Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gut. »Glenda, Sie sind Klasse«, sagte ich. »Eine Beschwörung ist nicht schlecht. Allerdings weiß ich nicht, wie ich sie durchführen soll. Nicht alle Dämonen reagieren auf eine x-beliebige Beschwörung. Sie muß sozusagen maßgeschneidert sein.«
    »Und diesen Wortlaut wissen Sie nicht?« fragte Glenda.
    »Nein.«
    »Wer kann denn Auskunft geben?«
    Ich brauche nicht lange zu überlegen, sondern dachte an Myxin, den Magier. Ich wußte jedoch nicht, wie ich ihn beschwören sollte. Außerdem zeigte er sich nur, wenn er Lust hatte. Auf ihn konnte ich mich nicht verlassen.
    »Sieht trübe aus, John, wie?« fragte Glenda.
    Ich nickte.
    Glenda hob die Schultern. »Gibt es denn keine Möglichkeit, um Grimes zu fangen?«
    »Nein.« Ich trat ans Fenster und schaute hinaus. Unten auf der Victoria Street rollte der Verkehr langsam in Viererreihen voran. Über London lag ein bleigrauer Regenhimmel.
    Es hatte in den letzten Tagen einen rapiden Wetterumschwung gegeben. Von Frost zum Regen, verbunden mit Glatteis. Grimes!
    Zum Henker, wo steckte dieser verdammte Ghoul?
    Ich hatte auch an eine Großfahndung gedacht, doch die Idee wieder fallenlassen, denn wenn jemand den Ghoul entdeckte und ihm nicht richtig entgegentrat, konnte das diesen Menschen das Leben kosten.
    Aus diesem Grunde lief die Fahndung im geheimen.
    Ich drehte mich wieder um und lächelte Glenda zu.
    »Immer noch keine Lösung?« fragte sie.
    Mein Kopfschütteln sagte ihr genug.
    »Es tut mir leid für Sie, John. Wirklich.«
    Ich winkte ab. »Nun machen Sie sich mal keine Gedanken, denn das schadet dem Teint.«
    »Ihren Optimismus möchte ich haben, John!«
    Ich lächelte. »Den habe ich mir im Laufe der Zeit angewöhnt.«
    »Sagen Sie lieber angewöhnen müssen.«
    »Auch das.«
    Mit diesen Worten ging ich zurück in mein Büro. Dazu brauchte ich nur eine Tür zu öffnen.
    Immer wenn ich meinen Schreibtisch sehe, bekomme ich Komplexe. Ich agierte lieber an der Front, doch es blieb mir in diesem Fall nichts anderes übrig, als in meinem Büro sitzen zu bleiben.
    Kaum hatte ich Platz genommen, als das Telefon summte. »Sinclair!«
    Der Kollege unten an der Anmeldung hatte direkt durchgewählt. Das Gespräch lief nicht über das Vorzimmer. »Sir, da möchte unbedingt jemand zu Ihnen.«
    »Wer ist es denn?« fragte ich.
    Der Kollege gab mir eine Antwort, die mich fast vom Stuhl haute: »Der Mann, der Sie sprechen will, heißt Grimes…«
    ***
    Zwei Totenschädel rahmten ihn ein. Sie standen zu beiden Seiten des hochlehnigen Stuhles, auf dem der Richter hockte. Seine mageren Hände hatte er auf den Tisch gelegt, und in der rechten hielt er einen Holzhammer.
    Das breitflächige Gesicht war durch ein schiefes Grinsen perspektivisch verzerrt, die Haut wirkte lappig und faltig. Zwischen den Gesichtsfalten wuchsen Pusteln. Wie Stroh hingen die Brauen herunter, doch in seinen Augen lag ein erbarmungsloses Leuchten. Maddox hatte wieder seinen alten Posten erhalten.
    Allerdings nicht auf der Erde, sondern in einem Reich, das jenseits der sichtbaren Welt lag. Es war die Region des Bösen, Satans Land, eine Dimension des Schreckens.
    Wie auf der Erde, so gab es auch im Dämonenreich Strafen. Verbannung und Tod. Wer Fehler machte, über den wurde Gericht gehalten. Nachdem der Richter sein Urteil gefällt hatte, wurde dem Dämon entweder noch eine Chance gegeben oder er landete im Reich des Spuks, damit seine schwarze Seele für alle Ewigkeiten umherirrte und keine Chance erhielt, wieder in einen anderen Körper zu gelangen.
    Maddox freute sich jedesmal auf die Prozesse. Es war eine sadistische Freude, die er bereits in seinem ersten Leben empfunden hatte, wenn er hinter dem Richtertisch hockte.
    Hier war fast alles wie damals.
    Nur seine Macht hatte sich noch mehr gefestigt.
    Wenn er jemanden verbannte, dann hatte er den Satan hinter sich. Asmodis würde ihm nie ins Handwerk pfuschen und ein einmal gesprochenes Urteil widerrufen. Die Verhandlungen fanden in einem riesigen Gewölbe statt, das von Giftschwaden durchgezogen wurde. Am Eingang standen mehrere schrecklich anzusehende Gestalten und hielten Wache, damit niemand ungebeten den »Gerichtssaal« betreten konnte. Nur ranghohe Dämonen hatten jederzeit Zutritt. Dazu gehörte natürlich Asmodis als Herrscher der Hölle, der Spuk, andere hohe Dämonenfürsten wie der Schwarze Tod und natürlich auch Asmodina, die Tochter des Teufels.
    Sie war praktisch der neue Star am Dämonen-Himmel. Asmodis hatte sie geschaffen – als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher