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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter
Autoren: Jason Dark
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gebannt. Auf meine Veranlassung hin wurden die Friedhöfe der Millionenstadt überwacht. Ein schwieriges Problem. Erstens gab es zahlreiche Friedhöfe, und zweitens waren nicht so viele Beamte vorhanden. Dadurch traten Lücken in der Überwachung auf, so daß jeder Friedhof höchstens zwei Stunden kontrolliert werden konnte.
    Die Beamten wußten nicht, worum es ging. Man hatte sie mit dem allgemeinen Begriff Terroristenfahndung gefüttert.
    »Das ist zu wenig, was Sie getan haben«, warf Sir Powell mir vor und trank einen Schluck Wasser.
    »Ich kann Grimes auch nicht herzaubern.«
    »Das weiß ich.«
    »Haben Sie einen besseren Vorschlag?« erkundigte ich mich.
    »Wenn es etwas mit der Organisation zu tun haben sollte, wenden Sie sich vertrauensvoll an mich.« Sein Zeigefinger deutete jetzt auf mich. »Der Mann an der Front sind Sie. Und Ihr chinesischer Freund. Außerdem noch Mr. Conolly. Was wollen Sie eigentlich mehr?«
    Ich klaubte mir eine Zigarette aus der Packung und zündete sie gelassen an. »Ich will nur in Ruhe arbeiten«, erklärte ich meinem Vorgesetzten. »Mehr nicht.«
    »Und das können Sie nicht?«
    »Momentan hole ich mir hier eine Zigarre ab.«
    Der Superintendent lächelte ironisch. »Jetzt sagen Sie nur, ich halte Sie auf. Haben Sie denn eine Spur?«
    »Kaum.«
    »Na bitte.« Powell deutete auf meinen Bericht. »Was hier steht, das ist gut für den Papierkorb. Wenn ich die Seiten weiterleite, haben wir den Ärger.«
    »Wer sitzt Ihnen denn so hart im Nacken?«
    »Der zuständige Staatssekretär im Innenministerium. Dort ist die Ghoul-Sache hinlänglich bekannt. Außerdem ist einigen Zeitungsleuten unsere Überwachungstaktik aufgefallen. Sie sind natürlich wie die Geier und wollten wissen, was los ist.«
    Ich kannte Powell gut, sogar sehr gut. Wenn er so sprach, hatte er wirklich Ärger. Deshalb fragte ich: »Hat man Ihnen eine Frist von oben gesetzt?«
    »Ja.«
    »Wie lange?«
    »Drei Tage.«
    Das war knapp. Wo sollte ich Grimes finden? Er hatte sich verkrochen, das war mir klar.
    Powell hob drei Finger hoch. »Denken Sie an die Frist, John. Wenn Sie Grimes nicht fassen, gibt es Ärger. Dann müssen wir uns eine gute Ausrede einfallen lassen.«
    Ich stand auf. »Darüber werde ich mir jetzt schon Gedanken machen, Sir.«
    »Handeln Sie lieber.«
    Damit sprach mir mein Chef aus der Seele. Allerdings wußte ich nicht, wo ich den Hebel ansetzen sollte. Ich konnte ja nicht selbst die Friedhöfe überwachen.
    Ziemlich stürmisch riß ich die Tür zu meinem Vorzimmer auf. Glenda Perkins erschrak und legte ihre Hand dorthin, wo das Herz schlägt.
    »Himmel, haben Sie mich erschreckt, John.«
    »Sorry.« Ich schloß die Tür behutsam und blieb neben ihr stehen. Die schwarzhaarige Glenda trug heute einen kessen Pferdeschwanz und sah aus wie ein Teenager der sechziger Jahre. Sie trug einen Pullover und einen grünen Cordrock.
    Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, spürte die Wärme der Haut und merkte, daß Glenda erschauerte.
    »Kochen Sie mir eine Tasse Kaffee?« fragte ich.
    Sie drehte den Kopf und schaute mich aus ihren dunklen Augen an. »Er ist bereits fertig.«
    »Danke.«
    »Hatten Sie Ärger, John?«
    »Wieso?«
    »Das sieht man Ihnen an.«
    Glenda Perkins kannte mich eben sehr gut. Wir waren ein hervorragend eingespieltes Team.
    Sie stand auf, und meine Hand glitt von ihren Schultern. In dem Topf auf der Kaffeemaschine dampfte die heiße Brühe. Glenda schenkte ein, ich nahm mir Zucker.
    Zurück in mein Büro zu gehen, dazu hatte ich keine Lust. Ich blieb auf der Kante von Glendas Schreibtisch hocken. Sie schob ihren Stuhl zurück, schlug die Beine übereinander und schaute mich an.
    »Der Alte hat Sie angeniest, wie?«
    Ich nahm einen Schluck, trank und nickte. »Genau. Die Laune des guten Sir ist auf den absoluten Nullpunkt herabgesunken.«
    »Das habe ich gemerkt.« Glenda unterstrich ihre Worte mit einem Nicken. »Ich war ja schon da, als er kam. Sein Gesicht sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Worum geht es eigentlich? Hängt das mit Grimes zusammen?«
    »Ja.«
    »Wenn ich Ihnen helfen kann, John…?«
    Ich trank die Tasse leer. »Gern, vielleicht fällt Ihnen eine Lösung ein. Ich jedenfalls weiß mir keinen Rat mehr. Außer der Friedhofsüberwachung wüßte ich nicht, wo ich anfangen sollte.«
    »Grimes ist doch ein Dämon, nicht wahr?« fragte sie.
    Ich nickte.
    »Kann man ihn denn nicht beschwören?«
    Ich pfiff durch die Zähne. Die Idee war gut, sie war sogar sehr
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