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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter
Autoren: Jason Dark
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mithören. »Er trägt einen altmodischen dunklen Anzug, ein Hemd mit Stehkragen und einen Bowler auf dem Kopf. Außerdem riecht er nicht gut, wenn Sie mich fragen, Sir.«
    Kein Zweifel, das war Grimes, der Ghoul. Und er hatte die Frechheit, mich zu besuchen. Oder war er lebensmüde? »Was ist jetzt, Sir? Soll ich den Mann zu Ihnen schicken?«
    »Ja, tun Sie das.« Ich legte auf und spritzte von meinem Stuhl hoch.
    Einem stürmischen Liebhaber gleich stürmte ich in Glendas Vorzimmer.
    Erschreckt drehte sie sich um. »Was ist denn, John?«
    Schon war ich bei ihr und faßte sie am Arm. »Sie müssen verschwinden, Glenda.«
    »Ja – aber warum denn?« Sie war ganz durcheinander, was ich ihr nicht verdenken konnte.
    Ich zog sie vom Stuhl hoch. »Stellen Sie keine Fragen, sondern gehen Sie.«
    »Wohin denn?«
    »Zu irgendeiner Kollegin.« Ich drängte sie zur Tür. »Machen Sie schon, Glenda.«
    »Wollen Sie mir nicht sagen, was los ist?«
    »Später. Ich bekomme Besuch.«
    Hastig schob ich meine Sekretärin nach draußen auf den Gang, wo sie sich von ihrer Bürotür entfernte.
    Zum Glück war von Grimes, dem Ghoul, noch nichts zu sehen. Rasch ging ich wieder zurück und setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Die Beretta legte ich neben einen Ordner, wo sie gut gedeckt war, ich sie jedoch blitzschnell zur Hand hatte. Die Tür zwischen Vorzimmer und meinem Büro hatte ich offengelassen, so daß ich sah, wenn der Ghoul da war.
    Ich konnte es noch immer nicht fassen. Grimes, der Ghoul, besuchte mich, seinen Erzfeind. Wenn das kein Trick war, wollte ich Smith heißen.
    Die Sekunden wurden mir lang. Vielleicht hätte ich ihm entgegengehen sollen, anstatt hier zur warten.
    Jetzt war nichts mehr zu machen.
    Dann wurde die Tür des Vorzimmers geöffnet. Falls mein Besucher geklopft hatte, mußte ich es überhört haben.
    Ich spürte Schweiß in meinen Achselhöhlen. Meine rechte Hand legte ich auf den Griff der Waffe, beugte mich noch etwas weiter zur Seite und sah ihn.
    Ja, das war er!
    Der Mann an der Anmeldung hatte nicht gelogen. Ich sah Grimes, wie er leibte und lebte.
    Der altmodische Anzug, der Topfhut, die Handschuhe… Er schloß die Tür.
    Ich zog die Beine an und versteckte sie unter meinem Schreibtischstuhl.
    Der Ghoul durchquerte das Vorzimmer. Dabei schaute er sich lauernd um, als würde er einen Angriff erwarten.
    »Komm ruhig näher!« sagte ich in die Stille hinein.
    Er zuckte zusammen, als er meine Stimme vernahm, denn bisher hatte er mich nicht gesehen. Doch nun wußte er, wo ich saß, und er nahm direkten Kurs auf mein Büro.
    Mit der rechten Hand stieß er die Tür auf, bis die Klinke die Wand berührte.
    Dann stand er auf der Schwelle.
    Grimes brachte den bekannten Geruch mit. Er roch nach Moder, Grab und Friedhof.
    So hatte es in meinem Büro noch nie gestunken.
    Ruhig blieb ich sitzen.
    Wir schauten uns an. In seinem wabbeligen Gesicht zuckte es. Auch die Hände befanden sich in permanenter Bewegung. Er knetete seine Finger, zog und zerrte.
    »Was willst du?« unterbrach ich das Schweigen.
    Grimes ging einen Schritt vor. »Ich will dich töten, John Sinclair!«
    Die direkte Antwort überraschte mich. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. War dieser Ghoul lebensmüde? Er mußte doch wissen, was ihn erwartete.
    »Hast du es dir auch genau überlegt?« fragte ich lauernd.
    »Ja.«
    »Weshalb willst du mich töten?« Ich rückte mit dem Stuhl ein wenig nach hinten.
    »Asmodina will es so!«
    »Die Tochter des Teufels?«
    Grimes nickte. »Sie ist meine neue Herrin.«
    Dieser widerliche Dämon hatte sich auf ihre Seite geschlagen. Das überraschte mich nicht. Ich fand es nur merkwürdig, daß er mir offen entgegentrat. Normalerweise war das nicht die Art eines Ghouls. Sie waren sonst feige und gemein, hielten sich immer im Hintergrund und schickten andere vor.
    Irgend etwas stimmte da nicht.
    Es war mir einfach unvorstellbar, daß ein Dämon wie Grimes kurzerhand in mein Büro spazierte, um mich zu töten, auch wenn er mich bis aufs Blut haßte. Einen Trick hatte er sicherlich noch in der Hinterhand.
    Und den wollte ich herausfinden.
    Einen Schritt vor meinem Schreibtisch blieb er stehen. Wieder roch ich die Verwesungswolke, die mir von ihm aus entgegenströmte. Unwillkürlich hielt ich die Luft an.
    »Du willst mich also töten!« stellte ich nüchtern fest. »Ja.«
    Ich lächelte spöttisch. Mit Asmodina war mir offenbar eine höllisch gefährliche Gegnerin gewachsen, die ich auf keinen Fall
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