer mehr Flüssigkeit ab, über deren Oberfläche eine stinkende Wolke schwamm.
    Ich öffnete beide Fensterflügel und pumpte die kühle Luft tief in meine Lungen.
    Für die letzten Reste des Ghouls hatte ich keinen Blick mehr übrig. Dann knallte plötzlich die Tür des Vorzimmers auf. Sie wurde bis gegen die Wand gedroschen und schwenkte wieder zurück.
    Zwei Kollegen stürmten mit schußbereiten Waffen in den Raum. Sie hatten die Schüsse gehört und waren aufmerksam geworden. Hinter ihnen sah ich Glenda Perkins und auch das Gesicht von Sir James Powell, meinem Chef.
    Ich hob beide Arme, stieg über die stinkende Lache hinweg und schloß die Tür zu meinem Büro.
    Powell drängte sich vor. »Was ist geschehen?« fragte er. »Wir haben Schüsse gehört.«
    Hinter meinem Chef standen die Neugierigen. Ich schickte sie mit wenigen Worten weg. Auch die Kollegen, die das Büro zuerst betreten hatten, verschwanden.
    Dann zündete ich mir eine Zigarette an.
    Powell verlangte eine Erklärung.
    »Die können Sie gern haben«, sagte ich und lächelte dabei. »Ich habe Grimes getötet.«
    »Was haben Sie?«
    Und Glenda fragte: »Den Ghoul?«
    Ich nickte. »Genau den.«
    Noch nie zuvor hatte ich meinen Chef so fassungslos gesehen. Immer wieder schüttelte er den Kopf, und Glenda mußte sich erst einmal setzen.
    Ich gönnte ihnen eine Pause.
    Schließlich meinte Powell schwer ausatmend: »Dann können wir davon ausgehen, daß dieser Grimes nicht mehr existiert.«
    »So ist es, Sir.«
    Mein Chef schaute mich an. »Aber wieso? Ich verstehe das nicht. Da jagen Sie ihn seit Wochen, sind schon sauer, daß Sie ihn nicht aufspüren können, und jetzt spaziert er so mir nichts dir nichts in Ihr Büro. Das kann ich nicht glauben.«
    Ich ging zur Tür und hielt sie offen. Wieder traf mich die Wolke üblen Gestanks. »Überzeugen Sie sich, Sir!«
    »Das tue ich auch.« Der Superintendent ging an mir vorbei und schaute in das Büro.
    Die übelriechende Lache lag nach wie vor auf dem Boden. Der Teppich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher